Prozess in Landshut:Mit den Trüffeln kam das Kokain

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Pizzabäcker und Dealer: Ein Erdinger und sein Kompagnon sind nun in Landshut verurteilt worden, weil sie Kunden nicht nur mit Pizzen und Trüffeln beliefert haben.

Florian Tempel

Ein 35-jähriger Mitinhaber eines italienischen Restaurants in Erding ist als Mitglied einer Drogendealerbande vom Landgericht Landshut zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden. Zusammen mit seinem 46 Jahre alten Pizzeria-Kompagnon, der noch auf seinen Prozess wartet, hatte der Mann monatelang mit großen Mengen Kokain gehandelt. Beide Männer stammen wie ihre Rauschgift-Lieferanten und weitere Mithelfer alle aus dem süditalienischen Dorf San Luca, das als eine Hochburg der kalabrischen Mafia 'Ndrangheta bekannt ist.

Der Angeklagte legte ein weitgehendes Geständnis ab, relativierte allerdings seine nach seiner Verhaftung im November 2009 gemachten Aussagen zu den Rauschgiftmengen. In seinen ersten Vernehmungen hatte er angegeben, sein Pizzeria-Partner habe mindestens einmal pro Monat Kokainlieferungen zwischen 200 Gramm und einem Kilogramm erhalten.

Im Prozess sagte er nun, es seien maximal 200 Gramm im Monat gewesen. Er selbst habe nur den kleineren Teil an verschiedene Abnehmner, meist Landsleute, weiter verkauft. Sein Geschäftspartner, der neben dem Restaurant noch einen Trüffelhandel betrieb, habe das restliche Kokain an den Mann gebracht. Wenn dieser seine Feinschmecker-Kunden mit Trüffeln belieferte, habe er stets auch einige Gramm des Rauschgifts mitgenommen.

Wehrmachts-Pistole im Sessel

Sie hätten beide in den letzten Monaten vor ihrer Verhaftung bereits geahnt, dass sie ins Visier der Drogenfahnder der Kripo Erding geraten seien. Sein Kompagnon habe die Lieferanten, die so zu sagen von selbst gekommen seien, sogar gedrängt, "hört doch mal auf, bringt nicht so viel". Sein Geschäftspartner sei jedoch "zu gutmütig" gewesen, "er konnte nicht richtig Nein sagen". Schließlich seien es aber auch "Leute gewesen, mit denen nicht zu spaßen ist".

Die Kripo Erding hatte das Restaurant über ein halbes Jahr observiert und die Telefone der Verdächtigen abgehört. Am 11. November schlug die Polizei zu. Die Hauptlieferanten, ein gewisser Gerardo G. und Antonio P., genannt der schöne Toto, schmuggelten nach den Erkenntnissen der Polizei regelmäßig kiloweise Kokain nach Deutschland. Nur ein Teil davon landete zum Weiterverkauf in Erding.

In der Pizzeria wurde das Kokain in einem Versteck in der Kegelbahn des Restaurants oder im Zimmer des Angeklagten versteckt. Dort fand sich, eingenäht in einen Sessel, auch eine alte, aber voll funktionstüchtige Wehrmachts-Pistole. In seiner ersten vernehmung hatte der Angeklagte gesagt, er habe sich die Waffe zugeklegt, weil "Kokainhandel gefährlich ist".

© SZ vom 22.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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