Berufsschule:Neuer Weg zum Beruf der Erzieherin

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Die Berufsschule in Freising will von Herbst 2021 an ein sozialpädagogisches Einführungsjahr anbieten, das die Ausbildung um ein Jahr verkürzt - Voraussetzung ist, dass die Platzprobleme bis dahin gelöst werden können

Von Peter Becker, Freising

Erziehungspersonal wird allerorts dringend gesucht und so gibt es immer neue Initiativen, junge Menschen für diese Berufssparte zu gewinnen. Die neueste Variante ist ein sozialpädagogisches Einführungsjahr, das einer Ausbildung an der Fachakademie für Sozialpädagogik den Weg ebnen soll. Es richtet sich insbesondere an Schülerinnen und Schüler mit mittlerem Schulabschluss und verkürzt die Ausbildungszeit von fünf auf vier Jahre. Der Schulausschuss des Kreistags hat die Einführung eines sozialpädagogischen Einführungsjahres an der Freisinger Berufsschule zum kommenden Schuljahr gegen die Stimme von Eva Bönig (Grüne) genehmigt. Allein der Mangel an geeigneten Unterrichtsräumen könnte die Umsetzung des Vorhabens verhindern.

Bönig begründete ihre Zustimmungsverweigerung aus einem berufspolitischen Grund. Sie hält Experimente zur Verkürzung der Ausbildung in einem anspruchsvollen Beruf für nicht vertretbar. Einige ihrer Kreistagskollegen sehen das anders. Hans Sailer (FW) sagte, es sei dringend notwendig, die Ausbildung für den Erzieherberuf attraktiver zu gestalten. Eine fünfjährige Lehrzeit gebe es sonst nirgends. Immerhin ist daran gedacht, den Schülerinnen und Schülern eine Praktikumsvergütung zu zahlen.

Der Vorteil dieses Ausbildungswegs: Statt zwei Jahre die Berufsfachschule für Kinderpflege zu besuchen, nehmen die jungen Menschen am Einführungsjahr teil und können dann gleich an die Fachakademie wechseln. Eva-Maria Oberloher (CSU) verwies auf den Bedarf an Erziehungspersonal. Eine Verkürzung der Ausbildung sei zwar nicht optimal, aber sinnvoll. Berufsschulleiter Daniel Spreng geht davon aus, dass für das Schuljahr 2021/22 eine Klasse für das sozialpädagogische Einführungsjahr zustande kommt. Dazu sind 16 Anmeldungen nötig. "Die klassische Ausbildung ist gegeben", versicherte Spreng. Außerdem werde sich die Schule die Bewerber und Bewerberinnen ganz genau anschauen. Spreng rechnet damit, dass das sozialpädagogische Einführungsjahr wahrscheinlich vom Schuljahr 2022/23 an verpflichtend für alle Fachakademien sein wird. "Wir wollen von Anfang an dabei sein", betonte er.

Das Einzige, was die Einführung der verkürzten Ausbildung zu Fall bringen könnte, ist die Raumsituation. Die Verwaltung zieht nämlich ins Kalkül, dass sich ein Mehrbedarf von bis zu vier Unterrichtsräumen ergeben könnte. Das wäre kein Problem, wenn denn das neue Berufsschulzentrum an der Wippenhauser Straße schon stehen würde. Bis dahin muss die Zeit überbrückt werden. Acht Unterrichtsräume sind schon jetzt in die Containeranlage an der Erdinger Straße ausgelagert. Ob die Berufsschule dort zusätzliche Räume bekommt, ist derzeit unklar. Die sind vom Gesundheitsamt und dem Contact-Tracing-Team in Beschlag genommen worden. Diese sollen zwar nur bis Juli 2021 dort untergebracht sein, doch das ist von der Entwicklung der Pandemie abhängig.

Obendrein soll die Sanierung der Wirtschaftsschule bald beginnen. Es ist angedacht, einen Teil der Schülerinnen und Schüler dann an der Erdinger Straße zu unterrichten. Somit stünden dort keine weiteren Unterrichtsräume zur Verfügung. Problematisch ist zusätzlich, dass der Pachtvertrag des Landkreises für das Grundstück, das der Stadt Freising gehört, zum 31. August 2023 endet. Dort soll eine neue Schule in Lerchenfeld entstehen. Die Verwaltung muss jetzt nach Möglichkeiten suchen, das Raumproblem zu lösen, bis die neue Berufsschule fertiggestellt ist.

© SZ vom 19.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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