Kommunalwahl in Bockhorn:Drei Kandidaten, ein Programm

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Im Bockhorner Wahlkampf herrscht weitgehend Einigkeit, was die Ziele und Projekte in der Gemeinde anbelangt. Dennoch wollen drei Kandidaten Hans Schreiner im Amt des Bürgermeisters beerben

Von Sara Maria Behbehani, Bockhorn

Der Kommunalwahlkampf in Bockhorn läuft überwiegend harmonisch ab, und das obwohl sich im Amt des Bürgermeisters ein Wechsel vollzieht. 18 Jahre war Hans Schreiner (Freie Wähler) Bürgermeister, doch im März will er bekanntlich Martin Bayerstorfer (CSU) an der Spitze des Landratsamtes ablösen. Nun streben drei Kandidaten seine Nachfolge an. In ihren Zielen und Anliegen stimmen sie jedoch weitgehend miteinander überein. Einer der Kandidaten ist Lorenz Angermaier, 59, Diplom-Ingenieur und Manager im Entwicklungs- und Vertriebsbereich eines Automobil-Zulieferers, Vater von drei erwachsenen Kindern und derzeit Zweiter Bürgermeister. Er gehört der Bürgerliste Kirchasch an und wird von ihr und der Freien Wählergemeinschaft Bockhorn unterstützt. Dieses Bündnis hat bisher eine breite Mehrheit, stellt den Ersten und den Zweiten Bürgermeister und neun von 16 Gemeinderäten. Bei den Kommunalwahlen 2014 kam die Freie Wählergemeinschaft auf knapp 39,75 Prozent der Stimmen, die Bürgerliste Kirchasch auf 17,04 Prozent. Die CSU erhielt 26,64 Prozent, die Grünbacher Liste 16,57 - beide stellen ebenfalls eigene Bürgermeisterkandidaten.

Angermaier hat sich dazu entschieden, auf keiner Liste anzutreten. "Ich möchte ein Bürgermeister für die ganze Gemeinde sein - partei- und ortsübergreifend", sagt er. "Wir sind eine kleine Gemeinde, da sollten wir uns nicht auseinanderdividieren lassen. Wir im Gemeinderat verstehen uns als Sacharbeiter, nicht als Politiker." Dass er das Risiko eingeht, nicht mehr im Gemeinderat vertreten zu sein, sollte er nicht als Bürgermeister gewählt werden, nimmt er bewusst in Kauf. "Dann werde ich aus dem Gemeinderat ausscheiden und das Geschehen dort interessiert von außen verfolgen", sagt er. "Aber mich von parteipolitischer Zugehörigkeit freizumachen steht für mich im Zentrum und überwiegt in ihrer Wichtigkeit auch den Rest." Angermaier sitzt seit zwölf Jahren im Gemeinderat von Bockhorn. In seiner langjährigen Erfahrung sieht er das, was ihn als Bürgermeister auszeichnen würde: "Meine Kandidatur gründet auf Erfahrung und Kompetenz." Nach so langer Zeit wisse er unter all den Kandidaten am besten, was einen Ersten Bürgermeister ausmache.

Nach 18 Jahren gibt es einen Wechsel im Rathaus von Bockhorn. Der langjährige Bürgermeister Hans Schreiner will Landrat werden. Um seine Nachfolge bewerben sich drei Kandidaten, zwei Männer und eine Frau. Der Wahlkampf läuft bislang harmonisch ab. (Foto: Renate Schmidt)

Seine Herausforderin der CSU, Sabine Huber - medizinische Fachangestellte, 45 Jahre alt und Mutter von zwei jungen Töchtern - erscheint da wie ein Gegenentwurf zu ihm. Wo Angermaier seine lange Zeit in der Politik als entscheidenden Vorteil wertet, sieht sie, die erst seit kurzem in der Politik und noch gar nicht im Gemeinderat vertreten ist, das genau andersherum. Was sie abhebe sei, dass sie eine Frau und mit ihren 45 Jahren deutlich jünger sei, sie stehe für einen längeren Zeitraum als nur für eine Amtsperiode. "Ich bin nicht vorbelastet. Ich habe keine alten Denkmuster. Ich habe noch Power. Außerdem würde eine Frau der Gemeinde guttun", sagt sie. "Ich glaube, dass Frauen diplomatischer sein und Leute besser zusammenführen können. Da steckt mehr Herz und Wohlwollen dahinter. Man gelangt mit mehr Offenheit zum selben Ziel." Den Vorwurf, er würde die Politik für die nächste Amtsperiode nur noch verwalten und über diese eine Amtszeit nicht hinausdenken würde, weist Angermaier jedoch von sich. Er wolle für die Zukunft der Gemeinde arbeiten und anpacken, sagt er.

Der dritte Bewerber um das Amt des Bürgermeisters ist Walter John, 59, Metallbaumeister und Feuerwehrkommandant sowie Vater von drei erwachsenen Kindern. Er tritt als Spitzenkandidat der Grünbacher Liste an, die mit dem Sinnflut-Macher Peter Feller auf Platz zwei noch einen bekannten Vertreter stellt. Als er erfahren hat, dass Hans Schreiner als Bürgermeister aufhört, sei für ihn sofort klar gewesen, zu kandidieren. Und auch er habe sich als übergreifender Kandidat der Freien Wählergemeinschaft angeboten, die selbst keinen eigenen Kandidaten aufgestellt hat. Von der Kandidatur von Angermaier zeigt er sich überrascht.

Walter John (Grünbacher Liste). (Foto: Renate Schmidt)

Dass die Freie Wählergemeinschaft nach so vielen Jahren, in denen sie den Bürgermeister stellte und stärkste Kraft im Gemeinderat ist, keinen eigenen Kandidaten aufstellt, mag erstaunlich wirken. Für Thomas Fisch auf Platz eins ist das aber nicht weiter tragisch. "Wir haben uns auf die Suche gemacht", sagt er. "Aber wir haben hohe Anforderungen an einen Kandidaten gestellt. Und jemanden aus unseren Reihen zu nominieren, nur damit unsere Gruppierung einen Kandidaten hervorbringt, ist nicht in Frage gekommen." Ihnen sei besonders die Erfahrung wichtig gewesen, und als sie in ihren eigenen Reihen niemanden gefunden hätten, sei der Weg zu Angermaier ein kurzer gewesen.

Große Meinungsverschiedenheiten findet man im Bockhorner Wahlkampf jedenfalls nicht. Alle Kandidaten sind gegen die von Stadt und Landkreis Erding geplante Nordumfahrung Erding und plädieren für eine alternative Route. Das Projekt Schule 2025 haben sich zumindest Freie Wählergemeinschaft, Bürgerliste Kirchasch und die CSU auf die Fahnen geschrieben. Damit soll die Schule in Bockhorn zukunftsorientiert gestaltet werden. Alle drei Bürgermeisterkandidaten sprechen das Wachstum der Gemeinde an, das man sinnvoll gestalten müsse. Dabei werden der Bau einer Mehrzweckhalle genannt, eine Tagesbetreuung für Senioren und eine lokale Versorgung mit Lebensmitteln.

Sabine Huber (CSU/Unabhängige Bürger). (Foto: privat)

Auch den Breitbandausbau will John vorantreiben, bisher gebe es schlechtes Internet, dabei seien die Glasfasernetze der Telekom eigentlich schon verlegt, man könne jedoch nicht darauf zugreifen. Das müsse man bis ganz oben in die Politik "publik machen, was das für ein Saustall ist bei uns", sagt er. Und auch mit dem Mobilfunknetz ist er nicht zufrieden. "Bei uns ist Telefonieren mit dem Handy nicht möglich. Da bricht einer zusammen, und du kannst nicht mal 112 wählen." Er ist nicht der einzige mit diesem Anliegen.

"Wenn alle dasselbe wollen, weil sie wissen, wo es brennt, dann ist das doch gut für die Gemeinde", sagt John. Das sieht auch Huber so: "Es ist doch schön, wenn man gemeinsame Ziele hat, dann kann man vernünftig miteinander arbeiten." Insgesamt, so heißt es, herrsche im Gemeinderat eine angenehme Diskussionskultur. Nur eines kritisiert John: "Es fehlt der Mut zu Entscheidungen." Hier würde er freier, ohne Angst und mit mehr Durchsetzungsvermögen agieren. "Jeder redet über dieselben Dinge, aber es tut keiner was. Man muss auch mal auf den Tisch hauen."

Der bisherige Zweite Bürgermeister Lorenz Angermaier (Bürgerliste Kirchasch). (Foto: privat)

Ob die Harmonie in Bockhorn bestehen bleibt, wird sich von Mai an zeigen. Erstmals dürfte dann, wenn das neue Gremium seine Arbeit aufnimmt, auch die AfD im Gemeinderat sitzen.

Freie Wählergemeinschaft Bockhorn: Thomas Fisch, Gottfried Widl, Annelie Hinterwimmer, Martin Haindl, Anderas Scharl, Katharina Berger, Korbinian Gruber, Edeltraut Kaiser, Simon Waxenberger, Sandra Bachmeier, Tobias Pflanzelt, Josef Schneider, Nikolas Maier, Benedikt Sosa, Marcell Garcia, Wilhelm Lämbgen. Bürgerliste Kirchasch mit Umgebung: Hubert Strasser, Peter Brenninger, Christof Kronseder, Anton Bauer, Thomas Angermaier, Regina Holzner, Sabine Hörmann, Maria Maier, Manfred Hörmannsdorfer, Rainer Althier, Sebastian Schrimpf, Daniel Brenninger, Alfred Ascher, Franz Brandhofer, Johannes Bals, Andrea Brielmair. CSU/Unabhängige Bürger: Sabine Huber, Bernhard Stein, Margit Fasching, Franz Auer, Martin Mair, Anton Schlehhuber, Franz Herbst, Josef Vieregg, Klaus Adelsperger, Felicitas Loidl, Maria Anna Westermaier, Michael Stock, Johannes Stein, Elisabeth Cronauer, Doreen Graf, Beate Eder. Grünbacher Liste: Walter John, Peter Feller, Klaus Oehm, Stefan Strasser, Josef Pommer, Maria Villani-Stenglein, Michaela Zeiser, Armin Blattenberger, Simon Lechner, Odile Binding, Dominik Denzinger, Michael Bölsterl, Stefanie Gaigl, Reiner Stein, Thomas Greinke, Florian Reiter. AfD: Dieter Kuhn, Anja Koch, Ludwig Molocher, Christian Koch, Beate Koch, Marion Gawöhn, Manfred Börnert, Arno Gawöhn.

© SZ vom 05.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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