Erste-Liga-Sommerfest:Den Nerv der Szene getroffen

Lesezeit: 1 min

DJ Mehdi vom Label Ed Banger ist bekannt für seine ekstatischsten Dance-Tracks. Beim Erste-Liga-Sommerfest auf der Praterinsel steht er an den Plattentellern.

Michael Moorstedt

Als Pedro Winter 2002 sein Ed Banger Label gründete, hatte er nichts weniger im Sinn als des DJs Wiedergeburt. Nicht mehr bloßer Tanzflächen-Dienstleister sollte der nach Meinung des Franzosen sein, sondern Rockstar.

Ekstase auf dem Dancefloor - das garantiert DJ Mehdi. (Foto: Foto: oh)

Anbetungswürdig und komplett ausstaffiert mit den gängigen Accessoires: Groupies, Exzess und Mut zur großen Geste. Acts wie Uffie, SebastiAn und allen voran Justice gaben sich seitdem größte Mühe, die Vorgaben ihres Mentors zu erfüllen. Und auch wenn kritische Geister den lautstarken Ruf nach mehr Hedonismus aus Paris inzwischen vor allem als Imagekampagne enttarnt haben, bleibt Fakt, dass die beteiligten DJs und Produzenten mit fast allen ihren Veröffentlichungen recht sicher den Nerv der Zielgruppe getroffen haben.

Lange Schlangen vor den Clubs und euphorische Kritiken sind das Ergebnis. Erfrischend uneitel kommt angesichts all dieser Überhöhung Mehdi Faveris-Essadi daher. Selbst bei der Wahl des Künstlernamens macht er sich keiner Starallüren verdächtig, DJ Mehdi reicht völlig. Seine Biografie beginnt lange Zeit vor dem grassierenden Ed Banger Hype. Damals bediente er für altgediente Helden wie MC Solaar oder die Rapper von 113 das Mischpult und hielt sich dabei zumeist im Hintergrund.

Vielleicht ist dieser Charakterzug dafür verantwortlich, dass er 2006 als erster der vielen Ed Banger-Recken ein Solo-Album in voller Länge veröffentlichte. Die Anderen nahmen während all ihrer Feierei nur Singles auf. "Lucky Boy" nannte er es, und aus diesen Tagen bleibt ein Satz von Mehdi überliefert, der in seiner Widersprüchlichkeit doch wieder hervorragend zum Gesamtkonzept des Arbeitgebers passt: "I'm serious about having fun."

Die Single-Auskopplung "Signatune" gehörte zu den ekstatischsten Dance-Tracks der letzten Jahre. Auch im Arbeitsethos ähnelt Mehdi den Kollegen aus Paris. Dort gilt trotz einheitlicher Label-Ästhetik seit jeher das Prinzip "copy and paste", alles ist erlaubt, auch böse Übersteuerung, in alle Richtungen ausdifferenzierte Bässe und das Zugeständnis an den Trash.

All das, ohne jemals anstrengend oder abstrakt zu klingen. In Mehdis Fall heißt das: Man mische den synthetischen Hip-Hop der späten Neunziger mit HeavyMetal-Riffs, man sample Notorious B.I.G. ebenso wie stampfende 4/4-Takte und nenne die Summe der Teile Hip-House. Ähnlich eingängig wie diese Alliteration ist dann auch das musikalische Endprodukt.

DJ Medhi und andere @ Erste- Liga-Sommerfest 8. August, 22 Uhr, Praterinsel 3

© SZ vom 06.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: