European Championships:Die Medaillen sind da, die Zuschauer noch zögerlich

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Leichtathletin Christina Hering, Ruderer Oliver Zeidler und Maskottchen Gfreidi präsentieren die European-Championships-Medaille (li.), deren Gestaltung auch vom Edelmetall der Spiele von 1972 (re.) inspiriert wurde. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Schmuckstücke für die Sieger sind schon da - fehlen nur noch die Zuschauer. Einige Wettkämpfe sind zwar bereits ausverkauft, aber bei den Leichtathleten ist noch reichlich Platz.

Von Joachim Mölter

Es ist kaum zu glauben, wie viele Gedanken man in ein kleines Stück Metall einfließen lassen kann, rund siebeneinhalb Zentimeter breit, sieben Zentimeter lang, einen Zentimeter dick und 180 Gramm schwer. Florian Weber, Kreativchef im Organisationskomitee für die European Championships, hat am Montag jedenfalls ausführlich erklärt, dass "ganz viel Erbe und Ehrfurcht" drinsteckt in den Medaillen, welche die Besten bei dem Multisport-Ereignis vom 11. bis 21. August umgehängt bekommen. Die dreieckige Form haben sie übernommen von der Premiere dieses Meisterschaftsformats im Jahr 2018, ebenso das aufgesetzte Logo. Der facettenreiche Schliff wiederum ist dem geschwungenen Zeltdach des Olympiaparks entlehnt, das verschlungene Band soll an eine Münchner Breze erinnern. Und auf dem Stoff sind in abgewandelter Form noch die berühmten Piktogramme des Designers Otl Aicher für Olympia 1972 aufgegriffen.

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"Das ist mit die schönste Medaille, die ich je gesehen habe", sagte der Ruderer Oliver Zeidler, 26, nach Ansicht der Schmuckstücke. Das will was heißen, der Welt- und Europameister im Einer hat einige Medaillen gesehen, darunter die goldene, die sein Opa Johann Färber 1972 bei Olympia in München mit dem Vierer errudert hat. Auch die 800-Meter-Läuferin Christina Hering war angetan von den Plaketten. "Ich finde sie superschön, von allen Seiten", sagte die 27-Jährige, die möglichst eine mit heimnehmen will.

Mit der Präsentation der Medaillen zehn Tage vor Beginn der Wettkämpfe haben die Organisatoren den Countdown eingeläutet für die European Championships, eine Bündelung von Europameisterschaften in neun verschiedenen Sportarten. "Wir wollen die letzten Tage noch mal ordentlich nutzen, um gute Stimmung zu erzeugen", kündigte die für den Sport zuständige Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) an. Manuel Deutschmeyer, der Marketing- und Kommunikationschef der Veranstaltung, sagte: "Wir geben jetzt noch mal zehn Tage Vollgas."

Die K.-o.-Runden im Beachvolleyball sind ausverkauft, fürs Bahnradfahren gibt es nur Restkarten

Der Ticket-Vorverkauf hat zuletzt merklich angezogen, sagt Deutschmeyer: "Man hat Corona schon gemerkt. Viele haben gezögert, sich lange vorher Karten zu besorgen." Diese Tendenz hat auch Marion Schöne beobachtet, die Chefin des Olympiaparks, in dem die meisten Bewerbe ausgetragen werden. "Wir verkaufen gerade einige Tausend Tickets pro Tag", sagt sie. "Viele warten auch ab, wie das Wetter wird, und kommen dann an die Tageskasse."

Für einige Disziplinen ist das schon zu spät. Die K.-o.-Runden im Beachvolleyball sind bereits ausverkauft, für die Bahnrad-Wettbewerbe gibt es nur noch Restkarten. Gleiches gilt für die Gerätefinals der Turnerinnen: Da sind zumindest die besten Plätze schon besetzt. Das gilt teilweise sogar für die Leichtathletik, wo sich das Interesse auf erfolgversprechende deutsche Athleten konzentriert.

So sind die Tribünenblöcke, von denen aus man am 18. August den besten Blick auf die Weitsprung-Grube hat, ausverkauft: Da erhofft man sich von der Olympia-, WM- und EM-Siegerin Malaika Mihambo einen weiteren großen Sprung. Auch rund um den Speerwurf-Anlauf gibt es an den Tagen der Entscheidungen kaum noch einen freien Sitz. Aber insgesamt bietet das Olympiastadion noch Platz. "Da können wir bis zu 55 000 Tickets pro Tag verkaufen", sagt Schöne, "das ist schon ein Brett."

Manuel Deutschmeyer sagt: "Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Ziele erreichen." Das wären eine Million Besucher insgesamt, inklusive derer beim Kulturfestival sowie der Wettkämpfe im Triathlon, BMX, Mountainbike und Straßenradfahren, wo es freien Eintritt gibt. Was verkaufte Tickets angeht, nennt er die Zahl 450 000 - "das ist unser Wunsch".

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