Notstand bei Freisinger Feuerwehr:Frauen sollen löschen

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Die bei nächtlichen Einsätzen mit Autos anfahrenden Feuerwehrmänner werden hier als Störfaktor angesehen. (Foto: Marco Einfeldt)

Wenn sie einsatzbereit bleiben will, muss die Stadt Freising dringend um Freiwillige für ihre Feuerwehren werben.

Von Kerstin Vogel, Freising

Die Stadt Freising muss dringend um Freiwillige für ihre Feuerwehren werben. In manchem Ortsteil muss möglicherweise über den Ausbildungsstand der Helfertruppe geredet werden - und die Entscheidung für den Neubau der Feuerwache in Lerchenfeld war richtig: Das sind die ersten Schlüsse, die sich laut Ordnungsamtsleiter Robert Zellner aus dem Feuerwehrbedarfsplan ziehen lassen, der aktuell für die Stadt Freising erstellt wird.

Das etwa 500 Seiten starke Werk wurde in den vergangenen neun Monaten vom Passauer Büro Dittlmann erarbeitet und zeigt Zellner zufolge "die Stärken, aber eben auch Schwächen der Freisinger Feuerwehr auf".

Zu viele Feuerwehrleute arbeiten auswärts

Zu den Schwächen gehört dabei, dass die Einsatzbereitschaft in den Ortsteilen derzeit nur noch gerade so aufrechterhalten werden kann. Zu viele Feuerwehrmitglieder arbeiten auswärts und können nicht ohne weiteres ausrücken, weshalb das Problem laut Zellner vor allem tagsüber besteht. "Wir müssen um Freiwillige werben, um Frauen, die daheim sind, oder um Menschen, die von Zuhause aus arbeiten", fordert er. Eine Berufsfeuerwehr, wie sie immer wieder ins Gespräch gebracht werde, sei dagegen eher keine Option, so Zellner: "Davon sind wir noch weit entfernt und das Potenzial an möglichen Freiwilligen ist noch nicht ausgeschöpft."

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Ganz fertig ist der Feuerwehrbedarfsplan, in den die Stadt Zellner zufolge gut 12 000 Euro "und viel Zuarbeit aus der Verwaltung" investiert hat, auch noch nicht. So müssen die Feuerwehrgremien noch über "feuerwehrtaktische Fragen beraten", wie der Amtsleiter sagt, die Stadträte müssen sich mit den Auswirkungen auf die Stadt befassen: Wo braucht es neue Fahrzeuge, könnten welche von einer Außenwache in eine andere "verschoben" werden, müssen Feuerwachen ausgebaut werden - all das ist zu klären, weil es auch um Investitionen geht.

Im Finanzausschuss war am Montag zunächst allerdings eine ganz andere Frage strittig. Zellner hatte den Stadträten vorgeschlagen, die bisherigen Ergebnisse aus dem Bedarfsplan zunächst in einem kleineren Gremium mit den "Feuerwehrexperten" der Fraktionen zu diskutieren und erst dann den Ausschuss beziehungsweise den Stadtrat entscheiden zu lassen. Das wollte vor allem Rudi Schwaiger (CSU) und Sebastian Habermeyer (Grüne) nicht einleuchten. Er frage sich, was da in dem kleinen Kreis noch beraten werden solle, wunderte sich Schwaiger. Das führe doch nur zu einer Zeitverzögerung, wo die Sache eigentlich eile. Auch Habermeyer nannte dieses Vorgehen "wenig zielführend", wenn die politische Bewertung am Ende ja doch durch den Stadtrat erfolgen müsse. Benno Zierer (FW) wiederum sprach sich für den "kleinen Kreis" aus: Man fordere selber immer, dass frühzeitig Transparenz geschaffen werden müsse, "und jetzt kritisieren wir genau das", sagte er - und eine Mehrheit im Ausschuss schloss sich ihm an.

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Gute Nachrichten gab es am Rande der Diskussion für die Lerchenfelder. Für die Stadtteilfeuerwehr soll bekanntlich an der Katharina-Mair-Straße die alte Unterkunft durch einen Neubau mit dann zehn statt bisher acht Stellplätzen ersetzt werden. Zuletzt allerdings hatte es vor allem mit dem Immissionsschutz Probleme gegeben. Die in den 70er-Jahren erbaute Feuerwache liegt heute mitten in einem Wohngebiet, die bei nächtlichen Einsätzen mit Autos anfahrenden Feuerwehrmänner wurden hier offenbar als Störfaktor angesehen.

Man sei aber "in enger Abstimmung mit der Regierung von Oberbayern auf dem Weg eine Lösung hinzubekommen", sagte Stadtbaudirektor Gerhard Koch im Finanzausschuss: "Es braucht wohl eine spezielle Carport-Anlage, über die demnächst im Ausschuss beraten werden soll." Dann dürfte auch feststehen, wann der ursprünglich für Frühjahr 2017 avisierte Baubeginn nun sein wird - und ob die im Februar 2016 genannte Kostensumme von 3,375 Millionen Euro noch stimmt.

© SZ vom 22.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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