Im Innenhof des Sophienhospiz Freising-Erding steht seit kurzem ein besonderer Brunnen. Das Wasser sprudelt und plätschert nicht, sondern tropft leise, aber stetig aus einer steinernen Blüte. Rechtzeitig zur offiziellen Eröffnung des Hauses am kommenden Freitag ist das Werk der Erchinger Künstlerin Roswitha Prehm am Sternweg in Erding angekommen. Die Einweihung findet corona-bedingt mit Verspätung statt. Bereits im Februar war der erste Gast eingezogen. Seither erweitert das Hospiz mit seinen zwölf Zimmern sukzessive das Betreuungsangebot. Die Warteliste ist lang.
Karl Weiß, ehemaliger Bauprojektsteuerer aus Walpertskirchen, war Anfang Februar als erster Gast im Sophienhospiz eingezogen. Er war begeistert von den Räumlichkeiten und von den Mitarbeitenden, "sowohl von der menschlichen als auch von pflegerischer Seite", wie er im Februar gegenüber der SZ Erding erklärte. Karl Weiß ist inzwischen gestorben, doch zuvor hatte er sich noch einen Ausflug in die Berge gewünscht und von dort allen ein kleines Geschenk mitgebracht zum Abschied und als Dankeschön. "Es war wirklich sehr berührend", erzählt Geschäftsführerin Marianne Folger
Wohin? Diese Frage stellten sich viele verzweifelte Angehörige von Todkranken, weiß Marianne Folger, die auch Vorsitzende der Hospizgruppe Freising und seit Jahren in der Hospizarbeit aktiv ist. Palliativbetten in Kliniken sind zeitlich limitiert, Seniorenheime nicht der richtige Ort und Hospize in der Region rar gesät. Die nächstgelegenen Hospize sind in München, Ingolstadt oder Vilsbiburg. Seit kurzem gibt es auch ein Haus in der Chiemsee-Region. Dass die Landkreise Erding und Freising über ein gemeinsames Hospiz verfügen, ist der Initiative der MWS-Hospiz-Stiftung des Freisinger Ehepaars Marianne und Werner Folger und ihrer Tochter Sofia zu verdanken. Das Haus sollte allen Gesichtspunkten der Pflege gerecht werden, "aber es sollte auch was Schönes werden, und natürlich sollte es zeitnah fertig sein", so Marianne Folger. Wer das Haus besucht, weiß: Das ist in allen Punkten geglückt.
Anschlüssen für Sauerstoff, Strom und die Patientenglocke
Die Gästezimmer sind hell und hochwertig ausgestattet. Nichts erinnert an Krankheit oder Tod, wäre da nicht die Leiste mit Anschlüssen für Sauerstoff, Strom oder die Patientenglocke. Vom Foyer führt der Weg in den Raum der Stille. Hier können Patienten und Patientinnen, Angehörige und Personal zur Ruhe kommen. Auch der Brunnen aus Jura-Kalkstein ist etwas Besonderes. Roswitha Prehm hat ihn als Schale gestaltet, an der sich "ein Geflecht nach oben hin auflöst", wie sie es beschreibt.
Die MWS-Hospiz-Stiftung investiert mehrere Millionen in das Projekt. Sie hat eine Gesellschaft gegründet, die das Hospiz betreibt, die Sophienhospiz GmbH. Ein Großteil der notwendigen Kosten des Hospizbetriebes decken die Krankenkassen, den Rest muss die Stiftung selbst aufbringen. Weil der Stifterfamilie die hochwertige Ausstattung wichtig ist, geht einiges über die Kassenleistung hinaus.
An der Technik wurde nicht gespart. Die modern ausgestattete Küche zum Beispiel ist "das Herz das Hauses", wie Marianne Folger sagt. Küchenleitung Karin Leidenberger kocht bio und regional. "Das ist ein ganz wichtiger Punkt: Die Gäste sollen in ihren letzten Lebenstagen essen, was ihnen auch schmeckt", erklärt Marianne Folger.
Das Sophienhospiz Freising-Erding ist auf Spenden angewiesen
Das alles hat natürlich seinen Preis. Die Einrichtung ist auf Spenden angewiesen. Die Süddeutsche Zeitung unterstützt zum Beispiel mithilfe des Adventskalenders für gute Werkte das Projekt mit einem hohen sechsstelligen Betrag. Es gibt Großspender, aber auch viele kleine Zuwendungen aus der Bevölkerung, so Marianne Folger.
Bei der offiziellen Einweihung am Freitag, zu der auch Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf und Staatsminister Florian Herrmann kommen werden, wollen Marianne und Werner Folger sowie Heimleitung Rita Gabler allen Spendern Danke sagen - auch dem Ehepaar aus dem südlichen Landkreis Freising, das den neuen Brunnen im Innenhof des Sophienhospiz ermöglicht hat.