Fasangarten:Vielfalt in der Einheit

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Die Europäische Schule München feiert im Fasangarten die Grundsteinlegung für ihre neue Grundschule

Von Hubert Grundner, Fasangarten

Nicht wenige, die als interessierte Beobachter oder sogar als direkt Beteiligte die Entwicklung der Europäischen Schule München (ESM) verfolgten, sagen heute: Der Erweiterungsbau im Fasangarten, das ist das "Kind" von Herbert Frankenhauser. Dazu muss man wissen, dass der frühere Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis München-Ost im Parlament als Berichterstatter für das Projekt fungierte und ihm besonders verbunden war. Insofern könnte man das Bauvorhaben, das der Bund mit rund 61 Millionen Euro finanzieren wird, tatsächlich als sein Kind bezeichnen. Allerdings eines, wie Frankenhauser selbst am Mittwoch am Rande der Grundsteinlegung frotzelnd anmerkte, das "noch in den Windeln liegt, aber nicht schulfähig ist".

Eine Bemerkung, die darauf abzielt, dass sich die Realisierung des sogenannten Annexes doch um einiges verzögerte: Denn erste Überlegungen für eine Zweigstelle der ESM an der Markland-/Ecke Cincinnatistraße seien 2009 angestellt worden, 2011 begannen dann die Beratungen im Bundestag, und der Schulbeginn, so Frankenhauser, hätte 2017 sein sollen. Dieser Termin verschiebt sich um zwei Jahre, und der ursprünglich berechnete Kostenrahmen fällt auch größer aus, da man ja den provisorischen Schulbetrieb in Containern an der Elise-Aulinger-Straße in Neuperlach entsprechend länger aufrechterhalten und finanzieren muss.

Die ganze Vielfalt der EU symbolisierten die Kinder mit ihrem Fahnentanz bei der Grundsteinlegung. (Foto: Robert Haas)

Trotzdem überwog am Mittwoch natürlich bei dem früheren CSU-Politiker wie bei allen anderen Gästen des Festakts die Freude über das Erreichte. So dankte Rudolph J. Ensing, der Direktor der ESM, allen, die sich für die Realisierung des Neubaus eingesetzt haben. Der zweite Standort der Europäischen Schule in München zeuge vom starken Interesse der Stadt an dieser Einrichtung. Dort wiederum wolle man sich bemühen, die Schüler so zu erziehen, dass sie stolz auf ihr Vaterland seien, zugleich Respekt für andere Nationalitäten empfänden und offen für alles Neue blieben. Die Europäische Schule München, so durfte man Ensing verstehen, soll ein Ort sein, an dem Vielfalt in der Einheit gelebt wird - ganz im Sinne der Gründerväter der Europäischen Union.

Nicht unerwähnt bleiben konnte an einem solchen Tag der drohende Austritt Großbritanniens aus der EU. So sagte Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, man hoffe natürlich, dass die Briten in der Gemeinschaft blieben. Das Referendum, das an diesem Donnerstag abgehalten wird, zeige aber auch: "Europa versteht sich nicht mehr von selbst." Umso wichtiger sei es, Jugendlichen die Ideen und Ideale des europäischen Einigungsprozesses zu vermitteln. Zu diesem Auftrag an die Schule passte auch das Hegel-Zitat, mit dem Quennet-Thielen endete: Bildung sei das Vermögen, Dinge vom Standpunkt eines anderen aus betrachten zu können.

Herbert Frankenhauser, der als Bundestags- abgeordneter mit dem Projekt betraut war, freut sich über den Baubeginn. (Foto: Haas)

Endlich sei ein Ende der Raumnot in Sicht, betonte Kurt Bachmann vom Staatlichen Bauamt München 1. In der neuen Grundschule sollen einmal 1500 Mädchen und Buben unterrichtet werden. Zudem entstehen ein Kindergarten mit 100 Plätzen in vier Gruppen sowie eine Sporthalle plus Außenanlagen. Der Rohbau werde im Sommer 2017 fertiggestellt und anschließend ausgebaut. In Betrieb gehen soll die Schule im April 2019. Bachmann nutzte die Gelegenheit, um den Architekten Léon Wohlhage Wernik mit Atelier Loidl ein dickes Lob zu machen. Die Entscheidung der Wettbewerbsjury 2012 für diese Berliner Büros "war die richtige, da habe ich bis heute keine Zweifel".

© SZ vom 23.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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