Medizinische Versorgung:Zwei Dörfer suchen einen Arzt

Lesezeit: 3 min

Räume für eine Praxis könnte die Gemeinde Hohenkammer in der alten Schule zur Verfügung stellen - und nach Wunsch gestalten. (Foto: Johannes Simon)

Nach Langenbach geht jetzt auch Hohenkammer neue Wege und wirbt in einer PR-Kampagne mit der fiktiven Gestalt "Caius von Camer" um interessierte Mediziner.

Von Petra Schnirch, Hohenkammer

Nach Langenbach hat nun auch Hohenkammer eine ungewöhnliche Kampagne gestartet, um endlich einen Arzt zu finden. Mit Hilfe der fiktiven Gestalt des "Doktor Caius" will die Gemeinde auf sich aufmerksam machen und das Interesse potenzieller Bewerber und Bewerberinnen wecken. Was sie selber machen könne, habe die Gemeinde getan, sagte Bürgermeister Mario Berti - bisher ohne Erfolg. Deshalb habe man jetzt eine Agentur beauftragt.

Kasper Communications aus Freising hat bereits die Kampagne für Langenbach mit dem Titel "Der Bachdoktor - ein Dorf sucht einen Arzt" entworfen. Das Echo darauf war groß. Selbst überregionale Medien berichteten über die Aktion. Bürgermeisterin Susanne Hoyer stellt auf der Homepage ihre Gemeinde mit all ihren Vorzügen vor, Bürgerinnen und Bürger erzählen, was sie an Langenbach schätzen.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Noch ist kein Nachfolger für Hubert Wilhelm Bohrer gefunden, der seine Praxis Anfang des Jahres aus Altersgründen aufgegeben hat. Mit einem Bewerber sei sie aber noch im Gespräch, schildert Hoyer. Sollte dieser absagen, werde man mit der Kampagne noch einmal durchstarten. Ein großes Glück sei, dass die Niederlassungsmöglichkeit weiterhin bestehe. Zunächst sah es so aus, als wäre der Arzt-Sitz erst einmal weg, wenn nicht schnell ein Mediziner gefunden wird.

Auch in Hohenkammer hat man die Bachdoktor-Initiative mit Interesse verfolgt. Eine Kopie davon soll die Arztsuche dort aber nicht werden. Der Ansatz ist ganz anders: Mit der erfundenen Figur Caius von Camer, einst selbst Mediziner in Hohenkammer, will die 2700-Einwohner-Gemeinde für den Standort im westlichen Landkreis Freising werben und Fragen beantworten. "Die Idee finde ich super", sagte Berti, "da kann man was draus machen". Die Gemeinde selbst könnte so etwas "nicht leisten".

Teile der alten Schule an der Münchner Straße will die Gemeinde nach Wunsch umbauen

Räume für eine Praxis stehen zur Verfügung. Teile der alten Schule an der Münchner Straße will die Gemeinde nach Wunsch umbauen - laut Kampagne das "neue Traumschloss". Eine Zulassung müsste der neue Arzt, die neue Ärztin allerdings neu beantragen. Berti verspricht, dabei zu helfen. Probleme sieht er damit keine, weil zuletzt mehrere Ärzte ihre Praxen aufgegeben hätten, etwa in Allershausen und Kirchdorf. Vor zehn Jahren war die Situation noch anders.

Die Arztsuche in Hohenkammer zieht sich nun schon über ein Jahrzehnt hin. Immer wieder waren Lösungen gefunden worden, beispielweise mit einem Praxisverbund, der als Modellprojekt sogar staatlich gefördert wurde, oder mit einer Filialpraxis mit eingeschränkten Öffnungszeiten. Von Bestand war keine davon. Der Bedarf aber sei da, sagte Berti. Er habe zuletzt versucht, einen Mediziner aus Allershausen davon zu überzeugen, in Hohenkammer eine zweite Zweigstelle zu eröffnen, allerdings ohne Erfolg.

Auch in Langenbach stellt sich die Gemeinde mit einer sympathischen Kampagne vor und wirbt um eine Arzt oder eine Ärztin. (Foto: Marco Einfeldt)

Mit einem Online-Auftritt, der demnächst freigeschaltet werden soll, eventuell auch mit Flyern, können Interessenten Hohenkammer und seine Bewohner kennenlernen. Laut der geschaffenen Legende war Caius ein weiser Mediziner sowie ein besonnener, mitfühlender Mann, der sich mit Hingabe um das Wohl der Dorfbewohner kümmerte. Sein moderner Nachfolger soll nun in dessen Fußstapfen treten. Für das Logo verknüpft die Agentur Kasper die Axt im Schild, die das Wappens der Herren von Camer schmückte, mit der Schlange aus dem Äskulapstab als Symbol des Ärztestandes.

In Langenbach stand man mehrmals bereits kurz vor einem Erfolg. Zwei Ärzte aus München und dem Münchner Süden hätten ernsthaft Interesse zeigt, Langenbach habe ihnen gefallen, schilderte Susanne Hoyer. Allerdings hätten sich die Familien dann gegen einen Umzug ausgesprochen. Derzeit würden überall Ärzte gesucht. "Das macht es ungleich schwieriger", sagte die Bürgermeisterin. Ein weiteres Ärzte-Ehepaar habe wegen eines persönlichen Schicksalsschlags abgesagt.

Selbst ein Neubau ließe sich innerhalb eines Jahres umsetzen

Auch in Langenbach könnte ein Mediziner seine Räume nach Wunsch gestalten. "Es gibt genügend Möglichkeiten", sagte Hoyer. Eine Praxis könne sowohl in einem Bestandsgebäude als auch im neuen Seniorenwohnpark eingerichtet werden. Selbst ein Neubau ließe sich innerhalb eines Jahres umsetzen. Das 4100 Einwohner zählende Langenbach kann mit der Nähe zu Freising und einem Bahnanschluss punkten. Ländlich abgelegen ist keine der beiden Gemeinden. Durch Hohenkammer führt die B 13 Richtung München, im nahen Allershausen ist ein Autobahnanschluss.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.der-bachdoktor.de sowie unter www.doktor-caius.de , die Homepage für die Kampagne in Hohenkammer befindet sich noch im Aufbau, ist aber bereits freigeschaltet.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Freisinger Domberg
:Der erste "Ökoapostel"

Mit einer Doppelausstellung widmet sich das Diözesanmuseum der Figur des Heiligen Franziskus von Assisi und dem Werk der deutsch-amerikanischen Künstlerin Kiki Smith.

Von Birgit Goormann-Prugger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: