Was viele befürchtet haben, ist nun eingetreten: Die Flughafen München Gesellschaft (FMG) hat das Gut Wildschwaige verkauft. Aber nicht an Judith Jepards, die derzeitige Pächterin des Reiterstalls, der bei vielen Pferdebesitzern und Voltigiersportlern einen guten Ruf hat, sondern an die Gemeinde Oberding.
Die Pferdewirtschaftsmeisterin befürchtet das wirtschaftliche Aus. Jahrelang habe die FMG sie hingehalten mit der Aussicht, dass sie das Gut bald erwerben und dann in eigener Verantwortung sanieren könne, da laut Jepards einige der Gebäude marode sind. Von Seiten der FMG sei nichts passiert. Man habe immer auf den Verkauf verwiesen. "Bis zum Pachtende 2026 halten die Gebäude aber nicht durch", sagt sie. Viele der Pferdebesitzer würden deshalb ihre Pferde woanders unterstellen. Jepards: "Wir werden von der FMG mit dem Verkauf mit entsorgt."
Bis zum Pachtende halten die Gebäude nicht mehr stand
Der Gutshof befindet sich in unmittelbarer Nähe des Flughafens München, der Gemeinden Hallbergmoos und Oberding und besteht aus der Pferdepension Gut Wildschwaige und der Reitschule Werchau. Etwa 55 Pferde sind dort untergebracht, die meisten sind in Privatbesitz. Auch die Realschule Oberding hat gute Erfahrungen mit dem Gut Wildschwaige.
Für die FMG hat Judith Jepards nur Folgendes in einer E-Mail übrig: "Wir sind in höchstem Maße über die Vorgehensweise und das Resultat entsetzt. Sie haben uns wirtschaftlich wie persönlich denkbar größten Schaden zugefügt. Mit tiefer Enttäuschung und Leere beende ich somit meinen Eifer um den Erhalt der Hofstelle. Sie haben erfolgreich geschafft, dass wir drei Jahre lang ,die Füße still gehalten' und Unzumutbares erduldet haben, während Sie sich vor Ihrer Verantwortung als Vermieter drücken konnten."
Das Wohnhaus hat Brandschutzmängel und ist nicht mehr bewohnbar
Seit 1957 bewirtschaftet die Familie Jepards Güter. "Unsere Familie hat eine lange Tradition in der Pferdewirtschaft, auch als Pächter für die FMG, dort sind wir in der dritten Generation", sagt Jepards. Vom Verkauf an einen anderen habe sie über ihren Anwalt erfahren. Nachdem man sie jahrelang damit besänftigt habe, dass sie alles kaufen könne, fühlt Judith Jepards sich jetzt abgeschoben.
"Das Wohnhaus ist seit zwei Jahren eigentlich nicht mehr bewohnbar. Seit eineinhalb Jahren weiß man von den Brandschutzmängeln dort. Auch das Landratsamt - aber die FMG hat nichts gemacht und immer auf die Kaufmöglichkeit verwiesen. Ebenso bei der Pacht, die mittlerweile angesichts der Schäden an den Objekten völlig überzogen ist", sagt Jepards. Sie habe von der FMG einen Vertragsvorentwurf für den Verkauf erhalten, in dem die Mängel aufgelistet seien. "Jahrelang haben wir alles getan, um mit größter persönlicher Anstrengung den maroden Gutshof wieder in einen bewirtschaftbaren Zustand zu versetzen."
"Ein historisches Gut wird geopfert für den Flächenhunger der Gemeinde"
Die FMG erklärt, dass bei der Auswahl des Käufers die Höhe des Gebotes ausschlaggebend gewesen sei. "Der laufende Pachtvertrag mit Frau Jepards bleibt bis 2026 in Kraft." Große Hoffnungen, dass die Gemeinde Oberding die Gebäude saniert, hat Jepards nicht: "Vermutlich soll der Hof Ausgleichsfläche werden. Ein historisches Gut wird geopfert für den Flächenhunger der Gemeinde, obwohl ein Familienbetrieb ansässig ist." Ohne Sanierung bleibe ihr nur, die Pacht zu kürzen. Aber in dem Zustand würden wohl bald die Pensionspferde weniger werden, ein wirtschaftliches Überleben sei so nicht möglich.