Fasangarten:Durchstich wie Dolchstoß

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Schneller zum Einkaufen, aber dafür weit mehr Verkehr in der Siedlung? Noch ist es ruhig in der Herbert-Quandt-Straße. (Foto: Robert Haas)

Bürgerinitiative kritisiert geplante Öffnung zwischen Ständler- und Lincolnstraße

Von Hubert Grundner, Fasangarten

Die Empfehlung des Bezirksausschusses (BA) 17 Obergiesing-Fasangarten, die Ständlerstraße über einen Durchstich in Verlängerung der Herbert-Quandt-Straße mit der Lincolnstraße zu verbinden, stößt bei den Mitgliedern der Bürgerinitiative (BI) Amisiedlung auf scharfe Kritik. Zwar habe die BI in der langwierigen und kontrovers geführten Debatte um die Ansiedlung der Europäischen Schule München (ESM) und des Versorgungszentrums am Ende der Marklandstraße stets eine Zufahrt der ESM von Norden gefordert. Auf dem Weg sollte die Siedlung vom motorisierten Individualverkehr (MIV) entlastet werden. Der BA-Beschluss, so die Befürchtung vom Sprecher der BI Thomas Majer, könnte nun den Anschein vermitteln, es werde damit einem seiner zentralen Anliegen sowie dem Interesse aller Bewohner der Siedlung entsprochen.

Das Gegenteil sei der Fall: Die nun empfohlene Öffnung des Verkehrsnetzes der Siedlung zur Ständlerstraße hin entspreche keinesfalls dem Petitum der Bürgerinitiative Amisiedlung. Anders als vom BA dargestellt, lasse sie eine erhebliche Zunahme des Verkehrs erwarten. Und schließlich sei diese Öffnung keineswegs alternativlos. Vielmehr könne eine Verbindung allein zum Nordeingang der Europäischen Schule und ohne Anschluss an das Verkehrsnetz der Siedlung dem Schutzbedürfnis der Bewohner hinlänglich Rechnung tragen.

Wie es in der Mitteilung weiter heißt, könne die vom BA 17 empfohlene Öffnung zwar das Straßennetz von einlaufendem Schulverkehr entlasten. Dieser werde nicht mehr allein von Osten her durch die Lincolnstraße, sondern zusätzlich von Norden her, also ohne Inanspruchnahme des Siedlungsnetzes, zur ESM geführt.

"Doch ist der Preis dafür sehr hoch, zu hoch für die Siedlung", gibt Sprecher Majer zu bedenken. Nicht nur würde der auslaufende Schulverkehr weiterhin in die Lincolnstraße Richtung Osten geleitet. Die zur Lincolnstraße hin offene Herbert-Quandt-Straße würde außerdem zusätzlichen Verkehr in die Siedlung führen. Die Ursache hierfür wäre dann nicht die Europäische Schule. Der zusätzliche Verkehr würde vielmehr durch den "Kommerzkomplex" am Ende der Marklandstraße angelockt.

Dabei unterstellt die BI, mit Verweis auf die Begründung des Bebauungsplans Nummer 2037, dass dies sogar beabsichtigt sei. Das Nahversorgungszentrum wäre somit nicht nur aus dem Süden, sondern auch aus dem Norden gut erreichbar. Wer aber von Norden zum Einkaufen kommt, fährt auf dem Rückweg zwangsweise durch die Siedlung, da die Herbert-Quandt-Straße als Einbahnstraße konzipiert ist. Eine bewusst konsumentenfreundliche Erschließung der Siedlung "auch von Norden her mag dem Planungsreferat noch aus anderen Gründen reizvoll erscheinen", heißt es von der BI weiter. Denn die in der Entstehung begriffene große Wohnsiedlung an der Hochäckerstraße habe keinen Nahversorger. "Hier könnte der Kommerzkomplex in der Amisiedlung eine Entlastung bewirken", vermuten die BI-Mitglieder. "Und dann gibt es noch Pläne einer auch kommerziell verstärkten Nutzung der Flächen an der östlichen Ecke Fasangarten-/Minnewitstraße." Eine neue Nord-Süd-Querung der Siedlung zwischen Ständler- und Fasangartenstraße käme da gerade recht.

Trotz alledem meinten die Mitglieder des BA 17, es werde gerade durch die von ihnen empfohlene Öffnung des Straßennetzes Schleichverkehr in der Siedlung vermieden. Abschließend attackiert die Bürgerinitiative Amisiedlung deshalb die Lokalpolitiker scharf: "Das kann nun wirklich nur noch als Botschaft aus einem Alternativuniversum verstanden werden - oder als glatte Lüge."

© SZ vom 12.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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