Flughafen München:Zahmer Streik am Terminal

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Mehr als 130 Flüge sind am Flughafen München annulliert worden, den Betrieb haben die Streikenden aber nicht komplett lahmgelegt. Mit Trillerpfeifen und Sprechchören wollten sie im Tarifstreit ein Zeichen setzen - zum äußersten sind die Mitarbeiter aber offenbar doch nicht bereit.

Von Eva Limmer

Ausgestreckt auf einer Wartebank liegt Maria aus Polen und tippt in ihr Smartphone. Eigentlich wollte sie um neun Uhr nach Köln fliegen, aber ihr Flug wurde annulliert. Nun wartet Maria, bis sie den nächsten freien Platz in einer Maschine nach Köln bekommt. Dass heute gestreikt wird am Flughafen, hat die 26-Jährige nicht mitbekommen.

Damit ist sie offenbar eine der wenigen Reisenden, die vom Streik überrascht wurden. Die meisten Passagiere scheinen sich darauf eingestellt und umgeplant zu haben. Entsprechend gelassen ist die Stimmung am Flughafen München am Vormittag.

Bereits am Mittwoch waren mehr als 130 Annullierungen angekündigt worden. "Von Chaos keine Spur. Die meisten Betroffenen sind wohl gleich daheim geblieben", sagt Flughafensprecher Florian Steuer. "Dadurch, dass die Streikbeteiligung relativ gering ist - sie liegt bei knapp 30 Prozent -, können alle anderen Abläufe sichergestellt werden. Das Gepäck geht raus und rein, die Shuttlebusse fahren, und die Treppen werden rechtzeitig an die Flugzeuge gerollt."

Warnstreiks im öffentlichen Dienst
:Fast jeder dritte Lufthansa-Flug fällt aus

Die Gewerkschaft Verdi erhöht im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes den Druck. An mehreren deutschen Flughäfen legen Mitarbeiter heute die Arbeit nieder, vor allem München und Frankfurt sind betroffen. Aber auch an anderen Stellen wird gestreikt.

Im Terminal 2 stehen sie an diesem Vormittag zu zehnt in ihren neongrünen Warnwesten und mit roten Verdi-Flaggen vor der Sicherheitskontrolle. "Viele sind gerade frühstücken, wir streiken ja schon seit fünf Uhr früh", sagt Konrad Müller. "Uns geht's vor allem um den Sockelbetrag von hundert Euro. Der macht in München sehr viel aus. Damit könnte man die unteren Lohngruppen ziemlich entlasten". Trotzdem zerstreut sich auch dieses Grüppchen bald und geht in Richtung Restaurant "Airbräu".

Etwa 250 Flughafenmitarbeiter und 20 Beschäftigte der Sicherheitsgesellschaft streiken nach Angaben von Verdi-Fachbereichsleiter Manfred Weidenfelder. Laut eines Flughafensprechers beteiligen sich nur knapp 120 Mitarbeiter plus Sicherheitspersonal.

Bei einer Kundgebung versammeln sich dann etwa hundert Streikende auf dem Platz zwischen den beiden Terminals. Sie blasen in ihre Trillerpfeifen und rufen "Wir sind es wert". Einige recken geballte Fäuste in die Luft, andere schwenken ihre Verdi-Fahnen. Weidenfelder sagt: "Wir haben ein Signal gesetzt, dass wir am Flughafen aktionsfähig sind." Dieses Signal richte sich an die Verhandlungsführer, man habe aber versucht, die Auswirkungen auf die Passagiere gering zu halten.

Das Ende des Warnstreiks ist für 13 Uhr angesetzt. Mit der Beteiligung des Flughafenpersonals sollte noch einmal der Druck für die Tarifverhandlungen am kommenden Dienstag erhöht werden. Verdi fordert für die Angestellten im öffentlichen Dienst eine Lohnerhöhung von hundert Euro monatlich und einer zusätzlichen Steigerung um 3,5 Prozent. Von Arbeitgeberseite habe es bislang kein Angebot gegeben. Weitere Warnstreiks soll es zumindest am Münchner Flughafen aber vorerst trotzdem nicht geben, sagte Weidenfelder. Wenn die dritte Runde keinen Abschluss bringe, könne es eine Schlichtung oder eine Urabstimmung über einen Streik geben.

Mit Material aus den Agenturen

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