Beschwerden im Landkreis häufen sich:Gestörte Nachtruhe durch Fluglärm

Lesezeit: 2 min

Von Peter Becker, Flughafen

Egal ob, Kranzberg, Kirchdorf oder Eitting: Die Beschwerden gegen Verstöße gegen die Nachtruhe im Bereich des Flughafens im Erdinger Moos häufen sich deutlich. Das stellte Tobias Eschenbacher während der Sitzung der Fluglärmkommission am Donnerstag fest. "Ausnahmen werden zur Regel. Es gibt eine massive Zunahme in allen Bereichen." Das bedeutet, dass störende Flüge auch in den Randflugzonen ab 22 Uhr und von fünf bis sechs Uhr morgens verstärkt stattfinden. Eschenbacher hatte eine Idee parat, wie dem Problem beizukommen wäre. Die Flughafen München GmbH (FMG) müsste bei den Entgelten die Tarife für späte und laute Flüge so anheben, dass sie für die Airlines unattraktiv würden.

Roland Biberger vom Luftfahrtamt Süd der Regierung von Oberbayern hatte berichtet, dass von November bis Ende Juni 25 Beschwerden bei der Behörde eingegangen seien. Deren Gegenstand sind tiefe und laute Flüge so wie Störung der Nachtruhe. Eittings Bürgermeister Georg Wiester berichtete, dass in der Nacht des 23. Juni vier Flugzeuge spät über die Gemeinde hinweggeflogen seien. "Das waren nicht die leisesten", betonte er. Kirchdorfs Bürgermeister Uwe Gerlsbeck berichtete, dass Flüge nach Asien oder Mexiko nach Mitternacht rausgingen. Er vermutet, dass wirtschaftliches Interesse dahinter stecke.

Das wiederum stritt ein Vertreter des bayerischen Verkehrsministeriums, das für den Flughafen zuständig ist, ab. Er betonte, dass die Behörde Ausnahmen von der Nachtflugregelung sehr restriktiv handhabe. Etwa zur Vermeidung erheblicher Störungen des Flugverkehrs. Zum Beispiel bei Unwetterlagen, bei dem verspätete Flüge noch landen oder starten dürften, weil zuvor die Bahnen gesperrt waren. Harald Reents, Bürgermeister von Hallbergmoos, fürchtet, dass Ausnahmeregelungen aufgrund von Unwettern künftig zunähmen. Für Eschenbacher stellt sich die Frage, die verspäteten Flüge in Kauf zu nehmen und damit in den Randflugzeiten fast schon "Normalbetrieb" zu haben, oder das Ruhebedürfnis der Anwohner höher zu bewerten.

Josef Schwendner, Generalbevollmächtigter der FMG, sagte, dass innerdeutsche Flüge und solche aus Europa bei Unwetterlagen ohnehin am Boden blieben. Interkontinentalflüge müssten dagegen landen dürfen. Schwendner bestätigte, dass die FMG spätestens im Herbst damit beginnt, eine neue Entgeltliste für die Fluggesellschaften zu erarbeiten. Diese beinhaltet, Lärm, Passagiere, Fracht und Flugzeugtypen. Derzeit nimmt die FMG daraus 600 Millionen Euro ein. Etwa 11,5 Prozent oder 65 Millionen Euro davon stammen aus dem Lärmanteil. Die FMG erwägt, diesen Anteil auf 25 Prozent auszubauen. Gesellschaften mit leisen Flugzeugen sollten "belohnt" werden, sofern andere dabei nicht "diskriminiert" würden.

© SZ vom 26.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: