Ausstellung in Freising:Etwas weniger ist auch ganz schön

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In der Adventszeit strömt viel auf uns ein, Ruhe findet man im Alltag nur selten. Dieses und andere Probleme thematisiert die Ausstellung "Weihnachten 2.0" im Alten Gefängnis. Es stellen Kunstschaffende des Kunstrefugiums München aus, hier ein Bild von Sabine Cziepluch. (Foto: Marco Einfeldt)

Zehn Kunstschaffende zeigen im Alten Gefängnis kritisch-humorvolle Werke zum Thema Weihnachten. Die Ausstellung ist auch als Kritik an der Konsumgesellschaft zu verstehen. Denn eigentlich soll der Advent eine Zeit der Stille sein.

Von Lena Meyer, Freising

Konsum und Tradition, Stress und Ruhe - Weihnachten ist ein Fest mit vielen Facetten und ein Jahresabschnitt, in dem Wunsch und Wirklichkeit manchmal weit auseinanderklaffen. Damit beschäftigt sich die Ausstellung "Weihnachten 2.0" im Alten Gefängnis, die die verschiedenen Aspekte des Festes auf humorvolle Art thematisiert. Zehn Kunstschaffende aus München zeigen Weihnachten als kommerzielle Veranstaltung, den Stress rund um das Fest, aber auch die Bedeutung von weihnachtlichen Symbolen und den Verlust als religiöses Fest.

Die weihnachtliche Ausstellung sei daher auch als ein Gegenprogramm "zum oft überbordenden Weihnachtskitsch und zur überemotionalisierten Bedeutung des Festes" geplant, wie Künstlerin Simone Drentwett sagt. "Allerdings ist dies nicht mit erhobenem Zeigefinger gedacht", hält sie fest. Es sei nicht die Absicht der Künstler und Künstlerinnen, die Vorfreude auf Weihnachten zu vermiesen. Vielmehr solle mit einem Augenzwinkern ein neuer Blick auf das Fest ermöglicht, gesellschaftliche und familiäre Zwänge sollen hinterfragt und die Absurdität manch kommerzieller Auswüchse aufgezeigt werden.

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In ihren Werken beschäftigt sich Simone Drentwett mit individuellen Assoziationen und Erfahrungen der Menschen rund um Weihnachten. Beispielsweise greift sie das Thema Geld auf und die Frage, wie viel für ein Weihnachtsgeschenk ausgegeben werden darf. Auch mit der Wahl des Festmahls und den Schwierigkeiten, die damit einhergehen, beschäftigt sich die Künstlerin in ihren Werken. Durch die individuellen Erfahrungen wird der weihnachtliche Dualismus offensichtlich.

"Oh Du Fröhliche" nennt Angela Eberhard ihre Skulptur. (Foto: Marco Einfeldt)

"Weihnachten 2.0" könne zusätzlich als Kritik an der Konsumgesellschaft verstanden werden, sagt Drentwett. "Dies ist sicherlich ein wichtiger Aspekt der Ausstellung. Die Tatsache, dass man Lebkuchen und Schokoladennikoläuse schon ab September in den Supermarktregalen vorfindet, haben uns inspiriert." Es sei aber eben eine zusätzliche Dimension der Veranstaltung und nicht Hauptaugenmerk. Durch die Ausstellung erhoffen sich die Kunstschaffenden, dass den Gästen ein neuer Blick auf das bevorstehende Fest ermöglicht wird. "Vor allem aber wünschen wir uns, dass die Betrachter und Betrachterinnen nach der Ausstellung humorvoll beschwingt und bereichert mit neuen Perspektiven auf das bevorstehende Weihnachtsfest zugehen können", sagt Simone Drentwett.

Zu den Menschen, die sich von Berufs wegen mit dem Thema Weihnachten auseinandersetzen, gehört neben den Münchner Kunstschaffenden auch der evangelische Pfarrer Heiko Blank. Zwar sieht er einen übermäßigen Konsum in seiner Gemeinde nicht als großes Thema. "In Freising spielt der Konsum keine so große Rolle, auch nicht auf den Weihnachtsmärkten. Viele Leute erfreuen sich einfach an den Liedern, der Stimmung." Dass aber bereits Adventsartikel im September käuflich zu erwerben seien, bedauert der Pfarrer. "Dadurch nimmt man sich selbst ganz viel", findet Blank. Nämlich die Vorfreude auf das kommende Fest. Natürlich sei es für viele ein Anliegen, anderen durch Geschenke eine Freude zu bereiten. Allerdings stelle sich die Frage, in welchem Rahmen das geschehen muss.

Der Advent sollte vor allem eine Zeit der inneren Einkehr, der Ruhe und Stille sein, findet der evangelische Pfarrer Heiko Blank. (Foto: Marco Einfeldt)

Traditionellerweise sei die Adventszeit zudem eine Zeit der Buße. "Das hat aber nichts mit Geißelung zu tun", sagt er und lacht. Viel eher mit innerer Einkehr und Stille. Man besinne sich auf das Wesentliche, reflektiere. Und während im vergangenen Jahr aufgrund von Energiekrisen und Preiserhöhungen über die stimmungsvolle Beleuchtung der Freisinger Innenstadt diskutiert wurde, strahlen in diesem Jahr Sterne und Sternschnuppen um die Wette. Die aufwendige Beleuchtung könne aufgrund der hohen Lichtverschmutzung kritisiert werden, so Blank, eventuell auch unter dem Aspekt, dass die Adventszeit als eine Zeit der inneren Einkehr, Ruhe und Stille gesehen werden solle. "Ein bisschen weniger" sei vielleicht auch ganz schön, so Blank. Doch natürlich spielten bei Fragen rund um die Beleuchtung auch andere Faktoren eine wichtige Rolle, wie etwa die der Sicherheit oder einer weihnachtlichen Stimmung in der dunklen Jahreszeit.

"Letzten Endes ist es jedem selber überlassen", sagt Blank, ein Richtig oder Falsch gebe es nicht und jeder müsse für sich selber entscheiden, wie viel am Ende konsumiert werde. Denn: Mit Weihnachten und der Adventszeit seien viele Erinnerungen und Vorstellungen verknüpft.

"Weihnachten 2.0" kann vom 15. bis zum 25. Dezember im Alten Gefängnis besucht werden. Die Ausstellung ist Montag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Am 24. Dezember ist sie geschlossen. Am 25. Dezember ist von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Die Vernissage findet am Donnerstag, 14. Dezember, von 19 bis 21 Uhr statt .

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