Die Gründer des Freisinger "Café Übrig", das übrigens das erste Foodsharing-Café in Bayern ist, wollen auch zukünftig der Wegwerfgesellschaft entgegentreten. Doch die Neueröffnung an der General-von-Nagel-Straße 9 in Freising wird sich nun noch einmal nach hinten verschieben. Das sei nach einem Telefonat an diesem Donnerstag mit der Stadt nun sicher, sagt Carolin Stanzl. "Das ist natürlich schade, sehr sehr schade." Stanzl ist eine der Mitgründerinnen des Freisinger Vereins Übrig, der sich gegen Lebensmittelverschwendung engagiert. Bis Ende Oktober 2021 betrieb der Verein noch das Café Übrig an der Ziegelgasse. Danach wurde der Umzug in neue und größere Räume an der General-von-Nagel-Straße geplant. Eigentlich sollte es dort, im neuen Café, schon in diesem März weitergehen. Aber auch dieser Termin musste verschoben werden, Anfang Juni wurde dann als neuer genannt.
Noch fehlt die Genehmigung
Die Lebensmittelretter haben unterschätzt, wie umfangreich und zeitaufwendig die dafür notwendige Antragsstellung ist. Nicht nur ein Antrag auf Nutzungsänderung musste bei der Stadt gestellt werden, sondern auch ein Sonderantrag, dass die Parkplatzablöse als gemeinnütziger Verein nicht bezahlt werden muss, berichtet Stanzl. Pro zehn Quadratmeter Gaststättenfläche nämlich muss entweder ein Stellplatz geschaffen werden - oder eine Ablöse wird fällig. Insgesamt wären das dann etwa 30 000 Euro, die sich der Verein aber nicht leisten könne. "Heute haben wir nun erfahren, dass die Anträge zwar bearbeitet werden, es aber leider alles noch ein bisschen dauern wird", sagt Stanzl. Der Sonderantrag auf Erlass der Parkplatzablöse nämlich müsse erst noch durch den Planungsausschuss, Ende Juni werde das hoffentlich sein. Aber auch dann dauere es noch einige Zeit bis zur endgültigen Genehmigung. "Das sind halt die Richtlinien - aber dass es sich so lange hinzieht, hätten wir nicht gedacht", sagt Stanzl. "Wir rechnen leider nicht mehr mit einer Eröffnung des Cafés vor dem 1. August."
Das neue Café ist bereits fertig
Fertig sei das neue Café aber eigentlich schon jetzt - nur der Bartresen fehle noch, der werde gerade gebaut. In den vergangenen Wochen waren Carolin Stanzl und ihre Mitstreiter - etwa 20 Helfer aus dem Verein, der mittlerweile gut 90 Mitglieder zählt, - ziemlich aktiv. "Zum Glück haben wir einen Elektriker und einen Schreiner im Verein", sagt Stanzl. Der eine verlegte die Stromkabel, der andere baute die Küche zusammen. Sitzbänke wurden aus Holz gebaut, andere Möbel zusammengesucht. Auch der Verteilerkühlschrank laufe bereits. "Wir sind quasi startklar", sagt Stanzl. "Wir fiebern dem Tag entgegen, an dem wir eröffnen können." Auch aus finanziellen Gründen, denn die Monatsmiete müsse bereits bezahlt werden, mit drei Monaten ohne Einnahmen aber müsse der Verein sicher rechnen.
Solipreis für Getränke
Das Konzept des neuen Café Übrig werde dem früheren sehr ähnlich sein - aber einige Veränderungen wird es doch geben. Auch im neuen Café wird auf den Teller kommen, was sonst im Abfall gelandet wäre. Bezahlen muss man für sein Essen nichts, spenden darf man aber natürlich gerne. Die geretteten Lebensmittel, aus denen Kuchen und Gerichte entstehen, kommen von Hotels, Restaurants und Geschäften. Für die Getränke aber wird zukünftig ein Solipreis verlangt, jeder zahlt, soviel er kann oder will. Auch soll es zukünftig mehr Veranstaltungen geben, im neuen Café gebe es den dafür notwendigen Platz. Workshops oder Vorträge zu verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen sollen dort stattfinden, daneben sind Konzerte und Bildungsangebote geplant.