SZ-Adventskalender:Mobil im Einsatz

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Bei der Schlüsselübergabe (von links): Dakhaz Hussein, Teamleiter Soziale Beratung der Caritas Erding, Sandra Geisler, Geschäftsführerin des SZ-Adventskalenders, und Melanie Schmerbeck von der Sozialen Beratung der Caritas Erding. (Foto: SZ)

Die Stelle zur Vermeidung von Obdachlosigkeit der Caritas Erding hat seit Kurzem ein eigenes Dienstauto. Die Anschaffung ermöglichte der SZ-Adventskalender.

Von Regina Bluhme, Erding

Wenn bei Dakhaz Hussein das Telefon klingelt, dann ruft meist ein Mensch in großer Not an. Zum Aufgabenbereich des Teamleiters der Sozialen Dienste der Caritas Erding gehört die Stelle zur Vermeidung von Obdachlosigkeit. Da kann es passieren, dass er zu einer Familie gerufen wird, die nach der Zwangsräumung buchstäblich auf der Straße steht. Dann muss es schnell gehen. Dank der Leser und Leserinnen der Süddeutschen Zeitung erfährt die Erdinger Beratungsstelle nun eine große Unterstützung. Am Mittwoch überreichte Sandra Geisler, Geschäftsführerin des SZ-Adventskalenders, Dakhaz Hussein und seiner Kollegin Melanie Schmerbeck offiziell die Schlüssel für ein Auto, gesponsert durch Spenden der SZ-Leserschaft.

Treffpunkt 15.30 Uhr vor dem SZ-Turm in München. Dakhaz Hussein und Melanie Schmerbeck fahren mit dem weißen Toyota vor den Haupteingang. Ein knappes halbes Jahr tut der Kleinwagen mit dem SZ-Adventskalender-Logo auf der Kühlerhaube schon Dienst im Landkreis Erding. Die beiden Caritas-Mitarbeitenden sind sehr froh über den Wagen. "Wir müssen oft zu den Klienten auf Hausbesuch", sagt Dakhaz Hussein. Und diese wohnen im gesamten Landkreis verteilt.

(Foto: SZ)

Wer auf dem Land lebt und auf den Bus angewiesen hat, hat im Landkreis schlechte Karten. Oft gebe es nur spärlich getaktete bis gar keine Busverbindung, weiß Melanie Schmerbeck. Zudem täten sich körperlich angeschlagene, psychisch kranke, behinderte oder auch ältere Menschen schwer, ins Büro in die Erdinger Altstadt zu kommen. "Es kommt auch immer wieder vor, dass wir die Klienten auf Behördenwegen, zum Beispiel zum Jobcenter oder zum Landratsamt, begleiten müssen", erzählt Melanie Schmerbeck.

Bislang mussten die Mitarbeitenden der Stelle zur Vermeidung von Obdachlosigkeit ihr Privatauto für ihre Fahrten nutzen - oder sich bei anderen Fachstellen der Caritas ein Dienstfahrzeug ausleihen, das oft dann gerade nicht frei war. "Das neue Auto erleichtert uns die Arbeit sehr", betont Dakhaz Hussein. Die Nachfrage nach dem Beratungsangebot ist groß. Laut den aktuellen Zahlen suchten 2023 fast 800 Klienten die Sozialen Dienste der Caritas Erding auf. Meist ist es mit einem Termin nicht getan. "Wir haben viel zu tun", sagt Hussein. In Zahlen ausgedrückt, "haben wir im Durchschnitt fünf bis sechs Beratungen am Tag", so Hussein, die Hausbesuche nicht mitgezählt.

"Unsere Haustür steht immer offen", sagt Teamleiter Dakhaz Hussein

Vor vier Jahren hat das bayerische Sozialministerium der Caritas Erding die Stelle zur Vermeidung von Obdachlosigkeit genehmigt. Als die Sonderförderung Ende 2021 auslief, beschlossen die Gemeinden des Landkreises, sich finanziell daran zu beteiligen. Seit Beginn 2022 ist die Fachstelle dauerhaft eingerichtet.

Auf die Nachfrage von Sandra Geisler, wie denn die Klienten ihren Weg zur Caritas finden, sagt Dakhaz Hussein: Durch Öffentlichkeitsarbeit, durch Mundpropaganda - oder durch Behörden und Ämter, die die Menschen zur Caritas schicken. "Unsere Haustür ist immer offen", betont Hussein. Viele klingelten einfach, stehen dann in der Tür. Es sei im Speckgürtel von München kaum zu glauben, wie viel Armut es doch gebe, sagen Hussein und Schmerbeck.

Spontane Hilfe ist möglich dank Gutscheinen für einen Einkauf

Beide haben schon erlebt, dass Freitagnachmittag eine Mutter in der Tür stand und kein Geld mehr hatte, um Essen für die Familie fürs Wochenende einzukaufen. "Natürlich überprüfen wir die Angaben", erklärt Hussein. In diesen Notfällen könne die Caritas unbürokratisch mit Gutscheinen für einen Lebensmitteleinkauf helfen. Ermöglicht werde das ebenfalls durch Spenden im Rahmen des SZ-Adventskalenders.

Mit dem neuen Dienstfahrzeug, einem Toyota Aygo X, sind die Mitarbeitenden der Caritas bereits etwa ein halbes Jahr im Einsatz. "Für uns ist das eine große Erleichterung, und wir sind wirklich sehr froh, dass wir dank des SZ-Adventskalenders das Auto kaufen konnten", sagt Dakhaz Hussein. "Und wir freuen uns sehr, dass wir Ihre Arbeit unterstützen können", erwidert Sandra Geisler.

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