Hilfe für Frauen:"Manche sind verängstigt durch die Situation"

Hilfe für Frauen: Lydia Dietrich ist seit 2018 Geschäftsführerin der Frauenhilfe München. Frauen, die in ihrer Beziehung Gewalt erleben, finden dort Beratung und Schutz. Zuvor saß Dietrich 16 Jahre für die Grünen im Stadtrat.

Lydia Dietrich ist seit 2018 Geschäftsführerin der Frauenhilfe München. Frauen, die in ihrer Beziehung Gewalt erleben, finden dort Beratung und Schutz. Zuvor saß Dietrich 16 Jahre für die Grünen im Stadtrat.

(Foto: Stephan Rumpf)

Wegen der Ausgangsbeschränkungen könnte häusliche Gewalt weiter zunehmen. Lydia Dietrich leitet die Frauenhilfe München. Ein Gespräch darüber, wie Schutz in schwierigen Zeiten gelingen kann.

Interview von Anna Hoben

Wegen der aktuellen Ausgangsbeschränkungen rechnen Experten mit einem Anstieg der häuslichen Gewalt. Diese trifft vor allem Frauen. Laut Sicherheitsreport des Polizeipräsidiums München sind mehr als 80 Prozent aller Tatverdächtigen Männer. Das Frauenhaus der Münchner Frauenhilfe ist eines der größten in Deutschland. Es bietet Platz für 45 Frauen und bis zu 60 Kinder, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Im vergangenen Jahr sei es im Durchschnitt zu 98 Prozent belegt gewesen, sagt Lydia Dietrich, Geschäftsführerin der Frauenhilfe. Und zurzeit? "Wir sind voll belegt."

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Kostenlose Hilfe rund um die Uhr

Durch die gestiegene Nähe im häuslichen Bereich können sich Konflikte zwischen Partnerinnen und Partnern verstärken. "Gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder müssen auch weiterhin und gerade jetzt zuverlässig unsere Hilfe erhalten", sagt Bayerns Sozialministerin Carolina Trautner. Selbstverständlich könne trotz der geltenden Ausgangsbeschränkungen die eigene Wohnung verlassen werden, um Hilfsangebote aufzusuchen. Es gebe ein flächendeckendes Netz an niedrigschwelligen Beratungsangeboten.

Geht es nicht nur um Konflikte, sondern um Gewalt, stehen die speziellen staatlich geförderten Fachberatungsstellen für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen sowie das Bundeshilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" (08000/ 11 60 16) zur Verfügung. Auch via Online-Beratung werden Betroffene unterstützt (www.hilfetelefon.de). Die Hilfe ist anonym, kostenlos und findet an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr statt.

Auch die Münchner Frauenhilfe ist telefonisch rund um die Uhr erreichbar, unter 089/ 35 48 30. Für jene Fälle, bei denen die einzig mögliche Lösung darin besteht, dass das Opfer die gemeinsam genutzte Wohnung verlässt, prüft das Sozialministerium derzeit, inwiefern zusätzliche Unterbringungskapazitäten geschaffen werden können und klärt die damit in Zusammenhang stehenden Finanzierungsfragen. hob

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