Flughafen-Baby:Eltern der Mutter wollen Schwangerschaft nicht bemerkt haben

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  • Die Eltern der Frau, die auf einer Toilette am Münchner Flughafen ein Baby geboren hat, behaupten, ihre Tochter sei nicht schwanger gewesen.
  • Das Baby war jedoch voll ausgetragen.
  • Die Mutter ließ es nach der Geburt unversorgt in eine Kloschüssel zurück.

Von Martin Bernstein, München

Während die 23-jährige Mutter des Flughafen-Findelkinds in Untersuchungshaft im Frauengefängnis Gotteszell in Schwäbisch Gmünd sitzt, gibt die Rolle der Eltern der Heidenheimerin weiterhin Rätsel auf. Sie behaupteten, ihre Tochter sei gar nicht schwanger gewesen. Das Mädchen aber, das die 23-Jährige am 29. Juli auf einer Parkhaus-Toilette am Münchner Flughafen zur Welt brachte und dann unversorgt im kalten Wasser einer Kloschüssel liegen ließ, war voll ausgetragen.

Die kleine Franziska, wie das Klinikpersonal sie provisorisch taufte, wog 3500 Gramm und war 54 Zentimeter groß. Ihre Mutter war von einem knapp dreimonatigen Au-pair-Aufenthalt im Golf-Emirat Dubai zurückgekommen - sie war bei ihrer Abreise in die Vereinigten Arabischen Emirate also bereits im sechsten oder siebten Schwangerschaftsmonat gewesen. Die junge Frau lebte davor in Heidenheim an der Brenz im Haus ihrer Eltern.

Die junge Mutter für mit ihren Eltern nach Hause

Eine Woche lang hatte die Kriminalpolizei Erding Zeugen gesucht - vor allem eine Frau mit roten Haaren, die zum fraglichen Zeitpunkt im Waschraum und vor den Kabinen der Parkhaus-Toilette am Terminal 2 gewartet hatte. Dabei handelte es sich, wie die Landshuter Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl am Mittwoch bestätigte, um die Mutter der 23-Jährigen.

Zusammen mit ihrem Mann hatte sie ihre Tochter vom Flughafen abgeholt. Die junge Frau fuhr danach mit ihren Eltern zurück in deren Haus in Heidenheim und ließ das hilflose Neugeborene in der Toilette zurück. Geburtsgeräusche waren nach Zeugenaussagen aus der Kabine nicht zu hören gewesen. Das Baby überlebte stark unterkühlt und liegt noch immer auf der Intensivstation der Haunerschen Kinderklinik in München.

Schwangerschaft war laut Zeugen nicht zu übersehen

Die Schwangerschaft der 23-Jährigen war auf dem Münchner Flughafen offenbar nicht zu übersehen gewesen: Dem Zeugen, der der Polizei den entscheidenden Tipp gab, war sie sofort aufgefallen. Er hatte die junge Heidenheimerin am Flughafen getroffen, weil sie eine von ihm in Dubai bestellte seltene Mau-Katze als "Katzenpatin" während des Flugs versorgt hatte. Die Frau, die wohl bereits Geburtswehen hatte, habe zudem sehr angespannt gewirkt, berichtete der Zeuge.

Die Frau, die zunächst die Schwangerschaft geleugnet hatte, verweigert nach einem Bericht der Heidenheimer Zeitung seit Dienstag die Aussage. An diesem Tag wurde das Ergebnis eines in Ulm durchgeführten Erbgutvergleichs bekannt, der laut Polizeipräsidium Oberbayern-Nord zweifelsfrei die Mutterschaft der 23-Jährigen bestätigt. Wer Franziskas Vater ist, ist derzeit noch unbekannt.

© SZ vom 13.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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