Corona im Landkreis  Freising:Hotel als Reservekrankenhaus gesucht

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Nicht nur das Gesundheitsamt testet am Zollinger Bauhof vorgeladene Personen auf eine Infizierung mit dem Corona-Virus. Von Freitag an wird dort das Rote Kreuz in Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten tätig. (Foto: Marco Einfeldt)

Im Falle einer massiven Ausweitung der Corona-Pandemie sollen dort Patienten versorgt werden. Zahl der Todesfälle ist auf sieben gestiegen.

Von Peter Becker, Freising

Der Landkreis Freising ist auf der Suche nach einem Hotel, das im Falle einer massiven Ausweitung der Corona-Pandemie als Reservekrankenhaus dienen könnte. Dies gab Landrat Josef Hauner (CSU) am Donnerstagnachmittag während einer Pressekonferenz bekannt. Andere Landkreise wie etwa Erding und Ebersberg lassen zu diesem Zweck Feldbetten in Turnhallen aufstellen, um für solch einen Katastrophenfall gerüstet zu sein. Hauner und die Führungsgruppe des Katastrophenschutzes im Landkreis Freising halten jedoch ein Hotel für die bessere Alternative. Sie können dort im Hinblick auf Hygiene, Unterbringung in Einzelzimmern, Betreuung und Verpflegung besser versorgt werden.

Landrat und Freisinger Klinikum kritisieren in diesem Zusammenhang eine Äußerung des Erdinger Landrats Martin Bayerstorfer. Dieser hatte den Eindruck erweckt, es gebe im Landkreis Freising keine Kapazitäten mehr, um die an Corona Erkrankten zu versorgen. Der Landkreis Erding müsse deshalb einspringen und dieser habe bereits Patienten übernehmen müssen. Andreas Holzner, Geschäftsführer des Klinikums, stellt fest, dass der Landkreis einer der am stärksten von der Pandemie betroffenen in Bayern sei. Deshalb habe sich dieser schon früh mit dem Aufbau von Kapazitäten für die Betreuung der Infizierten und der Beschaffung von medizinischem Material befassen müssen. Dies in Frage zu stellen und von "erschöpften Kapazitäten" zu sprechen, verunsichere die Bevölkerung und entspreche nicht den Tatsachen, kritisiert Holzner in einer Pressemitteilung des Klinikums. Die reibungslose und höchst professionelle sowie kollegiale, übergreifende Zusammenarbeit innerhalb der drei gleichberechtigten Landkreise des Rettungsverbandes sollte nicht durch derartige wahlkampfgetriebene Äußerungen beeinträchtigt werden", mahnt Holzner. Bei der Bewältigung der immensen Herausforderungen durch die Coronavirus-Pandemie sei Geschlossenheit gefragt.

"Die Lage ist stabil"

Dass das Klinikum eine weitere Aufnahme von Infizierten gerüstet ist, daran lässt Ärztlicher Leiter Markus Neumaier keinen Zweifel. "Die Lage ist stabil", sagte er während der Pressekonferenz. Derzeit gibt es 46 Patienten im Klinikum im Zusammenhang mit dem Coronavirus. 22 davon sind positiv getestet, 24 in Abklärung. Elf Erkrankte liegen auf der Intensivstation, neun werden beatmet. Die Zahl der Toten ist mittlerweile auf sieben gestiegen. Bei dreien ist eine Infizierung bestätigt. Dabei handelt es sich um Menschen, die Vorerkrankungen hatten und zwischen 79 und 86 Jahre alt waren. Neun Patienten sind entlassen und befinden sich in häuslicher Quarantäne.

Neumaier trat ebenfalls Gerüchten entgegen, es gebe eine Bettennot. 90 stünden auf der Isolierstation zur Verfügung, um weitere 90 könne jederzeit aufgestockt werden. "Eine Engstelle sind allerdings die Beatmungsgeräte", schränkte Neumaier ein. Er und Hauner hoffen, dass bald weitere eintreffen. Der Landrat betonte, dass sich das Landratsamt schon lange selber darum kümmere, Schutzausrüstungen aus verschiedenen Quellen zu besorgen. Würde man sich auf Bund und Freistaat verlassen, könne man schon nicht mehr arbeiten.

Laut Mitteilung des Landratsamts waren am Donnerstagnachmittag 326 Personen als Infizierte gemeldet worden. 64 davon seien bereits wieder genesen, sagte Christine Setzepfandt, Leiterin des Gesundheitsamts. Sie stellte fest, dass Betroffene immer weniger Kontaktpersonen angeben könnten, die sie möglicherweise infiziert haben. Sie führt dies auf die Einschränkung der sozialen Kontakte infolge der jüngsten Ausgangsbeschränkungen zurück.

Dass diese eingehalten werden, darüber wacht die Polizei im Landkreis. Ernst Neuner, Leiter der Freisinger Polizeiinspektion, stellt den Landkreisbürgern ein gutes Zeugnis aus. 17 Fälle gab es zu beanstanden, neun davon wurden zur Anzeige gebracht. Neuner warnte vor Betrügern, die in anderen Landkreises bereits mit Schutzanzug und Maske vor Haustüren stünden, behaupten sie kämen vom Gesundheitsamt und verlangten Einlass in Wohnungen. "Das Gesundheitsamt macht keine Hausbesuche", betonte Neuner.

Die Teststelle in Zolling teilen sich von Freitag an das Gesundheitsamt und die niedergelassenen Ärzte. Die senden dort von 9 bis 14 Uhr Patienten hin, die unter Corona-Verdacht stehen. Sie können dort auf Vorladung und unter Nennung eines Kennwortes einen Abstrich nehmen lassen. Betreut wird die durch das Rote Kreuz. Wer eine Einladung vom Gesundheitsamt hat, wird von 15 bis 20 Uhr getestet. Georg Miedl, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes, sagte, dass die Versorgung der niedergelassen Ärzte mit Schutzanzügen und Masken dank der Bemühungen des Landratsamts sicher gestellt sei.

© SZ vom 27.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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