Messerattacke:Blutiger Ernst

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Polizei- und Rettungskräfte vorm Schönen Turm, nachdem dort ein Mann drei Menschen mit einem Messer verletzt hatte. Der schwarze Vorhang vor der Durchfahrt gehört zur Kulisse der Schwedenspiele, die am Donnerstag Premiere feiern. (Foto: Regina Bluhme/oh)

Ein 28-Jähriger sticht in der Innenstadt auf drei Männer ein und verletzt einen davon schwer. Die Polizei geht von einem innerfamiliären Streit aus. Die Kripo sucht Zeugen.

Von Regina Bluhme, Erding

Dramatische Szenen haben sich am Dienstag gegen 19 Uhr in der Erdinger Innenstadt abgespielt. Vor einer Shisha-Bar am Schönen Turm stach nach einem Streit ein junger Mann mit einem Messer auf drei Menschen ein und verletzte dabei einen Mann schwer. Noch vor Ort konnte der der 28-jährige Tatverdächtige festgenommen werden. Die Kriminalpolizeiinspektion Erding ermittelt und bittet Zeugen des Vorfalls, sich zu melden.

Am Mühlgraben und vor dem Schönen Turm standen am Dienstag knapp zwei Stunden nach der Tat immer noch mehrere Polizeiautos mit blinkendem Blaulicht, drei Zivilfahrzeuge, Rettungswägen sowie die Feuerwehr. Der Bereich um die Shisha-Bar war mit rot-weißem Polizeiband abgesperrt. Dort, wo sich vor kurzem eine Bluttat abgespielt hat, saßen Besucher und rauchten seelenruhig Wasserpfeife, während die Beamten von Kripo und Polizei bei der Arbeit waren. Ein irritierendes Bild.

Das Motiv für die Tag liegt laut Polizei in "innerfamiliären Konflikten"

Vor der Bar gleich neben der Tanzwelt war es zu dem Streit zwischen dem 28-Jährigen und den drei Kontrahenten im Alter von 51, 47 und 29 Jahren gekommen. Das Motiv für die Auseinandersetzung "ist in innerfamiliären Konflikten begründet", schreibt die Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord am Mittwoch. Der 28-Jährige hat nach Angaben der Polizei keinen festen Wohnsitz, aber seine Freundin ist aus Erding.

Die junge Frau stand wohl auch im Mittelpunkt der Auseinandersetzung. Nach den Ermittlungen hat sich dabei der 28-Jährige gegen die drei Männer aus München zur Wehr gesetzt, auf sie eingestochen und ihnen "teilweise erhebliche Verletzungen" zugefügt. Einer der Männer musste ins Krankenhaus gebracht werden. Gegen den Iraker wird nun wegen eines versuchten Tötungsdelikts ermittelt. Die Kriminalpolizei Erding bittet Zeugen des Vorfalls, sich unter der Telefonnummer 08122/9680 zu melden.

Der Tatverdächtige wirkt ruhig, nur einmal verliert er kurz die Fassung

Gegen 20.30 Uhr führten Beamte den 28-jährigen Tatverdächtigen in Handschellen ab. Der junge Mann ließ sich widerstandslos zum Zivilfahrzeug Am Mühlgraben bringen. Er wirkte ruhig, sein Gesicht ausdruckslos. Als er jedoch bemerkte, dass eine Handykamera auf ihn gerichtet war, verlor er kurz die Fassung. Wütend rief er, er wolle nicht fotografiert werden, und beschwerte sich deswegen bei den Beamten, bevor er ins Auto einstieg.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite warteten am Dienstagabend mit ernsten Mienen ein paar blutverschmierte Gestalten. Es waren die fertig geschminkten Mitwirkenden der Volksspielgruppe Altenerding, die hier am Schönen Turm um 21 Uhr eine Hauptprobe der Schwedenspiele angesetzt hatte. Premiere des Schauspiels, bei dem es um den grausamen Einfall der Schweden anno 1632 geht, ist am Donnerstag. Zum Glück werden hier die Erdinger nur im Spiel durch die Schweden niedergemetzelt. Ein paar Meter weiter war es blutiger Ernst.

Auf Kanonenschläge verzichtet die Volksspielgruppe an diesem Abend

Dass vor dem Schönen Turm die Durchfahrt mit einer schwarzen Vorhandwand verhängt ist, war keine Anordnung der Polizei - die Wand gehört zur Kulisse der Schwedenspiele. Einer der Schauspieler im Söldnerkostüm erkundigte sich bei einem Beamten hinter der rot-weißen Absperrung, ob man heute bei der Probe den Kanonenschlag lieber sein lassen sollte. Spielleiter Erich Peinelt kam dazu und mit dem Einsatzleiter war er sich sofort einig, dass bei dieser Hauptprobe keine Kanonenschläge und keine Pyrotechnik zum Einsatz kommen. Man wollte nicht nochmals den einen oder anderen in Schrecken versetzen.

Eine Frau mit Fahrrad hatte auch noch eine Frage an den Polizeibeamten an der Absperrung. Sie hätte jetzt einen Kurs in der Tanzschule Tanzwelt gleich neben der Bar. Durch den Hintereingang gäbe es eine Möglichkeit, erklärte ihr der Polizeibeamte. Wo der nun genau ist, konnte er ihr aber nicht sagen. Die Frau machte sich auf die Suche, hindurch durch eine Gruppe blutverschmierter Schwedenkrieger.

Auch eine Gruppe junger Männer beobachtete den Tatort vor einem nahen Lokal aus und diskutierte mit ernsten Mienen. Einer schüttelte den Kopf: Erding sei doch eine kleine, ruhige Stadt, sagte er, "und dann so was".

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