Eishalle Freising:Technischer Defekt legt Kältemaschine lahm

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Schluss mit den brodelnden Gerüchten: Vertreter der Stadt Freising erklärten während eines Pressegesprächs, warum es zu Verzögerungen bei der Eisaufbereitung kommt. Schuld daran ist eine technische Panne bei der Kältemaschine. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Stadt Freising tritt Gerüchten entgegen, sie wolle in dieser Saison kein Eis aufbereiten. Zu Verzögerungen kommt es wegen Schäden an der neuen Kälteanlage. Möglicherweise werden die betroffenen Vereine für ihre Mehrausgaben entschädigt.

Von Peter Becker und Kerstin Vogel, Freising

Gerüchte kursierten in den vergangenen Tagen, die Stadt Freising beabsichtige, in dieser Saison die Eishalle nicht zu öffnen, um Energiekosten zu sparen. Dass die Kälteanlage defekt sei, wie die Stadtverwaltung meldete, sei nur ein Vorwand. "Das Zündeln muss aufhören", forderte Sebastian Wanzke vom Stadtverband für Sport angesichts der Gerüchte. Diesen traten Vertreter der Stadt am Freitag während einer Pressekonferenz entschieden entgegen. Solange es keine anders lautende Anweisung seitens der Bundes- oder Staatsregierung gebe, werde in Freising demnächst das Eis aufbereitet, lautete der einhellige Tenor. Andreas Sten von der Eishockeyabteilung des SE Freising meinte, ein technischer Defekt sei entschuldbar. So etwas könne immer mal passieren. Der Verein müsse halt zusehen, wie er die kommenden Wochen überbrücke.

Karl-Heinz Wimmer, Leiter des Freisinger Sportamts, sagte, in den technischen Defekt der Kältemaschine werde zu viel hinein interpretiert. Die Diskussion darüber habe sich verselbständigt. Bei der Panne handele es sich aber um kein taktisches Vorgehen der Stadt. "Es ist für alle ärgerlich", stellte Wimmer fest. Bernhard Knopeck sagte, es sei alles getan worden, um den Termin für die Öffnung der Eishalle in der kommenden Woche zu halten. "Die Leute haben über ihre Grenzen hinaus gearbeitet", versicherte er. "Dann kam die große Katastrophe."

Walter Flad, Geschäftsführer des Technischen Büros Weihenstephan, erklärte, zu einer ersten Verzögerung beim Einbau der neuen Kälteanlage sei es kurz vor dem Beginn der Arbeiten gekommen. Der Firma, welche diese hätte erledigen sollen, sagte drei Tage zuvor ab. Es musste ein neues Unternehmen gefunden werden. Der Zeitpuffer von vier Wochen sei dadurch aufgezehrt worden.

Die Maschine hat zwei Kolbenverdichter - und beide Kolben haben sich festgefressen

Die hocheffiziente Maschine bestehe aus zwei Kolbenverdichtern, sagte Flad. Bei einer ersten Inbetriebnahme sei es beim ersten zu einem Lagerschaden gekommen. Der Kolben habe sich fest gefressen. Dies wiederholte sich beim zweiten. Mittlerweile ist das erste Bauteil ersetzt und könnte in Betrieb gehen. Doch für die Eisbereitung bedürfe es der vollen Leistung der Maschine. Anfang übernächster Woche könnte es soweit sein. "Wir tun alles, um die Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen", versicherte Flad. Ein Probebetrieb, wie ihn sich Sportreferent Jürgen Mieskes gewünscht hätte, sei nicht möglich gewesen. Unter anderem, weil dies das Stromnetz in der Luitpoldanlage während des Volksfestes überlastet hätte.

Bürgermeisterin Birgit Mooser-Niefanger verwies auf einen Vorschlag, den die Freien Wähler am Donnerstag in der Stadtratssitzungen geäußert hatten: Ob man nicht die durch Probleme mit der neuen Eismaschine verursachte Verzögerung bei der Eröffnung der Eishalle zum Anlass nehmen wolle, den Betrieb heuer ganz auszusetzen, formulierte Benno Zierer im Stadtrat eine vorsichtige Anfrage. Angesichts der fatalen Situation bei den Strom- und Gaspreisen könne man damit "ein Zeichen setzen". Das eingesparte Geld könnte man Menschen in sozialen Nöten zugute kommen lassen, sagte der FW-Stadtrat und Landtagsabgeordnete weiter und appellierte, ehrlich und emotionslos über diese Idee zu diskutieren. Damit würde man "der Verantwortung als Stadtrat gerecht werden."

Tatsächlich stieß der Vorschlag im Stadtrat auf wenig Gegenliebe. Wenn man den Nutzen von Eishalle und oder auch des Freizeitbads "Fresch" für den Schulsport, aber auch die Allgemeinheit gegen die möglichen Einsparungen abwäge, müsse man sich klar für den Weiterbetrieb aussprechen, sagte Bürgermeisterin Eva Bönig für die Grünen-Fraktion. Peter Warlimont (SPD) räumte ein, dass man über so einen Schritt zwar nachdenken könne, als "Lehre aus der Corona-Zeit" sei für ihn jedoch geblieben, dass man Einschränkungen vor allem von Kindern und Jugendlichen wenn irgendwie möglich vermeiden sollte. Warlimont: "Es gibt Besseres als so einen symbolischen Akt."

Jürgen Mieskes will "keinen Sportlockdown wegen der Energiekrise verhängen"

Plakativer formulierte Sportreferent Jürgen Mieskes (CSU) seine Ablehnung. Zierer könne derartige Anträge gerne im Landtag einbringen, sagte er, in der Stadt Freising sei er als Sportreferent aber "stark dafür, keinen Sportlockdown wegen der Energiekrise zu verhängen". Wenn der Bund oder die Länder irgendwann so etwas anordnen würden, sei das etwas anderes, so Mieskes, einen Freisinger Alleingang brauche es aber nicht. Letztlich müsste man dann ja auch alle anderen Sporteinrichtungen und Hallen schließen, argumentierte er weiter. "Ich glaube, dass das die falsche Vorgehensweise wäre", bekräftigte Birgit Mooser-Niefanger (FSM), die sich quer durch den Stadtrat ziehende Ablehnung des Vorschlags. Natürlich müsse auch die Stadt Freising eine Bestandsaufnahme machen, wo Energie eingespart werden könne, und das laufe auch bereits - "aber jetzt nicht ausgerechnet beim Sport". Zierer erneuerte gleichwohl seine Forderung nach einer sachlichen Diskussion über dieses Thema - "auch wenn ich weiß, dass ich mir damit nicht überall Freunde mache". Ob die Freien Wähler den Antrag angesichts des Stimmungsbildes im Freisinger Stadtrat noch stellen werden, sagte er nicht.

Flad bemerkte, dass so ein Antrag gut zu überlegen sei. Die Stadt erhalte nämlich für die Kältemaschine erhebliche Fördermittel. Aber nur, wenn sie diese noch in diesem Jahr in Betrieb nehme. Falls sie darauf verzichte, in dieser Saison Eis zu machen, wären diese Zuschüsse verloren. Das würde wohl niemand in Kauf nehmen wollen.

Bianca Leitenberger vom Freisinger Eiskunstlaufverein verwies auf die hohen Kosten, welche etwa die Trainingszeiten auf fremdem Eis verursachten. Sie bezifferte sie auf 120 bis 140 Euro. Birgit Mooser-Niefanger bat Leitenberger und Sten, der Stadtverwaltung konkrete Zahlen für Mehraufwendungen zu geben. Es bestehe durchaus die Möglichkeit, die Vereine für ihren Aufwand zu entschädigen, versicherte Stadtrat Hans Hölzl.

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