Dritte Startbahn:Seehofer redet, Söder muss es wohl ausbaden

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Die Startbahngegner von Plane Stupid rüsten sich nach der Rede im Landtag für eine Demo, wenn der Heimatminister am Sonntag zum "Politischen Erntedankfest" in den Landkreis kommt.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Für Markus Söder wird es nach den jüngsten Äußerungen von Horst Seehofer zur Startbahn wohl ein heißer Empfang werden, wenn er am kommenden Sonntag, 2. Oktober, beim "Politischen Erntedankfest" der Kreis-CSU in Helfenbrunn im Gasthaus Burger erscheint. Empfangen wird er dort nämlich von den Startbahngegnern von Plane Stupid, die aus diesem Anlass zu einer Demonstration von 10.45 Uhr bis 12 Uhr vor dem Gasthaus Burger aufgerufen haben. Mit Plakaten und Spruchbändern solle dem Heimatminister klar gemacht werden, dass die dritte Startbahn viele Bürger von Haus und Hof vertreiben werde, so die Aktivisten.

Die Pressemitteilung zu dieser Demo hatte Plane Stupid allerdings verschickt, bevor sich Seehofer am Mittwoch im Landtag für den Bau der Startbahn ausgesprochen hatte. "Jetzt hat sich die Lage natürlich zugespitzt", sagte der Attachinger Ludwig Grüll, Sprecher von Plane Stupid, am Nachmittag. "Eine Soft-Demo" werde das nun sicher nicht mehr. Auch über die Teilnehmerzahl könne er nichts sagen. "Vor der Landtagsrede war die Zahl begrenzt, jetzt habe ich darauf keinen Einfluss mehr", sagte Grüll. "Das können 100, das könnte aber auch 1000 sein".

Die Reaktionen im Landkreis auf die Aussage Seehofers am Mittwoch im Landtag fielen erwartungsgemäß aus: "So, jetzt ist die Katze aus dem Sack", sagte kurz danach der Freisinger Landtagsabgeordnete der Grünen, Christian Magerl. "Wenn man sich den Dialog von Seehofer mit den Attachingern vor einem Jahr ansieht, dann ist das schon eine deutliche Kehrtwende", so Magerls Einschätzung. Seehofer habe den Attachingern damals gesagt, "ihr habt starke Argumente". Und die seien heute ja noch genauso gültig. Seit einigen wenigen Monaten sei bei den Flugbewegungen zwar eine leichte Zunahme zu verzeichnen. "Aber das ist gekauft", sagte Magerl.

"Die FMG hat im Vorjahr 18 Millionen Euro in neue Flugbewegungen investiert und dieses Jahr zehn Millionen Euro", betonte der Grünen-Politiker. Den Aufwärtstrend nannte er deshalb "ein kleines Strohfeuer". Er hoffe nun, dass Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter weiter standhaft bleibe. Aber wie dem auch sei, "wir nehmen den Kampf und die Auseinandersetzung auf, und zur Not gewinnen wir auch ein Ratsbegehren", versicherte er.

"Seehofer wollte mit uns Attachingern ja eigentlich im Dialog bleiben, aber so, wie das jetzt aussieht, ist das wohl nicht der Fall", erklärte Franz Spitzenberger, Vorsitzender der BI Attaching. "Dass er das mit dem Ratsbegehren jetzt so rausposaunt, dass ist schon ein ziemlich dickes Brett". Eigentlich habe Seehofer ja den Attachingern auch versprochen, noch einmal zu kommen und ihnen seine Entscheidung in Sachen Startbahn zu erklären. "Da bin ich jetzt gespannt, wie sich das entwickelt", meinte Spitzenberger weiter.

Der Freisinger Landrat Josef Hauner, CSU, erklärte, die Aussagen des Ministerpräsidenten zur 3. Startbahn seien für ihn "überraschend und enttäuschend". Nach seinem Auftritt in Attaching habe er eher eine andere Aussage erwartet. "Wir warten jetzt ab, was die Landeshauptstadt München zu dieser Idee eines Ratsbegehrens sagt", so Hauner. Sollte es tatsächlich zu einem weiteren Bürgerentscheid kommen, glaube er, dass die Aussichten für die Betroffenen eher günstig seien. "Wir bleiben jedenfalls bei unserer ablehnenden Haltung und werden sie weiterhin deutlich vertreten".

© SZ vom 29.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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