Mitten in Eching:Stummer Protest

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Naturgesetz ist, dass Gemeinderats- und Ausschusssitzungen in Eching stets an einem Dienstag stattfinden. An einem Donnerstag, das geht gar nicht. (Foto: Marco Einfeldt)

Bürgermeister Sebastian Thaler verstößt gegen gute Echinger Tradition. Er verlegt eine Sitzung von Dienstag auf Donnerstag, und mehr als die Hälfte der Gemeinderäte bleibt zu Hause.

Von Kolumne von Klaus Bachhuber

Dass Sitzungen des Gemeinderats und seiner Ausschüsse an einem Dienstag stattfinden, darf in Eching als Naturgesetz gelten. So weit schriftliche Aufzeichnungen reichen, halten sich bereits der vierte Bürgermeister und mindestens die siebte Gemeinderats-Generation an diese ungeschriebene Ratsverfassung.

Nicht mal wichtige Fußballspiele konnten eine ausnahmsweise Abkehr vom Dienstag erzwingen und schon die Modifizierung der Anfangszeit von 19 Uhr auf 18.30 Uhr zum Auftakt dieser Mandatsperiode verursachte eine heftige Debatte; Gemeinderat Josef Riemensberger kommt auch drei Jahre später immer noch erst um 19 Uhr zu jeder Sitzung.

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Insofern konnte es nicht gut gehen, als Bürgermeister Sebastian Thaler die turnusmäßige Ratssitzung vom Dienstag kommender Woche absetzte und vorverlegte - auf einen Donnerstag. Ganze neun von 24 Gemeinderäten fanden sich nun am Donnerstag zu der schier extraterrestrischen Sitzungszeit an, das Gremium war nicht beschlussfähig. Unverrichteter Dinge mussten die erschienenen neun Räte, vier beteiligte Verwaltungsmitarbeiter, drei zu einem Tagesordnungspunkt geladene Schulleiter und die Besucher nach zehn Minuten wieder heimgehen.

CSU-Sprecher Georg Bartl hatte Thaler schon bei der Ankündigung der Verlegung vor Wochenfrist schwer gerügt. Immerhin habe der Bürgermeister einen Stellvertreter, der die turnusmäßige Sitzung am Dienstag hätte leiten können, betonte er. Das sei allemal besser als die völlig außertourige Verlegung. Thaler sagte, er habe sich "der Verantwortung, die Sitzung zu leiten, nicht entziehen wollen".

Neue Mitarbeiter hätten ihren Dienst zum 1. Oktober antreten sollen

Durch die Absage der Sitzung ist nun versäumt, dass der Gemeinderat neue Mitarbeiter für die Gemeindeverwaltung hätte einstellen können, deren Dienst am 1. Oktober beginnen soll. Die wird der Bürgermeister nun in seiner Kompetenz einstellen; schlimmstenfalls könnte der Gemeinderat die Entscheidungen dann nicht bestätigen, wenn die Mitarbeiter bereits ihren Dienst angetreten haben. Auch eine baurechtliche Regelung mit Eilbedarf kann nun erst im Oktober verabschiedet werden, so dass den Beteiligten ein paar Wochen länger Zeit bleibt, gegebenenfalls vollendete Tatsachen zu schaffen.

Nun ist es durchaus plausibel, dass für Berufstätige, Wiesn-Enthusiasten oder Spätsommer-Urlaubende ein außertouriger Termin um 18.30 Uhr binnen zehn Tagen nicht freizuschaufeln ist; auffällig war bei der geplatzten Sitzung freilich schon, dass aus Reihen von CSU, FW und FDP neun von elf Räten fehlten. Aus der ehemaligen "Bunten Koalition" von SPD, Grünen, Bürgern für Eching, ÖDP und dem parteifreien Alex Krimmer waren sechs von 13 Räten abwesend.

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