Obdachlosigkeit:Moosinning plant zweite Notunterkunft

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Ein Mann betritt in München die Nachtunterkunft für Obdachlose. Auch in Moosinning ist die derzeit einzige Notunterkunft nahezu durchgehend belegt. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Der Bedarf in der Gemeinde sei da, sagt Bürgermeister Georg Nagler. Für Bewohner sind Notunterkünfte ein schwerer Schritt, aber auch die Möglichkeit auf eine zweite Chance. Ein junger Mann hat sie genutzt.

Von Regina Bluhme, Moosinning

Moosinning plant eine zweite Notunterkunft für Obdachlose. Neben den bereits seit Jahren genutzten Räumen an der Kirchenstraße soll nun Am Bleichbach ein Wohncontainer errichtet werden. Der Gemeinderat hat den Bauantrag für die Unterkunft vor Kurzem einstimmig befürwortet. Das Notquartier wird drei Menschen zumindest temporär ein Dach über dem Kopf bieten. Für Menschen, deren Leben aus den Fugen geraten ist, kann eine Notunterkunft eine zweite Chance sein. In Moosinning endete die Geschichte eines jungen Mannes mit einem Happy End.

Die Wohnung der Gemeinde an der Kirchenstraße, die seit vielen Jahren als Notquartier genutzt wird, sei stets belegt. "Der Bedarf ist auf jeden Fall da", sagt Moosinnings Bürgermeister Georg Nagler (SPD) auf Nachfrage der SZ. Es wird mitunter sogar richtig knapp mit den Kapazitäten. Zum Beispiel könne man eine Frau mit Kindern nicht bei Männern einquartieren. Da sei es schon vorgekommen, dass auch ein Pensionszimmer angemietet werden musste. Die Gemeinde habe sich deshalb entschlossen, ein weiteres Notquartier auf die Beine zu stellen - etwas Adäquates, "das uns gehört und auf das wir kurzfristig zugreifen können", so Nagler.

Georg Nagler, Bürgermeister von Moosinning. (Foto: Renate Schmidt)

Der Wohncontainer soll am Gelände des Bauhofs entstehen und mit einer Dusche und einer Kochnische ausgestattet werden. Insgesamt ist dort Platz für drei Personen. Mit einem Industriecontainer habe das Quartier nichts zu tun, betont Nagler. In modernen Containerbauten würden heute auch temporär Kindergärten oder Schulklassen untergebracht. Ein gewisses Wohngefühl soll vorhanden sein. Zugleich soll das Quartier eine temporäre Einrichtung sein. Das Ziel sei ja, die Menschen wieder "in den normalen Alltag zu bringen".

Die Errichtung der Notunterkunft Am Bleichbach hat der Gemeinderat Moosinning vor wenigen Tagen einstimmig beschlossen. Aktuell liegt der Bauantrag beim Landratsamt Erding. Die Behörde prüft, ob zum Beispiel die vorgeschriebenen Abstände eingehalten werden und ob der Brandschutz passt. Georg Nagler hofft, dass die Gemeinde noch in diesem Jahr mit dem Bau beginnen kann. Es soll "so schnell wie möglich" losgehen.

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Ein großes Lob gibt es von Bürgermeister Georg Nagler für die Caritas Erding und deren Stelle zur Vermeidung von Obdachlosigkeit. die das bayrische Sozialministerium der Caritas Erding vor vier Jahren genehmigt hat. Als die Sonderförderung Ende 2021 auslief, beschlossen die Gemeinden des Landkreises, sich finanziell daran zu beteiligen. Seit Beginn 2022 ist die Fachstelle dauerhaft eingerichtet. "Einzigartig" sei diese Stelle, erklärt Nagler. Die Mitarbeitenden versuchten prophylaktisch zusammen mit den Klienten alles, um eine Obdachlosigkeit abzuwenden. In eine Notunterkunft zu ziehen, sei hart. "Wir reden hier von persönlichen Schicksalen", so Georg Nagler.

Es gibt in Moosinning auch eine Geschichte mit Happy End zu erzählen und der Bürgermeister erzählt sie gerne: Vor einiger Zeit sei ein junger Mann in der Notunterkunft gelandet. "Ich dachte mir, wie schade, dass so viele Ressourcen brach liegen", erinnert sich Georg Nagler an den Fall. Die Gemeinde habe sich deshalb mit dem Arbeitsamt in Verbindung gesetzt und sich nach einem Projekt erkundigt, in dem der junge Mann stundenweise wieder arbeiten könnte. Denn der Weg zurück ins Arbeitsleben mit festen Zeitabläufen und Strukturen "ist nicht so einfach".

Es klappte. Der junge Mann habe am Bauhof in Moosinning mit vier Stunden täglich begonnen. Er machte sich und sei heute in Vollzeit am Bauhof tätig, verdiene sein eigenes Geld und lebe in einer kleinen Wohnung. "Eine Erfolgsgeschichte", über die sich Bürgermeister Georg Nagler persönlich freut. Er habe größten Respekt vor dem jungen Mann, dass er seine Chance wahrgenommen habe und schließlich wieder auf die Beine gekommen sei.

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