Altes Schulhaus in Dietersheim:Nach 119 Jahren ist Schluss

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Das alte Schulhaus in Dietersheim wird abgerissen. (Foto: Marco Einfeldt)

Historisches Gebäude muss kurz vor dem 120. Geburtstag einer neuen Kindertagesstätte weichen. Die ist angesichts des rasanten Wachstums in dem Echinger Ortsteil zwingend erforderlich.

Von Klaus Bachhuber, Eching

Das alte Dietersheimer Schulhaus ist kurz vor seinem 120. Geburtstag Geschichte. Einstimmig hat der Bauausschuss des Echinger Gemeinderats den Abriss beschlossen. Dort soll eine neue Kindertagesstätte für mindestens fünf Gruppen entstehen, je nach Umsetzbarkeit eventuell auch noch mit Wohnungen im Obergeschoss.

Das historische Schulhaus war nach der Auflösung des Schulsprengels 40 Jahre lang auch als Kindergarten genutzt worden. Seit dem Neubau der Kindertagesstätte ein paar Meter weiter 2014 stand das alte Gebäude zunächst kurz leer. Seit 2015 wird es als Unterkunft für Geflüchtete genutzt. Schon seit Jahren ist das alte Schulhaus für eine Erweiterung der Kinderbetreuung vorgesehen, die angesichts des exponentiellen Wachstums durch die vielen und großen neuen Baugebiete in Dietersheim unausweichlich wurde. Allerdings war in diesen Gedankenspielen bislang stets offen gehalten worden, ob das alte Schulhaus dazu umgebaut oder abgerissen würde.

Dies hat der Ausschuss nun ohne große Umschweife eindeutig festgelegt. Ob die Bausubstanz eine Renovierung rechtfertigen würde, sei offen, hieß es aus dem Gemeindebauamt, dies müsse erst vertieft geprüft werden. Ganz sicher aber sei die innere Struktur des Gebäudes völlig untauglich für eine moderne Kindertagesstätte. Man müsse bei einem Erhalt gravierende Umbauten vornehmen, die dann auch wieder massiv in die Substanz eingreifen würden. Der Ausschuss entschied daraufhin, diese Bauuntersuchungen mit geschätzten Kosten von gut 20 000 Euro gar nicht mehr vorzunehmen, sondern das Gebäude ohne weitere Umschweife wegzuschieben.

Angesichts der ebenfalls bereits vorgesehenen neuen Kindertagesstätte in Eching an der Hollerner Straße wurde der Bedarf für Dietersheim auf fünf Gruppen taxiert. Aktuell wären das vier Einheiten im Krippen- und Kindergartenalter und eine Hortgruppe. Die Räume sollen freilich so flexibel gestaltet werden, dass jede Altersnutzung möglich wird.

Ob Wohnungen integriert werden können, muss die Planung zeigen

Das Gebäude wird zur besseren Raumausnutzung für diesen Bedarf in jedem Fall ein Obergeschoss erhalten. Vom Gemeindebauamt wurde in Aussicht gestellt, eventuell ein zweites Obergeschoss aufzusetzen, um Wohnungen einzurichten, wie das an der Hollerner Straße auch geplant ist. Ob das möglich wird, müssen nun die konkreten Planungen zeigen.

Das Dietersheimer Schulhaus war 1906 für gut 40 Kinder gebaut worden. Bis dahin waren die Dietersheimer - wie auch die Echinger - Kinder nach Neufahrn zur Schule gegangen. Als 1904 das Neufahrner Schulhaus vergrößert werden musste und alle Ortschaften, die ihre Kinder dorthin schickten, dafür zur Kasse gebeten wurden, hatte Dietersheim entschieden, für das Geld lieber ein eigenes Schulhaus zu errichten. Eching übrigens besaß seit 1883 eine Schule. 1907, ein Jahr nach dem Schulbau in Dietersheim, wurde auch in Eching ein neues Schulhaus an der Hauptstraße errichtet, das heute die Familien- und Erziehungsberatungsstelle der Gemeinde beherbergt.

Das Grundstück bei der Kirche für die Dietersheimer Schule wurde im Februar gekauft, im Juli das Geld von der Bank geholt und im Oktober stand das Schulhaus fertig da, gekostet hat es damals wohl um die 15 000 Reichsmark. 1962 war das Gebäude für den gewachsenen Ort zu klein geworden und die Gemeinde baute zwei Räume an. Die Neuordnung der bayerischen Schullandschaft mit der Auflösung der alten Dorfschulen und der Etablierung sogenannter Verbandsschulen führte dann zur großen Zäsur. Im Juli 1966 bildeten Eching und Dietersheim einen Schulverband und die Volksschule an der Danziger Straße in Eching wurde gebaut.

Im März 2015 zogen erste Flüchtlingsfamilien ein

Seit dem Schuljahr 1966/67 fuhren nun die älteren Dietersheimer Kinder mit dem Schulbus nach Eching. Die jüngeren Klassen blieben zunächst in Dietersheim. Bis 1969 das neue Echinger Schulhaus bezogen werden konnte, musste auch eine Echinger Klasse noch nach Dietersheim ausgelagert werden. Nach dem Vollbetrieb der Echinger Volksschule stand das Dietersheimer Schulhaus leer. Am 9. Januar 1973 wurde dort ein Kindergarten eröffnet. Im Januar 2014 zog der Kindergarten in den Neubau am gleichzeitig angelegten Bischof-Anno-Platz um, das Kinderhaus "Löwenzahn". Im März 2015 kamen erste Flüchtlingsfamilien in das einstige Schulhaus.

Der konkrete Zeitplan für den Abriss steht noch nicht. Der Neubau an der Hollerner Straße hat für das Rathaus oberste Priorität. Für die Baumaßnahme in Dietersheim stehen 2025/26 Mittel im Etat. Angesichts des sprunghaft wachsenden Bedarfs durch das bereits bezogene Neubaugebiet um den Mühlenweg appellierte Sozialreferent Herbert Hahner im Ausschuss, "Druck zu machen".

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