Rigorose Entscheidung:Hemadlenz ohne Alkoholexzesse

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"Sei Hemadlenz, kein Sauflenz!" Die Karnevalsgesellschaft und der Dorfener Stadtrat schränken Ausschank hochprozentiger Getränke ein.

Florian Tempel

"Sei Hemadlenz, kein Sauflenz!" Unter diesen Imperativ will die Karnevalsgesellschaft Dorfen (KG) den Hemadlenzn-Umzug am morgigen Donnerstag sehen. Nach den Alkoholexzessen der vergangenen Jahre soll das Spektakel in der Dorfener Altstadt in diesem Jahr durch zwei Maßnahmen gebändigt werden: Das Discozelt am Unteren Markt ist ersatzlos gestrichen und an den Freischankflächen werden keine harten Alkoholika mehr ausgeschenkt.

Mit den bereits im März 2010 einvernehmlich von der KG Dorfen, der Stadtverwaltung und der Polizei vereinbarten Regelungen soll ein "Zeichen für die Tradition" gesetzt werden, sagt die KG-Vorsitzende Barbara Ratajak. Die Tradition verlange zwar keine Alkoholabstinenz, aber eine gewisse Mäßigung. "Es darf an dem Tag auch was getrunken werden, aber nicht so, dass man zum Schluss besoffen in der Gosse hängt."

In den vergangenen Jahren hat der Hemadlenzn-Umzug immer mehr Menschen nach Dorfen gezogen. Für einen nicht unbeträchtlichen Teil der Teilnehmer schien das einzigartige Dorfener Faschingsbrauchtum aber vor allem eine Gelegenheit, sich schon von den Morgenstunden an kräftig zu betrinken. Ein Discozelt auf dem Unteren Markt zog dabei eine Menge junger Menschen an. Im vergangenen Jahr erwies es sich als Zentrum unschöner Vorkommnisse. Es war zeitweise so stark überfüllt, dass sich im Inneren eine aggressive Stimmung aufbaute, während die überfälligen Einlasssperren für erheblichen Unmut bei zum Teil schwerst alkoholisierten Narren sorgten, die draußen bleiben mussten. Der Polizeibericht für den Unsinnigen Donnerstag 2010 vermerkte vier wüste Schlägereien, einen massiven Widerstand gegen Polizeibeamte, Sachbeschädigungen und die Notversorgung von mehr als einem halben Dutzend besinnungslos betrunkener Personen. Ohne das Discozelt, das vor fünf Jahren "für die Jugend eingeführt wurde", verliere der Hemadlenz-Umzug womöglich nun einen Teil seiner Attraktivität für "externe Partygänger", erhofft sich Ratjak.

Das Ausschankverbot für "Branntwein und branntweinhaltige Getränke" an der Bar der KG Dorfen und dem Barwagen der Fußballabteilung des TSV Dorfen - Bier und Sekt gibt es weiterhin -, ist vor allem ein symbolischer Akt. Denn in den Gaststätten der Innenstadt darf weiter ausgeschenkt werden, was die Narren bestellen. Aus der Erfahrung der vergangenen Jahre ist zudem klar, dass viele Hemadlenzn sich harte Getränke, gerne angemischt in übergroßen Plastikflaschen, selbst mitbringen. Das Jugendamt Erding und die Polizei werden in diesem Jahr jedoch verstärkt Alterskontrollen vornehmen und Jugendlichen, die Schnapsgetränke bei sich haben, die harten Getränke abnehmen.

Am traditionellen Ablauf des speziellen Dorfener Faschingstreiben ändert sich sonst nichts. Die mit weißen Nachthemden, Zipfelmützen oder Nachthauben verkleideten Hemadlenzn beginnen den Unsinnigen Donnerstag in Dorfen mit einem frühzeitigen Weißwurstessen. Um 10 Uhr formiert sich der Zug in der Erdinger Straße, holt mit Blasmusik den Bürgermeister im Rathaus ab und das Prinzenpaar aus der Turmstube des Unteren Tors. Weiter geht es dann zum Marienplatz, wo gegen12 Uhr als symbolische Austreibung des Winters eine Strohpuppe an einem Galgen gehenkt und verbrannt wird.

© SZ vom 02.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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