Freisinger Diözesanmuseum:Entdeckungen auf der Baustelle

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Tief in der Geschichte des Dombergs graben die Archäologen im Lichthof des Diözesanmuseums. (Foto: Marco Einfeldt)

Auf der Baustelle am Domberg schaut es gerade wüst aus. Archäologen graben Zeugnisse eines frühen Friedhofs, Scherben einer kompletten Vase und ein Webstuhlgewicht aus.

Von Petra Schnirch, Freising

Auf der Museumsbaustelle sieht es gerade ziemlich wüst aus. Rohe Wände, Holzverschalungen, Gerüste, offengelegte Balken und natürlich Staub, wohin man schaut. Im Lichthof fehlt der Boden, Archäologen wühlen sich in der Tiefe durch die Erdschichten. Dennoch meint Markus Reif, Finanzdirektor der Erzdiözese München und Freising, dass es nun an der Zeit ist, sich intensiv Gedanken über inhaltliche Details der künftigen Ausstellung im Diözesanmuseum auf dem Freisinger Domberg zu machen. Museumsdirektor Christoph Kürzeder nickt kurz und energisch. Er freut sich sichtlich über das, was hier entsteht - und die neuen Möglichkeiten, die damit verbunden sind. Seit mittlerweile sechs Jahren ist das Museum wegen Brandschutzmängeln geschlossen. Die Erzdiözese entschloss sich daraufhin zu einer Komplettsanierung.

Ende 2021 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, das Haus wird sich dann in ganz neuer Form präsentieren. Das um 1870 als Knabenseminar errichtete Gebäude verwandelt sich gerade in ein lichtes, offenes Museum mit Durchblicken in andere Räume, aber auch nach draußen auf Domberg, Stadt und Landschaft. "Das wird ein sehr außergewöhnlicher Bau", schwärmt Kürzeder bei einem Rundgang über die Baustelle: "mutig und offen".

Großbaustelle: Im Museum wird nicht nur beim Brandschutz nachgebessert. (Foto: Marco Einfeldt)

Entdeckungen beim Umbau: 140 teils schiefe Kaminzüge und archäologische Fundstücke

Es werden neue Arkaden geschaffen. Der künftige Eingangsbereich wird ein einziger heller, großer Raum. Auch die Außenansicht wird sich verändern, die Rundbogenfenster werden nach unten verlängert, lassen mehr Licht hinein. Der Titel des Siegerentwurfs des Architekturbüros "Brückner und Brückner" lautet denn auch "offene Wände" - innen und außen. Gerade die Eingriffe an der Fassade werden maßvoll sein, wie alle Seiten von Anfang an betonen. Sie komme dann dem ursprünglichen Entwurf des Knabenseminar-Erbauers Matthias Berger sehr nah, erklärt Kürzeder.

Ein solches Großprojekt birgt stets Überraschungen. Beim Entkernen haben die Arbeiter allein 140 Kaminzüge entdeckt, die nicht immer geradlinig nach oben steigen, wie Architekt Manfred Rudolf schildert. Weniger überraschend sind die archäologischen Funde im Bereich des Lichthofs, da ja bekannt ist, dass der Domberg seit langem besiedelt ist. Sie reichen bis in die Bronze- und sogar die Steinzeit zurück. Die Archäologen haben laut Rudolf die Scherben einer kompletten Vase entdeckt, die vermutlich aus einer Handwerkersiedlung der Bronzezeit stammt. Weiteres Highlight ist ein Webstuhlgewicht, eine alte Tonscheibe. "Wir kommen hier tief in die Geschichte", meint Kürzeder. Auch Zeugnisse eines früheren Friedhofs holten die Archäologen aus dem Boden - alter Abraum, der beim Bau verwendet wurde.

Das ganze Haus wird umfassend saniert. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Kosten der Sanierung sind von 45 auf 60 Millionen Euro gestiegen

Das Fundament des Gebäudes wird im Zuge der Sanierung mit Beton unterfangen. Dann wird im Lichthof die Bodenplatte aufgebracht. Das Holzdach wird abgebaut und ebenfalls saniert, kommt aber zurück ins Museum, das in der Zwischenzeit zum Schutz eine Abdeckung erhält. Die bisherigen Aluminiumfenster unterhalb der Lichthof-Decke werden ersetzt. Seit Februar umgibt das Museum ein Gerüst, das für einen längeren Zeitraum stehen bleibt. Im Herbst soll mit der technischen Ausrüstung des Gebäudes begonnen werden.

Die Kosten für die Sanierung sind, wie für alle anderen Maßnahmen am Domberg auch, deutlich gestiegen. Inzwischen rechnet die Erzdiözese laut Finanzdirektor Reif mit 60 Millionen Euro, anfangs war man von 45 Millionen ausgegangen.

© SZ vom 31.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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