Festival:Trendige Subkulturen

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Orientierungsphase: "Ich habe noch keine Ahnung, wer ich bin", sagte die Würzburger Songwriterin Lilly Among Clouds in einem Interview. (Foto: Katja Ruge)

Drei Tage alternative Popmusik im Olympiapark

Von Rita Argauer

Anders zu sein und sich abzuheben, hat es als Lifestyle in den vergangenen Jahren auf wundersame Weise geschafft, zum neuen Mainstream zu werden. Das ist eine paradoxe Grundkonstellation, denn der Weg flächendeckender Akzeptanz für alle möglichen Minderheiten ist damit noch lange nicht geebnet. Und weil Transgender in den bunten Spalten der US-amerikanischen Gesellschaft angekommen ist, heißt das nicht, dass die Gesellschaft insgesamt toleranter geworden ist.

Dennoch dürfte es für den Münchner Veranstalter Thomas Lechner spannend sein zu sehen, wie sehr die Subkulturen, die er seit Jahrzehnten immer wieder nach München bringt, mittlerweile nicht mehr Sub-, sondern Populärkultur im wahrsten Sinne sind. Ein Destillat davon gibt es auch in diesem Jahr zu Pfingsten im Theatron im Olympiapark. Da mischen sich die östlichen und orientalischen Volksmusik-Einflüsse wie die der Münchner Rapperin Ebow (So., 4. Juni) und des Berliner Kayan Project (Mo., 5. Juni) mit dem queeren Diversity-Anspruch eines Tofel Santana (Sa., 3. Juni).

Da trifft gestriegelter Münchner Indie-Pop wie von den Sprungbrett-Wettbewerb-Teilnehmern Mullein (Fr., 3. Juni) auf avancierten Indie-Folk der Kanadier Paper Beat Scissors (Mo., 5. Juni), den ambitionierten Münchner Akustik-Folk von Matthew Mathilda (So., 4. Juni) oder auf die Würzburger Songwriterin Lily Among Clouds, die das Festival am Samstag, 4. Juni, um 16.30 Uhr eröffnen wird.

Ja, all diese einstigen Subkulturen sind beinahe völlig in der gesellschaftlichen Mitte angekommen. Umso schöner ist es, dass Lechner deshalb auch noch ein paar Künstler engagiert hat, deren Musik weniger affirmativ ist. Etwa die Würzburger Hildegard von Binge Drinking, ein als nihilistische Nonnen verkleidetes Synthie-Hardcore-Duo, deren Unverständnis für Lieblichkeit jedweder Art ganz besonders wohltuend ist (So., 4. Juni).

Theatron Pfingstfestival, Sa., 3. Juni, bis Mo., 5. Juni, Theatron, Olympiapark, Eintritt frei, www.theatron.de

© SZ vom 01.06.17 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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