Verschlampte Unterschriftenliste:Doch im Ministeriumsschredder

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Bei ihrer Übergabe an Staatssekretärin Dorothee Bär (li.) hat Gisela Floegel die Unterschriftenliste zum letzten Mal gesehen - dann war sie weg. (Foto: privat)
  • Mehr als 12.000 Unterschriften hat die Bürgerinitiative aus Erding gegen den Neubau der umstrittenen Bundesstraße B 15 zusammengetragen und persönlich in Berlin abgegeben.
  • Im Bundesverkehrsministerium ist der rote Ordner dann verloren gegangen, Staatssekretärin Bär spricht nun von einem Missverständnis.
  • Petitionen seien "grundsätzlich schriftlich oder online an den Petitionsausschuss des deutschen Bundestages zu richten".

Von Mathias Weber, Erding

Alles nur ein großes Missverständnis: Im Fall der im Bundesverkehrsministerium verschwundenen Unterschriftenliste, auf der sich mehr als 12 000 Bürger in den Landkreisen Erding, Ebersberg, Landshut, Mühldorf und Rosenheim gegen den Neubau der umstrittenen Bundesstraße 15 ausgesprochen hatten, hat sich nun Staatssekretärin Dorothee Bär (CSU) mit einem Brief an die Initiatoren gewandt.

Dass die Liste im Verkehrsministerium verschwunden war, hatte für erheblichen Unmut bei der Bürgerinitiative gesorgt. Die SZ hatte vergangene Woche über den Fall berichtet und auch mit dem Erdinger SPD-Bundestagsabgeordneten Ewald Schurer telefoniert. Der fand das Vorgehen "respektlos".

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Mehr als 12.000 Unterschriften hat die Bürgerinitiative aus Erding gegen den Neubau der umstrittenen, autobahnähnlichen Bundesstraße B 15 zusammengetragen und persönlich in Berlin abgegeben. Doch im Ministerium weiß niemand, wo die Ordner hin verschwunden sind.

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"Nur für einen begrenzten Zeitraum aufbewahrt"

Die Liste selbst wurde im vergangenen Jahr bei einem Besuch in Berlin persönlich an Staatssekretärin Bär übergeben - mit dem Ziel, dass diese am Ende im Petitionsausschuss des Bundestages landen sollte und dort Aufmerksamkeit erfährt. Jetzt stellt Bär klar, dass es so aber nicht geht: Petitionen seien "grundsätzlich schriftlich oder online an den Petitionsausschuss des deutschen Bundestages zu richten", schreibt sie.

"Der Hausleitung des BMVI überreichte Sammlungen werden der zuständigen Fachabteilung lediglich zur Kenntnisnahme zugeleitet. Dort wurde der Eingang registriert, die Unterschriftenliste selbst aber nur für einen begrenzten Zeitraum aufbewahrt." Soll heißen: Der rote Ordner mit den Unterschriften landete irgendwann im Papiermüll.

Bär bedauert Missverständnis

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Man habe sich halt falsch verstanden, schreibt Bär; dass die Initiatoren eine Weiterleitung an den Petitionsausschuss wünschten, sei so nicht klar gewesen. Dieses Missverständnis bedauere sie außerordentlich.

Bedauerlich ist aber auch, dass die Bürgerinitiative ein Jahr verloren hat, und die Unterschriftenliste, die digital vorliegt, noch einmal eingereicht werden muss - und zwar gleich an den Petitionsausschuss. Dieses Mal will man sich eine Eingangsbestätigung geben lassen.

© SZ vom 04.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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