FC Bayern gegen TSV 1860:Abrüstung im Grünwalder Stadion

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Rote Rauchschwaden, friedliche Blaue und am Ende ein 0:0. Die Polizei wollte das Derby zwischen FC Bayern und den Löwen "enthypisieren". Nach dem Spiel kommt es aber doch zu Reibereien.

Von Katja Riedel

München sollte rot sehen, so hatten es die Fans des FC Bayern vor dem "kleinen Derby" angekündigt. Und tatsächlich lösten sie das vor und bei dem Aufeinandertreffen der beiden Amateurmannschaften am Sonntagnachmittag auch ein. 1500 Fans zogen am Vormittag vom Tal über den Viktualienmarkt zum Sendlinger Tor, begleitet von Schwefelgeruch und roten Rauchschwaden. Und diese Bengalos zündeten die Bayern-Fans auch im Grünwalder Stadion. Das nicht ausverkaufte Spiel, das gerade erst angepfiffen worden war, musste unterbrochen werden. Die Polizei postierte Einsatzkräfte vor dem roten Fanblock.

Bei den Gästen in Blau war das nicht nötig. Sie zeigten sich am Sonntag zunächst deutlich zurückhaltender als bei früheren Begegnungen mit dem Lokalrivalen. Über die üblichen Gesangs-Schmähungen hinaus griffen sie die Gegner nicht an und entsprachen damit der Bitte der Polizei, die Fangruppen sollten einander stärker aus dem Weg gehen.

Die Polizei hatte es sich diesmal zum Ziel gesetzt, das kleine Derby zu "enthypisieren", wie es Klaus Röschinger von den sogenannten szenekundigen Polizeibeamten nannte. Denn seitdem sich die beiden Münchner Mannschaften nur mehr in der vierten Liga direkt begegnen, hat das Treffen der Amateure für die Fangruppen beider Vereine an Bedeutung gewonnen - als symbolisches Duell. An diesem Sonntag waren 900 Einsatzkräfte im Einsatz, hinzu kamen Stadion-Ordner. Beim letzten Derby am Ostermontag waren 1100 Beamten vertreten gewesen.

Sieben Festnahmen bis zum Abpfiff - Reiberen im Anschluss

Insgesamt nahm die Polizei bis zum Abpfiff 14 Fans fest, die entweder mit Pyrotechnik gezündelt, einen Beamten beleidigt oder mit einem Becher geworfen hatten. Zwei Bayern-Fans kassierte die Polizei ein, weil sie auf Löwen-Fans losgehen wollten. Alles in allem waren aber sowohl Polizei als auch Fanbetreuer zufrieden, dass beide Seiten - Fans wie Sicherheitskräfte - im Vergleich zum zurückliegenden Derby deutlich abgerüstet hatten.

Polizei beim Amateur-Derby
:Dein Freund und Erziehungsberechtigter

Beim kleinen Derby zwischen FC Bayern und den Sechzgern ist die Polizei gleich doppelt im Einsatz: im Stadion und auf Twitter.

Die Stimmung sei "ganz entspannt" gewesen, sagte Jochen Kaufmann vom Fanprojekt der Arbeiterwohlfahrt. Über "das übliche Bestaunen" sei der Schlagabtausch vor dem Spiel nicht hinausgegangen. "Es war deutlich ruhiger als in den letzten Jahren." So sah es auch die Polizei - bis zum frühen Abend.

Gegen 16 Uhr kam es vor der Gaststätte Kastanienklause in der Martin-Luther-Straße zu Reibereien. Im Biergarten saßen gut 20 Blaue, darunter auch Mitglieder der Rockergruppierung Hells Angels, als einige Bayernfans vorbeizogen. Es kam laut Polizei zu einem Gerangel, Flaschen flogen - später auch in Richtung Polizei, verletzt wurde niemand. Die Bayernfans flüchteten, die Sechziger verschanzten sich zunächst in der Kneipe, lenkten dann aber doch ein. Die Polizei nahm 13 Personen fest.

© SZ vom 03.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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