Schnelles Internet:Glasfaser für Großköchlham

Lesezeit: 2 min

Maximales Tempo gibt es in Großköchlham bislang nur beim Hunderennen, das dort einmal im Jahr stattfindet. Jetzt sollen die Großköchlhamer auch schnelles Internet bekommen. (Foto: Peter Bauersachs)

Die Gemeinde Taufkirchen bewirbt sich für ein Bundesprogramm für schnelles Internet. So wird auch die ländliche Umgebung mit Internet auf Großstadtniveau versorgt

Von Florian Tempel, Taufkirchen

Der Dorfener Stadtrat hat es schon vor einer Woche beschlossen, nun folgt die Gemeinde Taufkirchen. Beide Kommunen wollen sich für ein Bundesprogramm bewerben, das den Aufbau eines "nachhaltigen sowie zukunfts- und hochleistungsfähigen Breitbandnetzes in untervorsorgten Gebieten" möglich machen soll, wie es in der Projektbeschreibung des Bundes heißt. Ziel ist, auch die Haushalte und Betriebe, die auch nach den derzeitigen Ausbauschritten noch weiße Flecken bleiben, mit Glasfaserkabeln anzuschließen. Gelingt das, würden die bislang abgehängte ländlichen Gebiete auf ein modernes Internettempo katapultiert, das Großstadtniveau hat.

Maximales Tempo bislang nur beim Hunderennen

Zum Beispiel Großköchlham: Einmal im Jahr geht es in dem kleinen Weiler im westlichen Eck der Gemeinde Taufkirchen um maximales Tempo - beim Hunderennen an Pfingsten. Sonst geht das Leben in Großköchlham hier einen ruhigen Gang. Über die Telefonfestnetzleitung kann man nicht vernünftig ins Internet. Weniger als ein Megabit pro Sekunde vergrault einem das Surfen. Man behilft sich deshalb mit LTE-Mobilfunk. Doch das mache "immer wieder Probleme", sagt die Großköchlhamerin Martina Wolter. Bei Sturm und Schneegestöber falle LTE nicht selten aus. Außerdem sei es doch erheblich teurer, als eine Festnetz-Flatrate. Filme übers Internet anzuschauen oder den Sohn Onlinespiele machen zu lassen, sei da nicht drin.

In Taufkirchen und Dorfen ist zwar schon reichlich Glasfaser verlegt worden. Doch bislang nur in die größeren Außenorte. In Dorfen haben die Stadtwerke 40 Kilometer verlegt. In Taufkirchen hat die Deutsche Telekom 16 Kilometer Kabel vergraben, in den kommenden Monaten kommen noch einmal 18 Kilometer dazu. Die Gemeinde Taufkirchen hat das mit einer Million Euro Zuschuss vom Freistaat Bayern und 360 000 Euro Eigenbeteiligung erreicht. In Dorfen hat die Stadt nichts zahlen müssen, weil die Stadtwerke die Leitungen auf eigene Kosten verlegte. Die Telekom hat sich zwar verpflichtet, ebenfalls auf eigene Kosten Glasfaserleitungen in die Außenorte Grün- und Wasentegernbach zu legen, das aber bislang nicht getan.

Keine weißen Flecken mehr

In beiden Kommunen bleiben nach dem Anschluss der größeren Außenorte jedoch noch Hunderte unversorgte Anwesen. In Taufkirchen hat man 630 Haushalte und Betriebe ausgemacht, die nach wie vor abgehängt sein würden. In Dorfen wären es ähnlich viele.

Das Bundesprogramm verspricht nun, auch diese "weißen Flecken" anzuschließen. Als erste Schritt müssen die Anwesen in den Projektgebieten adressenscharf benannt werden. Diese Feinuntersuchung wird vom Bund bezahlt. Danach folgt die eigentliche, detaillierte Antragstellung, die bei einem Erfolg Zuschüsse in Millionenhöhe verspricht. Die Kosten für Glasfaserleitungen zu Weilern und Einzelgehöften sind sehr hoch. In Taufkirchen müssen schätzungsweise 87 Kilometer für 4,2 Millionen Euro verlegt werden. Doch wenn man im Bundesprogramm aufgenommen wird, zahlt der Bund die Hälfte und der Freistaat legt noch einmal etwas drauf.

Eine Million Euro müsste Taufkirchen zahlen

Taufkirchen würde nach ersten Schätzungen eine Eigenbeteiligung von mehr als einer Million Euro bleiben. Die Gemeinde ist bereit, so viel Geld zu zahlen. Wer die Leitungen verlegen wird, ist noch offen. Es könnte die Telekom sein. Möglicherweise baut die Gemeinde in Eigenregie ein Lehrrohrnetz, in das ein Betreiber dann die Glasfaserkabel einzieht. In Dorfen sind die Stadtwerke daran interessiert, ihr Glasfasernetz selbst auszubauen. Die Stadt könnte noch mehr Zuschüsse als Taufkirchen bekommen, da sie in der ersten Ausbaurunde keine Förderung vom Freistaat in Anspruch genommen hat. Die erste Million ist noch offen.

"Ich kann nur jedem raten, möglichst schnell die Bewerbung abzuschicken", mahnte Bundesminister Alexander Dobrindt (CSU) vor einer Woche. Das Programm sei zwar "kein Windhundrennen". Doch die zur Verfügung stehenden 2,7 Milliarden Euro hören sich nur viel an. Eine Studie aus Dobrindts Ministerium schätzt die Kosten für die flächendeckende Glasfaserversorgung in Deutschland auf 90 Milliarden Euro.

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: