Moosburger Entscheidung:Stadt baut für die Obdachlosen

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Der Zustand der Obdachlosen-Unterkünfte im ehemaligen Kriegsgefangenenlager ist katastrophal. Die Stadt Moosburg hat sich daher für einen Neubau an der B 11 entschieden - in Massivbauweise und mit Doppel- statt Dreibettzimmern.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Nachdem der Stadtrat vor einem Jahr die Planung für eine neue Obdachlosenunterkunft auf den Weg gebracht hat, geht das Projekt jetzt in die entscheidende Phase. Am Montag legte sich das Gremium auf ein Grundstück an der Landshuter Straße (B 11) fest, das stadtauswärts kurz vor der Isarbrücke neben dem Betrieb eines Autoreifenhändlers liegt. Zudem entschied sich der Stadtrat für eine Variante mit flexibler Raumgestaltung und Doppel- statt Dreibettzimmern.

Viele Jahre war das Thema in der Stadt nur wenig präsent. Doch zuletzt hatte sich unter den Lokalpolitikern mehrheitlich die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Bau eines neuen Obdachlosenheims unumgänglich ist. Zum einen sind die derzeitigen Unterkünfte in den ehemaligen Wachbaracken des Kriegsgefangenenlagers Stalag VII A an der Schlesierstraße in einem desolaten Zustand. Zum anderen befinden sie sich auf dem Gelände, auf dem Stadt und Landkreis irgendwann gerne das Schulzentrum Nord erweitern würden. Im Juli vergangenen Jahres beauftragte der Stadtrat die Verwaltung, mögliche Standorte für eine Obdachlosenunterkunft zu eruieren. Im November entschied er sich für eine Massivbauweise, woraufhin verschiedene Varianten erarbeitet wurden.

Drei Grundstücke standen zur Auswahl

Zur Auswahl standen auch städtische Grundstücke an der Ecke Böhmerwaldstraße/Sudetenlandstraße sowie an der Stadtwaldstraße. Der Stadtrat entschied sich jedoch für das 831 Quadratmeter große, nicht im Besitz der Kommune befindliche Gelände an der Landshuter Straße, "auch wenn prinzipiell alle drei Grundstücke geeignet wären", wie Grünen-Fraktionschef Johannes Becher meinte. Die anderen Grundstücke könne man nun für den sozialen Wohnungsbau in Betracht ziehen. Jörg Kästl bezeichnete das Gelände an der B 11 als "nicht ganz optimal", wie die Anträge des Freistaats Bayern gezeigt hätten. Dem gehört derzeit noch das Grundstück, für das es nach einigem Hin und Her im Bauausschuss inzwischen einen genehmigten Vorbescheid zur Errichtung von zwei Gewerbeeinheiten und vier Wohnungen gibt. Nach Auskunft des Landratsamts wäre auf dem Areal jedoch auch die von der Stadt geplante Obdachlosenunterkunft zulässig.

Bei den Anwohnern, mit denen sich die Verwaltung schon ausgetauscht hat, gibt es Bedenken gegen den Standort. "Diese müssen durchaus ernst genommen werden, man muss weiter in Kontakt bleiben", mahnte Martin Pschorr (SPD). Nicht unstrittig war auch die Wahl der Bau-Variante.

Die Stellungnahme der Mitarbeiter sei nicht zitierfähig, sagt Stadtrat Jörg Kästl

"Bei uns im Haus wurde das kontrovers diskutiert", sagte Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU). So sprach sich das zuständige Ordnungsamt für Variante 2 aus, die ein Gebäude mit Erd- und Obergeschoss, Mittelgang, zehn Dreibett-, einem Doppel-, einem Durchgangszimmer und Gemeinschaftduschen vorsah. Sie biete Platz für mehr Leute, sei hygienischer und, weil man sich den Schlafraum mit mehreren Personen teilen müsse, "eventuell ein Anreiz, sich baldmöglichst um eine eigene (Sozial-) Wohnung zu bemühen".

Kästl fand "die Stellungnahme der Mitarbeiter nicht zitierfähig" und votierte wie die große Mehrheit für Variante 1 (22:1 Stimmen). Diese sieht eine - mit verschließbaren Durchgangstüren flexibel gestaltbare - Einteilung in sechs Wohneinheiten vor, in denen je vier Personen in Doppelzimmern untergebracht sind. Je Wohneinheit gibt es einen Küchenblock sowie eine Nasszelle. Zudem sind ein Durchgangs- und ein Familienzimmer geplant. Der Zugang erfolgt über Laubengänge. Die Polizei, das Gesundheitsamt und die Arbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe Bayern hielten diese Lösung für die bessere. Außerdem sei sie "in Pfaffenhofen mit Erfolg erprobt worden", so Vizebürgermeister Josef Dollinger (FW).

© SZ vom 17.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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