Einsatzkräfte gewappnet:Cluster und Booster gegen Omikron

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Das Klinikum Freising hat ein detailliertes Hygiene- und Test-Konzept ausgearbeitet, um möglichst zu vermeiden, dass sich viele Mitarbeitende gleichzeitig in Quarantäne befinden. (Foto: Johannes Simon)

Zentrale Einrichtungen haben sich auf die neue Welle vorbereitet. Sie sind zuversichtlich, dass es zu keinen ernsthaften Engpässen kommen wird.

Von Gudrun Regelein

Die Omikron-Welle rollt, die Inzidenz steigt in erschreckender Geschwindigkeit. Und damit wachsen die Sorgen vor Personallücken in der sogenannten kritischen Infrastruktur. Dazu zählen etwa Polizei, Feuerwehr oder Energieversorger, aber auch Behörden. Im Landkreis Freising scheint man gewappnet zu sein, zumindest gibt es überall Konzepte. Noch hat Omikron nicht zu ernsthaften Personalengpässen geführt.

Landratsamt

"Wir tun alles Mögliche", sagt Robert Stangl, Pressesprecher im Landratsamt. Dort setze man aktuell wieder verstärkt auf Home-Office, eine deutlich reduzierte Bürobelegung, Testangebote auch für Geimpfte und Genesene, Telefon- und Videokonferenzen statt Besprechungen in Präsenz, den Einsatz von Security zur Zugangskontrolle, Abstandsregeln und Lüften, zählt er auf. Der Winterdienst am Landkreisbauhof arbeitet im Schichtbetrieb und die einzelnen Teams werden strikt getrennt, um Ausfälle wegen Quarantäne so weit wie möglich zu vermeiden. In der Zulassungsstelle im Landratsamt wurden zusätzliche Trennscheiben eingebaut, die Räume verfügten zudem seit dem Umbau über eine sehr gute Lüftungsanlage, berichtet Stangl.

Rathaus

Um Begegnungen zu minimieren, werde auch im Freisinger Rathaus wieder verstärkt vom Arbeiten im Home-Office Gebrauch gemacht, berichtet Pressesprecherin Christl Steinhart. "Zumindest wo immer der Dienstbetrieb dies erlaubt." In Bereichen der kritischen Infrastruktur - wie Klärwerk oder Bauhof - werde nach Möglichkeit in festen Schichten gearbeitet, auch Begegnungen während der Pause gebe es nicht. Derzeit gebe es zehn Quarantänefälle unter den städtischen Mitarbeitern. Im Rathaus gelte bei Besuchen in der Verwaltung die 3-G-Regel. Dies ist seit kurzem auch bei Sitzungen des Stadtrates und seiner Ausschüsse für alle Mitglieder des Gremiums, die teilnehmenden Mitglieder der Verwaltung und für Besucher der Fall, wie die Stadtverwaltung meldet. Soweit der Impfstatus oder der Genesenen-Nachweis nicht vorgelegt werden kann, ist ein aktueller negativer Test vorzulegen.

Polizei

Bei der Freisinger Polizei setzt man auf Cluster-Bildung. "Wir achten darauf, dass zwischen den unterschiedlichen Dienstgruppen keine Vermischung stattfindet", sagt Freisings Polizeichef Matthias Schäfer. Sollte eine Gruppe coronabedingt ausfallen, könnten das die anderen also auffangen. Auch könne man notfalls den Schichtrhythmus umstellen. Daneben bestehe nach wie vor Maskenpflicht: FFP2-Masken müssen hausintern, in den Büroräumen und bei Fahrten in den Dienstfahrzeugen getragen werden. Zudem werde versucht, bei Besprechungen den Personenkreis zu reduzieren. "Wir haben einen hohen Anteil an Geimpften, viele davon sind auch bereits geboostert", berichtet Schäfer. Und das sei gut. Laut der neuen Quarantäne-Regelung nämlich seien geboosterte Kontaktpersonen von der Quarantänepflicht befreit, auch dies sei ein Aspekt bei der internen Planung. Derzeit zumindest gebe es wegen Corona keine Engpässe. "Aber niemand weiß, wie es weitergeht", sagt Schäfer. Doch auch bei einer steigenden Zahl an erkrankten Kollegen könnte man reagieren, versichert er. "Wir haben einen gewissen Spielraum." Wichtig sei, dass Streife gefahren werde, dass Präsenz gezeigt werde - "und dass wir kommen, wenn wir gerufen werden".

THW

Er sehe kein Risiko eines kompletten Ausfalls, sagt der Ortsbeauftragte des Technischen Hilfswerks in Freising, Michael Wüst. Die Mitarbeiter seien in Gruppen aufgeteilt worden, außerhalb dieser Gruppe fänden keine Treffen statt. Vieles sei auch in den virtuellen Raum verlegt worden - und die Übungen, die stattfinden müssen, seien von Sicherheitsregeln geprägt. 3 G beispielsweise zählt Wüst auf, daneben natürlich eine Maskenpflicht und Desinfektion. "Und selbst wenn unser Ortsverband geschwächt sein sollte: Es gibt in jedem Landkreis einen. Die Verbände unterstützten sich gegenseitig. "Natürlich besteht ein Risiko sich anzustecken - aber wir sind gut vorbereitet", sagt Wüst. Fast alle Mitarbeiter seien geimpft oder sogar geboostert, die aktiven Einsatzkräfte würden sich zudem regelmäßig testen. "Nach menschlichem Ermessen haben wir alles Mögliche getan, um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren."

Klinikum Freising

Das Klinikum habe generell ein sehr detailliertes Hygiene- und Test-Konzept für den Umgang mit infizierten Mitarbeitern und Patienten. Dieses werde laufend aktualisiert und dem Gesundheitsamt zur Genehmigung vorgelegt, berichtet Pressesprecher Sascha Alexander. Derzeit werde es wieder überarbeitet. "Aber wir müssen uns immer an die Vorgaben zur Quarantäne halten, so wie sie auch unser Gesundheitsamt vorgibt." Falls es zu unerwarteten Personalausfällen käme - sei es durch Erkrankungen oder wegen Quarantäneanordnungen -, müssten wie auch bisher die verbleibenden Kapazitäten gebündelt werden. Danach könne man umstrukturieren. Ziel aber werde es immer sein, die Notfallversorgung zu sichern. Derzeit sei die Situation noch entspannt, "aktuell sind lediglich vier Mitarbeiter und vier Schüler von unseren rund 900 Mitarbeitern des Klinikums in Quarantäne."

Feuerwehr

"Uns sind derzeit keine Coronafälle in unseren eigenen Reihen bekannt", sagt Florian Wöhrl, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Freising. Befürchtungen, dass die Einsatzbereitschaft durch die heranrollende Omikron-Welle gefährdet werden könnte, gebe es keine. Bereits seit Beginn der Pandemie werde ein Hygienekonzept nach Maßgaben des Landesfeuerwehrverbands umgesetzt, dieses werde ständig angepasst und weiterentwickelt. So werden bei den Einsatz- und Übungsdiensten von allen Anwesenden FFP2-Masken getragen, ansonsten gelten die einschlägigen, allgemeinen Aha-Regeln. "Unsere Mitglieder tragen die Maßnahmen mit hohem Verantwortungsbewusstsein mit und sind nahezu zu hundert Prozent mindestens zweimal geimpft", berichtet Wöhrl. Bereits seit Dezember bestehe für aktive Einsatzkräfte die Möglichkeit einer Boosterimpfung - dieses Angebot sei bereits von vielen wahrgenommen worden. Da geboosterte Kontaktpersonen nun nicht mehr in Quarantäne müssen, werde es nicht zu einer signifikanten Herabsetzung der Einsatzbereitschaft kommen, sagt Wöhrl. "Sollte es aber dennoch zu einem massiven Ausbruch mit einer Vielzahl Erkrankter innerhalb einer Feuerwehr kommen, werden sich die umliegenden beziehungsweise benachbarten Feuerwehreinheiten gegenseitig ergänzen."

Freisinger Stadtwerke

"Wir werden das am Laufen halten", sagt Dominik Schwegler, einer der beiden Geschäftsführer der Freisinger Stadtwerke, überzeugt. Corona sei nichts Neues mehr, "wir haben uns bereits vor nahezu zwei Jahren sinnvolle Konzepte überlegt, um die Versorgung aufrecht erhalten zu können." Die Stadtwerke achteten dabei auf möglichst wenige Kontakte unter den Mitarbeitern, so gebe es neben verschiedenen Gruppen auch versetzte Schichten. Daneben bestünden Testmöglichkeiten und das Tragen der FFP2-Maske sei Pflicht. Die Mitarbeiter verhielten sich "extrem diszipliniert", lobt Schwegler. "Bislang hatten wir keinen internen Streuer." Personalengpässe seien nicht zu erwarten - gerade auch bei der neuen Quarantäne-Regelung. Die allermeisten der etwa 120 Mitarbeiter nämlich seien bereits doppelt geimpft beziehungsweise geboostert. "Kein Grund zur Panik", sagt Schwegler. "Der Strom, das Gas und das Wasser kommen."

Müllabfuhr

Auch das Entsorgungsunternehmen Heinz, das im Landkreis mit der Müllabfuhr beauftragt ist, hat einen Pandemieplan. So arbeitet die Stammbesetzung in festen Zweierteams, auch die FFP2-Maske sei während der Fahrten Pflicht, sagt eine Unternehmenssprecherin. Zudem gebe es Mitarbeiter zur Reserve, die im Notfall einspringen könnten. "Wir rechnen mit keinen Engpässen."

© SZ vom 17.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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