Erich Mühsam:Anarchist und Menschenfreund

Lesezeit: 6 min

"Ich weiß von allem Leide, fühl alle Scham / und möchte helfen aller Kreatur", dichtete Mühsam. Ihn selbst ermordeten die Nationalsozialisten. (Foto: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo)

Der Schriftsteller und Satiriker Erich Mühsam war ein Freigeist und konnte als solcher genauso begeistern wie anecken. Er ahnte früh, was sich durch die Nazis verändern würde - und wurde 1934 von ihnen ermordet.

Von Wolfgang Görl

Erich Mühsam hat Gedichte geschrieben, in denen er das Leben feiert, versponnen und frivol bisweilen, so wie die Schwabinger Boheme nun mal war in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. In seinem erotisch aufgeladenen, eindeutig zweideutigen Gedicht "Der Komet", dessen lyrisches Ich ein Mädchen umgarnt, stehen am Ende die Zeilen: "Ich komme, wenn der Mond aufgeht, / Verschwind beim Morgenreif / Wie jener muntere Komet / Mit seinem stolzen Schweif." Aber leider, die Welt zu Zeiten Mühsams war alles andere als ein dionysischer Lustgarten, weshalb der Dichter gezwungen war, auch andere Töne anzuschlagen: "Nennt uns nur höhnisch Weltbeglücker / weil wir das Joch der Unterdrücker / nicht länger dulden und die Schmach. / Lacht nur der neuen Ideale, / leert auf die alten die Pokale - / Wir geben nicht nach!"

Zur SZ-Startseite

SZ PlusMünchner Räterepublik
:Dichter dran

Es waren Träumer, die 1918 in München bei der Novemberrevolution für eine bessere Welt kämpften. Sie scheiterten an einer Frage, die auch heute wieder die Menschen umtreibt: Was bringt denn das mir?

Von Holger Gertz

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: