Wohnungsmarkt:Suche nach einer Baulücke

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Kirchdorf will die günstigen Rahmenbedingungen nutzen und in diesem Jahr bezahlbaren Wohnraum im Ort schaffen

Von Katharina Aurich, Kirchdorf

Es ist ein Anliegen, das derzeit Lokalpolitiker in vielen Gemeinden beschäftigt. So auch Uwe Gerlsbeck. "Mir ist es persönlich wichtig, in unserer Gemeinde mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen", beschreibt Kirchdorfs Bürgermeister eines seiner Ziele für dieses Jahr. Auch der Gemeinderat der rund 3000 Einwohner zählenden Kommune steht hinter diesem Anspruch, 2017 soll mit der Planung begonnen werden.

Auf dem Land sei dies bisher noch kein Thema, sagt Gerlsbeck, aber "wir brauchen auch hier klein strukturierte Einheiten, bezahlbare Wohnungen für Alleinstehende, Alleinerziehende, Senioren, anerkannte Flüchtlinge und Familien". Zunächst benötige die Kommune jedoch ein Grundstück, am liebsten wäre dem Rathauschef eine Baulücke im Ort. Die Gemeinde werde Bauträger und Träger der Wohnungen sein und entscheiden, wer dort einziehe. Finanziert wird das Ganze aus einem Programm des Freistaates: 30 Prozent der Gesamtkosten (Grundstückskauf und Baukosten) würden dabei übernommen, 70 Prozent müsse die Gemeinde finanzieren, erläutert Gerlsbeck. Er halte es für sinnvoll, jetzt, in Zeiten niedriger Zinsen, zu investieren, die Schulden würden auf 25 Jahre angelegt. Es sei nicht das Wichtigste, schuldenfrei zu sein, sondern in die Zukunft zu investieren, wenn die Rahmenbedingungen dafür stimmten.

Als zweites wichtiges Thema nennt Gerlsbeck die Verbesserung der Infrastruktur. Dazu gehört im Zuge der Dorferneuerung der Ausbau der Straße in Helfenbrunn. Dies habe Priorität, bevor dort eventuell wieder ein Baugebiet entstehen könne. Auch die Staatsstraße, die durch Kirchdorf führe, sei baufällig. Insbesondere die 25 Jahre alten Gehwegkanten aus Granit müssten erneuert werden. Dies gehe jedoch nur unter der Federführung des zuständigen Staatlichen Bauamtes Freising.

Ein weiteres Projekt ist die neue, großzügigere Gestaltung des Kirchenvorplatzes. Dafür werde die Gemeinde im Januar ein Grundstück erwerben, der Platz soll dann aus den Mitteln der Dorferneuerung umstrukturiert werden. Auch das Kirchdorfer Rathaus werde im neuen Jahr für die Zukunft fit gemacht, ein Aufzug eingebaut sowie eineinhalb neue Stellen und neue Büroflächen geschaffen, so Gerlsbeck. Das Einwohnermeldeamt werde auf den neuesten Stand der elektronische Verwaltung gebracht und der Online-Service verbessert. Kirchdorf werde seine Kinderbetreuungsplätze ausbauen und die Zahl der Krippengruppen von jetzt vier auf sechs erhöhen, schildert Gerlsbeck weitere Vorhaben.

Natürlich wird Kirchdorf, als Wiege der Integrierten Ländlichen Entwicklung im Ampertal (ILE), auch gemeinsame Projekte des Verbundes umsetzen - insbesondere in Sachen Mobilität. Zwischen Kirchdorf und Burghausen werde ein Radweg gebaut und damit endlich die Verbindung nach Freising für Radfahrer hergestellt, erklärt der Bürgermeister. Die Gemeinde sei im Moment dabei, dafür die Grundstücke zu erwerben. Langfristig solle der Hauptort Kirchdorf von allen Nebenorten aus gefahrlos mit dem Rad erreichbar sein. Aber "wir brauchen Grundstücksbesitzer, die bei unseren Vorhaben mitmachen". Er sei zuversichtlich, dass dies in Zukunft gelinge.

Den Rathauschef beschäftigt auch das Thema Flüchtlinge, 40 Menschen leben in Kirchdorf in Containern. Die Aufnahme der Flüchtlinge sei reibungslos gelaufen, "wir haben einen super Helferkreis", lobt der Kirchdorfer Bürgermeister. "Im ersten Schritt haben wir die Menschen aufgenommen, jetzt muss der zweite, die Integration erfolgen", sagt Gerlsbeck. Container seien dafür keine Lösung. Man wünsche niemandem, unter diesen Umständen langfristig leben zu müssen. Auch deshalb, so Gerlsbeck, werde die Kommune bezahlbaren Wohnraum für diejenigen schaffen, die bleiben dürfen.

© SZ vom 09.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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