Frauenfußball-Bundesliga:Frühsommerlicher Herbst

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Rudelbildung in Rot: Bayerns Fußballerinnen feiern das 2:0 gegen den FF USV Jena von Carolin Simon, die von ihren Mitspielerinnen umzingelt wird. Am Mittwoch schon geht es für das Team in der Champions League weiter. (Foto: Steffen Pröx/imago)

Die Frauen des FC Bayern München gewinnen ungefährdet mit 3:0 gegen FF USV Jena. Das erste Tor fiel aus etwa 30 Metern Entfernung.

Von Anna Dreher, Jena/München

Ein bisschen wirkte diese Szene wie eine Kopie vom 30. Mai dieses Jahres. Als sich die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen vor der Weltmeisterschaft noch einmal testen wollte und dazu Chile eingeladen hatte. In diesem Spiel jedenfalls fand Carolin Simon in der zweiten Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte keine Anspielstation und trat den Ball dann einfach selbst hoch aufs und - mit Hilfe des Innenpfostens - ins Tor. Aus gut 30 Metern Entfernung.

Vielleicht also hatte sich Simon am Sonntag an ihr Kunststück aus dem Frühsommer erinnert. 13 Minuten waren gespielt zwischen dem FC Bayern München und dem FF USV Jena im Ernst-Abbé-Sportfeld, Simon stoppte den Ball an der Seitenlinie, sah keine aussichtsreich positionierte Mitspielerin - und schoss einfach selbst. Auch an diesem Nachmittag dürften etwa 30 Meter zwischen ihr und dem Tor gelegen haben, der Ball flog lange durch die Luft und segelte schließlich über Jenas zu weit herausgeeilte Torhüterin Sarah Hornschuch zum 1:0 ins Netz. Simon, 26, schmunzelte. Diese Variante, sie klappt also auch im Herbst.

In den vergangenen Spielen war Bayerns Trainer Jens Scheuer meist recht zufrieden gewesen mit seiner Mannschaft. Einzig die Chancenverwertung ist ein wiederkehrender Kritikpunkt geblieben. Und auch nach dem ungefährdeten 3:0 (2:0) am Sonntag beim Aufsteiger dürfte sie Thema der Nachbesprechung sein. Das Ergebnis hätte durchaus höher ausfallen können, und in dieser Saison kommt es womöglich tatsächlich auf das Torverhältnis an im Kampf um Meisterschaft und Qualifikation für die Champions League. Nach acht Bundesliga-Spieltagen führt der VfL Wolfsburg die Tabelle mit 24 Punkten an. Zweiter ist nicht, wie sonst gewohnt, der FC Bayern, sondern Hoffenheim mit 21 Zählern und einer Niederlage weniger als die Münchnerinnen.

Dass die Nachbesprechung nicht allzu streng ausfallen dürfte, liegt an einem geschlossen guten Auftritt des Bundesligadritten - und an den Sonntagsschüssen von Simon. Denn nach dem Distanztreffer zeigte sie einen weiteren Klassiker aus ihrem Repertoire: einen direkt verwandelten Freistoß. In der 22. Minute lief sie nur kurz an, aber das reichte, um den Ball ins rechte obere Toreck zu zirkeln. Dass Jena kurze Zeit in Unterzahl agierte, als Merza Julevic mit stark blutender Nase nach einem Zusammenprall mit Jovana Damnjanovic behandelt werden musste, half den Bayern nicht. Julevic verpasste lädiert sogar nur knapp den Anschlusstreffer.

Und so war es Lineth Beerensteyn, die in der 47. Minute auf 3:0 erhöhte. Die einmal mehr auffällige Linda Dallmann hatte ihr den Ball genau im richtigen Moment an der Strafraumgrenze zugespielt - und freute sich darüber so sehr, dass sie im Kreis ihrer Gratulantinnen ein kleines Tänzchen aufführte. Simon hätte ihre Nationalmannschaftskollegin sicher zu einer gemeinsamen Wiederholung nach dem Schlusspfiff aufgefordert. Aber als der Moment dafür gekommen war, saß sie mit schmerzverzerrtem Gesicht am Spielfeldrand und ließ sich nach einem Tritt behandeln. Ausgerechnet an ihrem bevorzugten linken Schussbein - und nur drei Tage vor dem Rückspiel des Champions-League-Achtelfinals am Mittwoch gegen Kazygurt (19 Uhr). Noch ein Thema für die Nachbesprechung: Wird Carolin Simon rechtzeitig wieder fit?

© SZ vom 28.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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