Lärmschutz am Flughafen:Laut wird teuer

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Der Flughafenbetreiber FMG arbeitet an einem neuen Entgeltmodell, das den Einsatz leiserer Maschinen belohnt. Der Vorsitzende der Fluglärmkommission Tobias Eschenbacher sagt, man dürfe bei den Gebühren nicht zimperlich sein.

Von Peter Becker, Flughafen

Lärm nervt, und das besonders nachts. Und so waren die Nachtflüge am Flughafen im Erdinger Moos wieder ein Schwerpunkthema in der Sitzung der Fluglärmkommission am Mittwochvormittag. Laut Hermann Blomeyer, Leiter der Umweltabteilung der Flughafen München GmbH (FMG), gehen neun Prozent von 102 bei den Flughafenbetreibern eingegangener Beschwerden auf das Konto der Nachtflüge. Das Gros der Anrufe und schriftlichen Proteste machen allerdings mit einem Anteil von 48 Prozent Klagen aus, die sich auf Phänomene tagsüber beziehen. Sei es, dass Flugzeuge scheinbar von ihren gewöhnlichen Routen abweichen, zu tief fliegen oder generell zu laut sind.

Josef Schwendner, Generalbevollmächtigter bei der FMG, sagte, dass der Flughafenbetreiber gerade an einem Lärmentgeltmodell arbeite, das insbesondere die Betreiber von leiseren Maschinen belohne. Es werde stark mit Zuschlägen gearbeitet, die sich möglicherweise im Halb- oder Viertelstundentakt erhöhten. Das Konzept soll im April fertig sein. Die Fluglärmkommission tagt das nächste Mal am 27. Mai, so dass ihr Votum noch in die Entscheidung über die neuen Flughafenentgelte miteinfließen könnte. Tobias Eschenbacher, Vorsitzender der Fluglärmkommission, forderte die FMG dazu auf, bei den Gebühren ja nicht zimperlich zu sein. "Nachtflüge müssen deutlich teurer werden", verlangte er.

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"Leiser und dafür mehr, das hilft nicht"

Laut Blomeyer hat es im vergangenen Jahr 78 Flugbewegungen pro Nacht gegeben. 2019 bewegt sich diese Zahl auf ähnlich hohem Niveau. Die FMG schöpfe somit 72 Prozent des ihr zugestandenen "Lärmtopfes" aus, sagte Blomeyer. Dem entgegnete Eschenbacher, dass die Flugzeuge immer leiser würden, die Belastung der Einwohner in der Region nehme aber immer mehr zu. Neufahrns Bürgermeister Franz Heilmeier zog den Schluss daraus, dass man aufgrund des technischen Fortschritts das Lärmkontingent eigentlich senken müsse, anstatt das alte durch mehr Flüge wieder aufzufüllen. "Leiser und dafür mehr, das hilft nicht", unterstrich dies Eschenbacher. Der Flughafen sei ein Unternehmen, das auf Wachstum abziele. Doch die Frage sei, was mit der Bevölkerung passiere. "Wir wünschen uns das nicht", betonte Eschenbacher. Irgendwann müsse man den Deckel auf den Topf drauf machen.

Den Flughafenanrainern sind insbesondere die Ausnahmen von der Nachtflugregelung ein Dorn im Auge. Uwe Büchner, Leiter des Referats für Luftsicherheit im Umweltministerium, versuchte mit einem Vortrag Transparenz in die Genehmigung von Ausnahmen bei der Nachtflugregelung zu bringen. Er erklärte dies am Beispiel des Julis 2019, in dem es sieben besonders belastete Nächte gegeben habe. Insgesamt habe es 115 Anträge auf eine Ausnahmeregelung gegeben. 17 hätten seine erfahrenen Beamten, die alle keine "heurigen Hasen" seien, sofort abgelehnt, erzählte Büchner.

Dazu gab es 98 Genehmigungen, 47 Ausnahmen seien nicht in Anspruch genommen worden, so dass am Ende nur 35 Erlaubnisse auch tatsächlich genutzt worden seien. Christian Magerl äußerte sein Unverständnis dafür, dass von den Fluggesellschaften keine Gebühren wegen der Ausnahmegenehmigungen erhoben würden. Die Beamten, die das erlaubten, würden schließlich von Steuern bezahlt. Büchner entgegnete, dass diese sowieso ihren Dienst versehen müssten. Sein Referat ist nämlich auch für Terrorlagen zuständig.

© SZ vom 05.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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