Biostadt:Selbstverpflichtung statt  Auszeichnung

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Nach dem Beitritt zu dem Netzwerk muss sich die Nachhaltigkeit nun erarbeitet werden.

Von Thilo Schröder, Freising

Freising ist seit Kurzem Biostadt, einen entsprechenden Beschluss hat der Stadtrat einstimmig gefasst. Die Kreisstadt hat damit dem Beitritt zum Netzwerk der deutschen Biostädte zugestimmt. Aber was heißt das konkret? Wird jetzt alles bio und nachhaltig in der Stadt? Ganz so einfach ist es nicht, das Netzwerk dient zunächst dem Austausch und unterstreicht den Willen zu einem stärkeren Engagement, wie die Stadt Freising mitteilt. Es könnten etwa Fördermittel beantragt werden. Die Stadt Landshut ist dem Bündnis bereits 2017 beigetreten, seitdem ist Einiges ins Rollen gekommen, heißt es dort.

Eine "Selbstverpflichtung", keine "Auszeichnung" sei die Bezeichnung "Biostadt", die Mitglieder des Netzwerks tragen, teilt die Stadt Landshut mit. Aufgrund der nachweislichen Vorteile des Ökologischen Landbaus unter anderem für den Tier- und Artenschutz und den Grundwasser- und Klimaschutz unterstütze die Stadt nach ihren Möglichkeiten den Ökologischen Landbau. "So wird unter anderem daran gearbeitet, den Anteil von Biolebensmitteln in Tageseinrichtungen kontinuierlich zu erhöhen. Die Vergaberichtlinien für Dulten und Christkindlmarkt berücksichtigen ökologische Kriterien sowie das Angebot von Bio-Produkten. Auch die Spitalstiftung bewirtschaftet die landwirtschaftlichen Flächen des Mühlhofs nach Naturlandkriterien und ist zertifiziert."

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:Einfach auch machen

Nach dem grundsätzlich lobenswerten Beitritt zum Biostädte-Netzwerk darf sich der Freisinger Stadtrat nicht allein auf ehrenamtliches Engagement verlassen.

Von Thilo Schröder

Landshut profitiere vom interkommunalen Erfahrungsaustausch, vom Zugang zu Materialien und Vorlagen, die in anderen Städten bereits erfolgreich entwickelt wurden. "So kann durch die Zusammenarbeit der Teilnehmerkommunen insgesamt die Arbeit effizienter gestaltet werden", heißt es von der Stadt Landshut.

Das in Nürnberg ansässige Netzwerk deutscher Biostädte verfolgt laut Website fünf Zielsetzungen. Es will demnach den Ökolandbau, die Weiterverarbeitung und die Nachfrage nach regionalen Bio-Lebensmitteln in den Mitgliedskommunen fördern; Bio-Lebensmittel sollen bei öffentlichen Einrichtungen, Veranstaltungen und Märkten Vorrang bekommen und insbesondere Kindern und Jugendlichen zugutekommen; Privatpersonen, aber auch Betriebskantinen und Cateringunternehmen sollen für Bio begeistert werden; die Bio-Branche soll mittels Wirtschaftsförderung vernetzt und es sollen dort Arbeitsplätze geschaffen werden; auf staatliche Förderpolitik soll eingewirkt werden, um die Bio-Branche in den Fokus zu nehmen.

In Freising engagiert sich die Agenda 21-Gruppe "Biostadt Freising" schon seit Längerem für diese Themen. Bereits 2019 hatte die Gruppe den Beitritt zum Netzwerk beantragt. Theresa Hautzinger von der Öko-Modellregion Ampertal soll nun Ansprechpartnerin für Freising im Netzwerk sein. "Meine zukünftige Funktion wird es sein, als Bindeglied zum bundesweiten Netzwerk der Biostädte zu fungieren und den Infofluss und Austausch zwischen diesem Netzwerk und Stadt Freising zu beleben", sagt Hautzinger. Auch sie betont, es gehe bei der Mitgliedschaft "weniger um einen 'weiteren Titel' als um eine politische Entscheidung, sich in diesem Themenfeld stärker zu engagieren" und das bestehende "bürgerschaftliche Engagement zu stärken und zu nutzen".

Die Stadt Freising rechnet durch den Beitritt zum Biostädte-Netzwerk "mit entsprechenden Impulsen und einem fruchtbaren Erfahrungsaustausch zur Förderung von regionalen und Bio-Lebensmitteln", wie Hauptamtsleiter Rupert Widmann mitteilt. "Es geht insbesondere um die Zusammenarbeit zur Entwicklung gemeinsamer Strategien und Lösungsansätze, Akquisition von Fördermitteln und Durchführung gemeinsamer Projekte und öffentlichkeitswirksamer Aktionen." Auch Widmann widerspricht dem Vorwurf einer "weiteren Zertifizierung", der Beitritt sei "ein Bekenntnis zu den Zielen deutscher Biostädte" und eine "Förderung des in der Kooperationsvereinbarung definierten gemeinsamen Auftrags".

© SZ vom 08.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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