Fahrschein-Panne:MVG kassierte Ticketpreis doppelt

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An Automaten der MVG wurden Ticketpreise doppelt abgebucht. (Foto: Robert Haas)

Die Münchner Verkehrsgesellschaft hat bei tausenden Kunden doppelt abgebucht. Wer Tickets am Automaten bargeldlos bezahlte, wurde Opfer eines "technischen Fehlers" - Fahrgäste beklagen schlechtes Krisenmanagement.

Von Thomas Schmidt, München

Kaufe eins, zahle zwei: Tausenden Kunden der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) wurde aufgrund eines technischen Fehlers zu viel von ihren Bankkonten abgebucht. Betroffen sind laut Angaben des Verkehrsunternehmens Fahrgäste, die seit dem 9. Oktober bargeldlos Tickets an Münchner Fahrkarten-Automaten gekauft haben. Bei "mehreren tausend Kunden" sei der Preis dann zweimal vom Konto abgebucht worden, bestätigte MVG-Sprecher Matthias Korte am Dienstag auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung. Weder die exakte Zahl der Betroffenen noch die Höhe der insgesamt falsch eingezogenen Beträge sei bislang bekannt.

Die MVG ist nach eigenen Angaben erst durch Beschwerden von Kunden auf das Problem aufmerksam geworden. Laut Unternehmenssprecher Korte wickelt ein externer Dienstleister den Zahlungsverkehr ab. Bei diesem sei vor einigen Tagen ein "technischer Fehler" aufgetreten. Um welches Problem es sich konkret handelt und wie so etwas überhaupt passieren konnte, "das wollen wir auch wissen - von dem Dienstleister", insistierte Korte. "Wir stehen jetzt bei denen auf der Matte."

MVG: Fehler abgestellt

Welcher Fehler auch immer für die doppelten Buchungen verantwortlich war, laut der MVG sei er inzwischen "abgestellt". Das habe zumindest der Dienstleister beteuert. Den betroffenen Kunden werde das zu viel gezahlte Geld nun "als Gutschrift automatisch zurück überwiesen", verspricht Korte. Sie müssten nicht selbst aktiv werden, um die Erstattung zu erhalten. "Der Dienstleister hat am Dienstag mit den Gutschriften begonnen", so der MVG-Sprecher.

Für die Rückabwicklung ist folglich dieselbe Firma verantwortlich, die all den Ärger verursacht haben soll. Dass die Zahlungen nun ordnungsgemäß angewiesen werden, könne die MVG daher nicht unmittelbar überprüfen. Man werde "entsprechenden Beschwerden nachgehen", sollte es weitere Probleme geben, teilen die Verkehrsbetriebe mit. Im Zweifel könnten sich Kunden an die MVG-Hotline wenden (0800/3 44 22 66 00).

Den Namen des Dienstleisters will die Verkehrsgesellschaft nicht preisgeben. Die Firma habe Kunden in ganz Deutschland, auch andere Städte und Unternehmen seien betroffen. Die S-Bahn München teilte allerdings mit, ihr sei nichts von derartigen Problemen bekannt.

Regress-Forderungen noch kein Thema

Die Frage, ob man den Dienstleister wegen eines möglichen Imageschadens in Regress nehmen wolle, sei bei der MVG derzeit noch "kein Thema". Jetzt wolle man sich erst mal um die Rückzahlungen kümmern. Dass die Konten von Tausenden Fahrgästen doppelt belastet wurden, erkannte die MVG erst im Laufe des Dienstags. Zuvor hatten Kunden, die sich beschweren wollten, mit widersprüchlichen Angaben zu kämpfen.

Manche wurden von der MVG angewiesen, mit Personalausweis und Kontoauszug im Kundencenter zu erscheinen. Anderen wurde mitgeteilt, sie sollten eine E-Mail mit den Details der Buchungen an das Unternehmen schicken. Wieder anderen wurde geraten, sie sollten sich bei ihrer Bank beschweren.

"Kein Wort des Bedauerns", beklagte sich eine SZ-Leserin, "die Art und Weise des Krisenmanagements ist unglaublich." Erst von Dienstagnachmittag an teilte die MVG den Betroffenen schließlich mit, dass sie ihr Geld automatisch erstattet bekämen. "Wir möchten uns dafür entschuldigen, wenn es hier zu Unstimmigkeiten kam", betont MVG-Sprecher Korte. Ein solcher Fehler sei bisher noch nie aufgetreten.

© SZ vom 15.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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