FC Bayern:Der Mann, der Kimmich, Coman und Sanches zu den Bayern holte

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Understatement und Einblicke: Michael Reschke bei seinem Vortrag. (Foto: Lukas Barth)

Sportdirektor Michael Reschke weiß viel über gutes Scouting - zum Beispiel, dass man den Spieler im Stadion spüren muss.

Von Philipp Crone, München

Die Stärken von Mats Hummels, der erste Eindruck von Carlo Ancelotti oder die Verpflichtung von Joshua Kimmich. Michael Reschke, Sportdirektor und Scout-Chef des FC Bayern München, spricht im rheinländischen Slang eine Stunde zu einem sehr stillen Publikum.

Die 50 Gäste beim ersten Treffen des Business-Circle des FC Bayern Basketball nehmen jede Anekdote so konzentriert auf, dass manche ganz vergessen, ihre Getränke anzurühren. Es wird erst laut, als der 58-Jährige sagt, dass sie ja jetzt wohl genug hätten von seinen Geschichten. Auf keinen Fall!

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Der FC Bayern stellt seinen neuen Trainer vor - der will auf Pep Guardiolas Arbeit aufbauen. Der Posten des Sportvorstands soll nach dem Rückzug von Matthias Sammer zunächst unbesetzt bleiben.

So ein Einblick in den erfolgreichsten Fußballclub des Landes, der laut Reschke "wahrscheinlich bestgeführte Verein der Welt", ist selten, und dann auch noch von einem Mann, der genau solche Auftritte gerne meidet: öffentliche. Doch die Einladung der Basketball-Abteilung an Sponsoren, VIP-Gäste und Kunden ist ja eher eine interne, also steht Reschke hinter einem Pult und erklärt, wie er auf die Sportart Fußball blickt.

Vor allem: live. Natürlich schaue er sich auch Videos an, sagt Reschke, aber um einen potenziellen Neuzugang wirklich einschätzen zu können, müsse er ihn im Stadion sehen, den Spieler spüren, nennt er das. Reschke reist deshalb sehr viel, seit zwei Jahren von München aus.

Als Reschke zu den Bayern kam, hatte er 35 Jahre als Sportdirektor und Scout-Verantwortlicher bei Bayer 04 Leverkusen hinter sich. Er sucht nun für die Bayern nach Spielern, beobachtete Kimmich bei der U 19-EM vor zwei Jahren (gerade läuft wieder eine), überzeugte die Bayern-Bosse von dem Transfer und könnte jetzt stolz davon erzählen, dass der Spieler gerade in die Uefa-Elf der EM gewählt wurde. Macht er aber nicht. Er zählt nur auf: Renato Sanches, Kingsley Coman, Kimmich. Die Zuhörer denken: Haben alle eine super EM gespielt. Und alle drei hat Reschke nach München zu den Bayern geholt.

Ein bescheidener Scout

Reschke sagt lieber: "Mein Anteil am sportlichen Erfolg des FC Bayern ist derzeit noch gering." Dafür ist seine Menschenkenntnis umso größer. Was neben Fußball-Fachwissen wichtig ist, wenn man Spieler einschätzen muss auf Qualität und Charakter, und vielleicht noch wichtiger, wenn man sich in einem Verein wie dem FC Bayern richtig verhalten will. In der Hinsicht liefert Reschke am Montag eine Manuel-Neuer-artige Leistung, allüren- und fehlerfrei. Bayern-selbstbewusst, aber angenehm distanziert von jeglicher Eitelkeit. Noch Fragen?

Und wie. Zur EM möchten die Gäste einiges wissen. "Hummels hat eine unfassbare Spieleröffnung, für mich waren er, Boateng und Bonucci die besten Innenverteidiger des Turniers." Zwei der drei trainieren nun unter Carlo Ancelotti. Den kennt Reschke auch schon, weil er der neue Coach der Bayern ist, aber auch, weil es niemanden gibt, den Reschke nicht kennt. "Seine Gelassenheit und professionelle Fokussiertheit sind beeindruckend", sagt Reschke über Ancelotti. Der wird, wenn er Reschke besser kennt, das gleiche über seinen Scout-Chef sagen.

© SZ vom 13.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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