Der Kreisausschuss für Klima, Natur, Struktur, Umwelt und Verkehr empfiehlt dem Erdinger Kreistag, der Integration des gesamten Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen sowie der Landkreise Miesbach und Rosenheim mit ihren Gemeinden, der Stadt Rosenheim sowie dem vorzeitigen Beitritt der Kochelseebahn im Landkreis Weilheim in den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) zuzustimmen. Allerdings nur unter der Bedingung, dass für Erding keine hohen Mehrkosten entstehen.
Am 13. Juli hatte bereits die Gesellschafterversammlung des MVV - vorbehaltlich der Beschlüsse der Landkreise und der Landeshauptstadt München - der Verbunderweiterung einstimmt zugestimmt. Einstimmig fiel der Beschluss auch im Ausschuss, aber nicht ohne Bedenken einiger Kreisräte. Zum einen, weil bei einer Verbunderweiterung sogenannte Harmonisierungs- und Durchtarifierungsverluste anfallen. Die entstehen, wenn Fahrgäste kostenfrei zwischen den Verkehrsanbietern wie Bus, Tram und U-Bahn umsteigen dürfen, wie Kathrin Neueder vom Landratsamt sagte. Zurzeit schätze man, dass jährlich ein Defizit von rund 400 Euro vom Landkreis zu tragen sei.
Erdings Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) fand es zwar "schön", wenn das Angebot ausgeweitet wird, "aber das MVV-System ist jetzt schon restlos überlastet". Und nun packe man noch ein wenig drauf, weil man sich so mehr Fahrgäste verspreche. "Die Schieneninfrastruktur kann das aber schon lange nicht mehr leisten. Und deshalb staune ich, dass diese Erweiterung, ohne die Infrastruktur zu verbessern, einfach so beschlossen wurde." Gotz macht sich Sorgen, dass am Ende auch die S 2 nach Erding, solange der Ringschluss nicht vorhanden ist, eine noch höhere Anfälligkeit durch das Nadelöhr München bekommen werde. "Wir sollten die Medaille immer von zwei Seiten sehen", sagte Gotz. Es müsse nicht nur eine zweite Strecke durch München gebaut werden, sondern die gesamte Stammstrecke saniert werden.
Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) wies auf Nachfrage, was denn sei, wenn Erding nicht dafür stimme, darauf hin, dass der Landkreis einer von acht sei. Diese hätten zusammen nur eine Stimme. Bisher sei es Usus gewesen, dass alle acht mit einer Stimme sprechen. "Deshalb wäre es ein schlechtes Zeichen, wenn wir ablehnen würden." Jede Erweiterung bedeutet für Bayerstorfer auch einen Ausbau von Straßen und Schienen, denn "ein Bus braucht eben Straßen". So wie die Walpertskirchener Spange Gleise. Manche Diskussion in der Öffentlichkeit ist deshalb seiner Meinung nach "nicht glaubwürdig".
Der Planungsausschuss des Freisinger Kreistags hat an diesem Donnerstag einstimmig die Empfehlung ausgesprochen, sich der beabsichtigten Verbunderweiterung anzuschließen. Laut Landrat Helmut Petz (FW) hat dies den Vorteil, dass mit dem MVV-Ticket bis nach Rosenheim oder Lenggries fahren zu können.