Die Haushaltsvorberatungen der Stadt Freising für den Etat im kommenden Jahr waren bekannterweise eher ernüchternd. Im Verwaltungshaushalt fehlen 20 Millionen Euro und im Vermögenshaushalt sogar 40 Millionen Euro. Es muss an allen Ecken und Enden gespart werden, die freiwilligen Leistungen stehen auf dem Prüfstand. Projekte, die nicht dringlich erscheinen, werden verschoben, in der Hoffnung darauf, dass die Zeiten auch wieder mal besser werden. Und dann kommt das. Unter dem Punkt "Genehmigung außerplanmäßiger Haushaltsmittel" ging es am Montag im Finanzausschuss um die Anschaffung eines neuen Konzertflügels für das sanierte Asamgebäude. Kostenpunkt 132.800 Euro brutto.
Der alte Flügel ist über 40 Jahre alt und klingt wohl nicht mehr so, wie man es sich von einem Konzertflügel erwarten würde. Bereits 2019 habe der mittlerweile verstorbene Kulturreferent Hubert Hierl mahnend den Finger gehoben und darauf hingewiesen, dass der derzeitige Flügel nach fachkundiger Auskunft den Anforderungen in keiner Weise mehr gerecht werde, so Hauptamtsleiter Rupert Widmann am Montag. Der Flügel sei nicht in der Bühnenausstattung eingeplant und somit auch nicht in den Projektkosten des Asamgebäudes enthalten. Das Kulturamt habe nun gemeinsam mit der Referatsleitung, der Musikschulleitung und einem Klaviersachverständigen die Anschaffung eines neuen, eines gebrauchten Flügels oder alternativ auch die Ausleihe eine Flügels pro Veranstaltung geprüft.
20 000 Euro für einen Leihflügel
Die Möglichkeit der Ausleihe sei übereinstimmend wegen der hohen Leihgebühr, der Transportkosten und der Ausgabe für das Stimmen pro Konzert ausgeschlossen worden. Bei der Miete muss man laut Kulturreferentin Susanne Günther von vier Prozent des Neupreises ausgehen, der liegt bei 500.000 Euro. Hinzu kommen die Transportkosten. Von insgesamt 20.000 Euro pro Konzert ist dann bei einem Leihflügel die Rede. Dazu wurden drei Angebote zur Anschaffung eines gebrauchten, aber sehr hochwertigen Steinway-Flügels eingeholt. Das günstigste Angebot bezifferte sich auf 132.800 Euro. Die Zeit drängt offenbar, denn, so Hauptamtsleiter Rupert Widmann, "die Preise für Konzertflügel galoppieren gerade, hat man mir gesagt". Zum einen werde das Holz immer teurer und es gebe auch immer weniger Klavierbauer. Bis zur Eröffnung des Asamgebäudes im Jahr 2024 müsste der Konzertflügel aber erst einmal eingelagert werden.
Auch Freisings Kulturreferentin Susanne Günther warb für den Kauf des gebrauchten Flügels, "obwohl der Preis dafür natürlich erst einmal ein Schock ist. Das weiß ich auch". Monika Schwind (Freisinger Mitte) äußerte angesichts der hohen Anschaffungskosten Bedenken und fragte, ob es nicht doch überlegenswert sei, zunächst einmal über die Ausleihe eines Konzertflügels nachzudenken. Zumal das Instrument, das jetzt angeschafft werde, erst mal gar nicht genutzt werde. "Wenn wir 2024 keinen neuen Flügel haben, dann brauchen wir das Asamgebäude gar nicht erst zu eröffnen", sagte dazu Susanne Günther.
Schon jetzt gebe es Ideen, wie das Haus bespielt werden solle. Und es gebe mindestens einmal im Monat ein Konzert. Ein großes symphonisches Konzert mit Martin Keeser sei bereits zur Eröffnung geplant. Eine weitere Einordnung kam von Stadtrat Ulrich Vogl (ÖDP). "Wenn es hier um ein Straßenbauprojekt ginge, würden wir bei diesem Betrag gar nicht überlegen", sagte er. Dass man jetzt bei einem Jahrhundertprojekt wie der Sanierung des Freisinger Asamgebäudes am Feinschliff spare, könne er nicht nachvollziehen. Das überzeugte dann auch die Kritiker. Der Flügel wird gekauft, obwohl im laufenden Haushalt keine Mittel dafür eingeplant sind.