Drei Tage Programm:Geburtstagsfest für einen sehr viel älteren Jubilar

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Drei Tage soll in Eching gefeiert werden - von allen und für alle, draußen, niederschwellig und gratis. (Foto: Johannes Simon)

Eching feiert seine erste schriftliche Erwähnung vor 1250 Jahren, dabei gibt es den Ort schon sehr viel länger. Archäologische Grabungen belegen eine Besiedelung seit über 4000 Jahren.

Von Klaus Bachhuber, Eching

Am 24. Juli des Jahres 773 ließ der Freisinger Bischof Arbeo bei einem Aufenthalt in "Ehingas" von seinem Schreiber Sundarheri beurkunden, dass ein Herr Cunzo der Freisinger Domkirche Güter in Pfettrach überschreibe. Die Ortsangabe der Niederschrift dieses grundbuchartigen Dokuments ist die erste bekannte schriftliche Nennung von Eching. Allein der Kontext mit dem Aufenthalt eines Bischofs macht klar, dass es Eching 773 schon deutlich länger gegeben haben muss, und archäologische Grabungen lassen mittlerweile eine durchgängige Besiedlung des heutigen Eching von über 4000 Jahren zweifelsfrei erkennen.

Auch wenn es folglich historischer Unfug ist, die erste schriftliche Erwähnung als "Geburtsstunde" eines Ortes zu betrachten, so hält sich dennoch die Praxis, das Alter einer Ansiedlung anhand dieser ersten griffigen Jahreszahl zu bemessen. So begeht das über 4000 Jahre alte Eching heuer nun eine 1250-Jahr-Feier.

Die zentrale Feier findet am Festwochenende von Freitag, 14., bis Sonntag, 16. Juli, statt. An den drei Tagen soll am Bürgerplatz und in Verlängerung bis zur Kirche und Schule an der Danziger Straße eine Feiermeile entstehen, an der sich Dutzende Echinger Vereine und die örtliche Gastronomie beteiligen werden. "Ein Ort der Begegnung" solle das werden, erwartet Kulturamtsleiterin Ulla Grabow. Dazu sind diverse musikalische Programmpunkte geplant, alle gratis und im Idealfall im Freien.

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Höhepunkt des Jubel-Jahres soll am Sonntag ein historischer Festzug werden, der sich auf einer 3,5 Kilometer langen Tour durch den Ort bewegen wird. Damit orientiert sich das vorwiegend im Kulturamt des Rathauses konzipierte Festprogramm an der 1200-Jahr-Feier 1973, wo ein historischer Festzug ebenfalls für einen Meilenstein in der Ortsgeschichte gesorgt hatte.

1973 war zum Jubiläum auch die erste amtliche Gemeindechronik erschienen, verfasst vom langjährigen Zeitungsberichterstatter, leidenschaftlichen Heimatforscher und später erstem Archivpfleger Georg Kollmannsberger. Auf eine dringend anstehende Neuauflage der zuletzt 1990 überarbeiteten Chronik wollte der Gemeinderat diesmal aber verzichten, unter anderem mit der etwas skurrilen Argumentation, bei einer Abfassung nach dem Jubiläum auch die Jubiläumsfeier selbst noch aufnehmen zu können.

Alte Gemeindeblätter aus den Siebziger- und Achtzigerjahren zeugen von den Veränderungen in der Gemeinde in den vergangenen Jahrzehnten. (Foto: Johannes Simon)
Eine alte Urkunde, aber nicht die mit der ersten Erwähnung, aus dem Archivbestand der Gemeinde (Foto: Johannes Simon)

Neben der spielerischen Auseinandersetzung mit der Ortsgeschichte durch die Vereine im Festzug ist die einzige Reminiszenz an die Historie ein Projekt von Volkshochschule und Gemeindearchiv mit dem Titel "Echinger Geschichte(n)". Darin sollen an zehn Orten in Eching Stelen errichtet werden, die in Wort und Bild die Bedeutung und Entwicklung des Ortes in der Ortsgeschichte erläutern.

Das temporäre Projekt, das nach dem Feierwochenende wieder abgebaut wird, solle gleichwohl den Startschuss für eine weitere Auseinandersetzung mit der Ortsgeschichte abgeben, erhoffen sich Archiv und VHS. "Das ist eine Einladung, sich einzubringen", sagt Gemeindearchivarin Rebecca Eckl, eigene Bilder, Dokumente oder Erinnerungen könnten anderen einige der Stellen erschließen. Zudem sollen die Erinnerungsorte mit den Schulen vertieft und ergänzt werden. Archivarin Eckl präsentiert zudem jeden Monat im Jubiläumsjahr ein "Fundstück" aus dem Gemeindearchiv online (buergerhaus-eching.de), das jeweils ein Schlaglicht auf die Geschichte Echings wirft.

Auch Archivarin Rebecca Eckl und die Volkshochschule gestalten das Festprogramm mit: Für das Projekt "Echinger Geschichte(n)" sollen an zehn Orten Stelen errichtet werden, die etwas über die Geschichte der Ortschaft erzählen. (Foto: Johannes Simon)

Sowohl das detaillierte Festprogramm als auch die Gestaltung des Umzuges, den der Echinger Burschenverein organisiert, sind noch im Werden. Gebucht sind schon mal für den Freitag von 14 Uhr an die Familienmusik Servi, das Duo Gitromba und Ensembles der eigenen Musikschule sowie für den späten Abend "DJ Spacig".

Am Samstag gibt es von 11 Uhr an für die Kinder eine Puppenbühne, das Trommelensemble Amdon Mboup, Café del Mundo, Deladap und "DJ Tobyy". Dazu haben die Free Dancer des SCE, Tanzclub, Narrhalla, Theaterwerkstatt und der Musikverein St. Andreas Auftritte angekündigt. An den Vereinsständen gibt es weitere Aktionen und Aktivitäten.

Der gesamte Bürgerplatz wird mit Biertischen und Sonnenschirmen bestückt, gesäumt von den Buden der Vereine und der Gastronomen, die über die Wirtschaftsförderung im Rathaus koordiniert werden. Die große Open-Air-Bühne für die Veranstaltungen steht am Bürgerplatz, eine kleinere Nebenbühne wird im Theatergarten platziert.

Zum Jubiläum gibt es eine kleine Festschrift

Das Bürgerhaus wird bei passendem Wetter nur für den nächtlichen Ausklang mit DJ-Musik genutzt, zudem hat das Restaurant durchgehend geöffnet. Bei widrigem Wetter allerdings finden alle Programmpunkte im Saal des Bürgerhauses statt. Auch das kleine Heimatmuseum im Schulkeller Danziger Straße hat am Samstag und Sonntag durchgängig geöffnet.

Der Festsonntag wird nach einem Weißwurstfrühstück um 8 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst eingeleitet. Dann formiert sich der Festzug, der in der Danziger Straße Aufstellung nehmen wird, nach Norden in die Schlesier- und weiter in die Bahnhofstraße ziehen soll, nach einer Querung der Hauptstraße mit Straßensperrung über die Waagstraße und von dort zu seinem Ziel auf dem Bürgerplatz. Dort gibt es zum Ausklang Festreden repräsentativer Gäste und anschließend Musik bis zum Abend.

Aufgelegt werden soll zum Jubiläumswochenende eine kleine Festschrift. Dazu gibt es auf der Seite des Bürgerhauses (buergerhaus-eching.de) eine Übersicht über die Aktivitäten im Jubiläumsjahr. Alle weiteren Veranstaltungen in Eching werden da großzügig darunter subsummiert, an großen Ereignissen fallen heuer der 100. Geburtstag des Männergesangvereins "Harmonie" und der 50. des Vereins "Echinger Forum" an.

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