Taufkirchen:Unterricht unter freiem Himmel

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Der Verein Oase plant, in Taufkirchen eine "Naturschule" zu gründen - die Genehmigung soll im Sommer beantragt werden.

Thomas Daller

Der Verein Oase Lebenskreis, der in Taufkirchen bereits einen Naturkindergarten betreibt, will nun auch eine Naturschule gründen. Geplant ist eine gebundene Ganztagsschule, die bereits 2012 mit etwa 20 Kindern starten soll. Um die Genehmigung der Regierung von Oberbayern will man sich im Sommer dieses Jahres bemühen; der Taufkirchener Gemeinderat, dem das Konzept am Dienstagabend vorgestellt wurde, hat das Projekt einstimmig befürwortet.

"Die Eltern und Kinder sind mit dem Naturkindergarten sehr zufrieden. So entstand der Wunsch, dass die Kinder nach dem Kindergarten auch in eine ähnliche Schule gehen", erläuterte Oase-Vorsitzender Christian Kreßierer in der Gemeinderatssitzung. Geplant sei eine Privatschule, die keine finanzielle Unterstützung der Gemeinde Taufkirchen in Anspruch nehme, sagte Kreßierer, denn die Gemeinderäte hatten bereits bei früheren Gesprächen deutlich gemacht, dass sie dazu nicht bereit wären. Die Finanzierung soll von staatlicher Seite erfolgen, wobei Kreßierer darauf hinwies, dass diese Förderung bei privaten Schulen niedriger sei als bei staatlichen. Den Fehlbetrag werde man mit einem monatlichen Schulgeld von 150 Euro pro Kind kompensieren.

Der Oase-Vorsitzende sagte, die Naturschule solle als Grundschule beginnen und langfristig als Hauptschule bis zur zehnten Klasse weitergeführt werden. Bis zu 60 Schüler könne sie dann umfassen: "Es ist nicht das Ziel, eine riesige Schule aufzubauen." Die Schüler sollen in jahrgangsgemischten Klassen unterrichtet werden, wobei jeweils die Klassen eins bis drei, vier bis sechs und sieben bis zehn zu einer Gruppe zusammengefasst werden. Im Sinne der Inklusion wolle man auch behinderte Kinder aufnehmen; bis zu zehn Prozent der Schüler könnten das sein, wobei das aber von der Schwere der Behinderung abhänge.

Darüber hinaus unterscheide sich die Naturschule von einer Regelschule dadurch, dass man mit den Kindern viel Zeit im Freien verbringe. Musikinstrumente sollen beispielsweise aus Naturmaterialien hergestellt werden, oder große Zahlen könne man anhand der Blätter eines Baumes besser erläutern als abstrakt in einem Schulbuch. Natur sei die Voraussetzung für eine innere Einstellung, die den Schutz von Pflanzen, Tieren und Lebensräumen als Ziel habe. Englisch soll von der ersten Klasse an unterrichtet werden, wobei man an Lehrer denke, deren Muttersprache Englisch sei.

Etwas skeptisch reagierten die Gemeinderäte auf den Hinweis, in der Naturschule gebe es keine Zeugnisse mit Noten, sondern Entwicklungsberichte. Christoph Puschmann (CSU) hakte nach, wie es um den Schulabschluss bestellt sei oder wie ein eventueller Schulwechsel bewerkstelligt werden solle. Kreßierer sagte, es sei geplant, dass die Naturschüler die Prüfung als Gastschüler an einer Hauptschule absolvieren. Und die Erfahrung an anderen Naturschulen habe gezeigt, dass auch der Wechsel nach der Grundschule an eine Realschule oder ein Gymnasium zu schaffen sei. Denn an der Naturschule werde man zu Eigenverantwortung erzogen. Schüler, die Interesse am Schulwechsel hätten, würden die Qualifikation als ihr "persönliches Projekt" ansehen und mit dem entsprechenden Lerneifer verfolgen.

Da die Gemeinderäte dem Konzept zugestimmt haben, will der Oase-Verein nun nach einem geeigneten Gebäude suchen und das pädagogische Konzept bei der Regierung von Oberbayern einreichen. Weitere Informationen unter www.oase-naturschule.de.

© SZ vom 07.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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