Champions League:Michael Reschke, der stille Held des FC Bayern

Lesezeit: 3 min

Hält sich lieber im Hintergrund: Michael Reschke (links) mit Uli Hoeneß. (Foto: imago/Martin Hoffmann)
  • Vidal, Costa, Kimmich, Coman. Vier Transfers des Bayern-Kaderplaners entschieden das Duell gegen Turin.
  • Nicht von allen war Guardiola anfangs überzeugt.

Von Benedikt Warmbrunn, München

Das Foto, das viele Monate später auch über den Ausgang dieses Achtelfinals der Champions League entscheiden sollte, zeigt einen schillernden Helden, aber auch einen stillen Helden. Der schillernde Held trägt eine goldene Hose, Sneakers mit goldenen Streifen, um den Hals ein Goldkettchen mit goldenem Kreuz, auch die Haare sind golden getönt. Der stille Held verschwindet fast neben all diesem Glanz, er hat leicht zerwuschelte Haare, aber das passt ja auch wunderbar zu diesen hektischen Tagen, die da Ende August hinter ihm liegen.

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Für das Team der Zukunft sind noch ein paar Personalien offen

Der schillernde Held auf diesem Foto aus einem Münchner Café ist Kingsley Coman, der damals kurz davor war, Juventus Turin zu verlassen und einen Vertrag beim FC Bayern zu unterschreiben. Und der viele Monate später, an einem Mittwochabend im März, mit seinen Dribblings, mit seinen Flanken, mit einer Vorlage und schließlich einem Tor den FC Bayern zu einem 4:2 gegen seinen ehemaligen Klub wirbelte.

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Der stille Held ist Michael Reschke, der Kaderplaner des FC Bayern, der ganz gerne aus der Öffentlichkeit verschwindet, besonders in einem Monat wie dem August, in dem noch letzte Transfers geplant werden müssen. Das Foto aus dem Café ist daher ein seltenes Bild seiner Arbeit, die sich so schwer abbilden lässt. Es sei denn, man zieht gleich ein ganzes Spiel heran, zum Beispiel das 4:2 gegen Turin.

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Dass sich der FC Bayern in dieser wilden Partie doch noch für das Viertelfinale der Champions League qualifiziert hat, das war auch ein Erfolg der jüngsten Transferpolitik des Vereins. Ein Erfolg, der zeigt, dass sich eine Mannschaft auf diesem Niveau kaum noch aus dem eigenen Nachwuchs heraus entwickeln lässt. Sondern hauptsächlich durch gezielte Transfers. Dieses 4:2 ist daher auch ein Beleg dafür, wie wichtig ein Mann wie Michael Reschke für den FC Bayern ist.

Vier Reschke-Zugänge prägen die Partie gegen Turin

Vier Spieler hat der Klub im vergangenen Sommer verpflichtet, und alle vier haben am Mittwoch nachgewiesen, warum. Joshua Kimmich war vielleicht noch der Unauffälligste in diesem Quartett, was in seinem Fall hieß: Er spielte einigermaßen souverän auf einer Position, auf der er vor wenigen Wochen noch völlig fremd war, in der Innenverteidigung.

Coman und Douglas Costa, die beiden Hochgeschwindigkeitsakrobaten, dagegen hatten die Mannschaft wesentlich in die nächste Runde geschleudert, mit ihren Antritten, mit ihren Zuspielen; Costa bereitete das 1:2 mit einer Flanke vor. Und schließlich war da noch Arturo Vidal, dieser aggressive Chefdirigent, der gerade zum Ende der Partie die Mannschaft unermüdlich nach vorne trieb.

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Mancher dieser Transfers hatte eine lange Entstehungsgeschichte, am unauffälligsten dabei war wieder Kimmich. Die Verpflichtung des 21-Jährigen befürwortete Trainer Pep Guardiola ganz im Vertrauen auf seinen Kaderplaner. Bei Vidal wiederum war er weniger euphorisch, er ließ sich aber überstimmen von Reschke und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, der einen engen Kontakt zur Führung von Juventus Turin pflegt. Für die Positionen auf den Flügeln schließlich hatte der Klub monatelang den europäischen Markt geprüft, am Ende dieses Prozesses lag vor Guardiola eine Liste mit wenigen Namen.

Dem Transfer von Costa stimmte Guardiola sofort zu

Einem stimmte er sofort zu, dem von Costa, den er bereits aus mehreren Duellen in der Champions League kannte. Als noch Coman ausgeliehen werden sollte, musste so mancher im Klub erst überzeugt werden von diesem Transfermodell, bei dem der FC Bayern erst einmal sieben Millionen Euro für eine zweijährige Leihe zahlt, um dann gegebenenfalls noch einmal 21 weitere Millionen an Juventus zu überweisen, um den Franzosen fest zu verpflichten.

Durch diese vier Transfers hat der FC Bayern sich eine überzeugende Mannschaft der Gegenwart geschaffen, und doch sind für die Mannschaft der Zukunft noch einige Personalien offen. So sucht der Klub schon seit längerem vergeblich einen würdigen Nachfolger für Philipp Lahm auf der Position des Rechtsverteidigers, doch das wäre für keinen Kaderplaner der Welt eine leichte Aufgabe. Aktuell ist Lahm, 32, sich ja noch selbst der würdigste Nachfolger.

© SZ vom 18.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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