Landshut/Freising:Der Deal ist perfekt

Lesezeit: 2 min

Angeklagte müssen mit längeren Haftstrafen rechnen

Von Peter Becker, Landshut/Freising

Das Feilschen hat ein Ende. Die drei Angeklagten in einem Drogenprozess vor dem Landshuter Landgericht wissen jetzt, welche Strafen sie erwarten. Rechtsanwälte, Staatsanwalt und Strafkammer haben sich nach einem weiteren Rechtsgespräch am Freitag geeinigt. Demnach warten auf die Beschuldigten Haftstrafen zwischen gut viereinhalb und etwas über sechs Jahren.

Das Trio hatte in zwei Appartements in einem Wohnheim an der Giggenhauser Straße in Freising gut 30 Kilogramm Rauschgift der verschiedensten Sorten gebunkert. Ein Student hatte die Polizei aufgrund des penetranten Geruchs, der aus der Wohnung drang, informiert. Zwei Beamte der Freisinger Polizeiinspektion trafen dann in dem Wohnheim einen der Angeklagten an, der als Student gemeldet war und unter einer anderen Adresse in Freising lebte.

Wie schon am zweiten Verhandlungstag war der größte Sitzungssaal im Landgericht gut besetzt. Wie damals wurde jeder, "der nicht mit einer schwarzen Robe bekleidet ist", wie Vorsitzender Richter Andreas Wiedemann sagte, vor die Tür geschickt. Am Ende der Rechtsgespräche mit den Prozessbeteiligten stellte er mit Zufriedenheit fest, dass sich die Parteien auf eine Verständigung geeinigt hatten.

Wiedemann stellte den Beschuldigten eine Eingrenzung des Strafmaßes in Aussicht, falls sie denn sämtliche in der Anklageschrift aufgeführten Vorwürfe einräumten. Die Haftstrafen bewegen sich in einem Rahmen von viereinhalb bis zu sechs Jahren und drei Monaten Haft - je nach dem Grad ihrer Beteiligung am Drogenhandel. Der Wertersatz sei da schon berücksichtigt, sagte Wiedemann. Bei einem der mutmaßlichen Drogenhändler fand die Polizei 525 Euro, bei einem in Hamburg festgenommenen Mann sogar 27 950 Euro. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um Drogengeld handelt. Jedenfalls stellten die Ermittler Fingerabdrücke fest. Diese sind Personen zuzuordnen, die bereits in Drogengeschäfte verwickelt waren.

Wiedemann sagte, dass bei einem der Angeklagten ein Tatvorwurf wegfalle. Dies spiele in der Gesamtschau des zu erwartenden Strafmaßes aber kaum eine Rolle. Der Staatsanwalt hatte dem Ersuchen des zuständigen Rechtsanwalts zugestimmt.

Auf Befragen von Vorsitzendem Richter Wiedemann räumten die drei mutmaßlichen Drogenhändler die in der Anklageschrift aufgeführten Vorwürfe ein. Nicht mehr und nicht weniger. Zu den näheren Umständen machte das Trio allerdings keine Angaben. Ihre Rechtsanwälte versicherten immerhin, dass ihre Mandanten an den weiteren Verhandlungstagen Mitteilungen zu ihren persönlichen Verhältnissen machen würden.

Vorgesehen ist, den Prozess am kommenden Freitag im Landgericht fortzusetzen. Zu diesem Termin sind unter anderem drei Sachverständige geladen. Diese sollen Angaben dazu machen, inwieweit die mutmaßlichen Drogenhändler selbst Rauschgift konsumiert haben. Ein Rechtsanwalt hatte darauf hingewiesen, dass eine mögliche Sucht noch gar nicht erörtert worden war. Bei einem der Beschuldigten kommt offenbar eine Einweisung in eine Entziehungsanstalt in Frage. Außer den Sachverständigen sollen nur noch zwei Kriminalbeamte als Zeugen zu Wort kommen. Darauf hatten sich die Prozessbeteiligten geeinigt.

Nicht anwesend war an diesem dritten Verhandlungstag eine 53-jährige Frau aus Ismaning. Sie soll im Auftrag eines der Angeklagten Geld aus dessen Drogengeschäften auf ihr Konto eingezahlt und von dort auf dessen Konto sowie auf das eines anderen Mannes überwiesen haben, gegen den ein gesondertes Verfahren läuft. Laut Anklage soll die Frau gewusst haben, dass das Geld aus Drogengeschäften stammte. Die Mitangeklagte wird von ihrer Rechtsanwältin über den Verlauf der Verhandlung am Freitag informiert.

© SZ vom 07.03.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: