Energiewende:"Die Leute haben darauf gewartet"

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Vor allem Wälder im Süden Münchens sind als Vorranggebiete für den Bau von Windkraftanlagen vorgesehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Bürger-Energie Isental zeigt, was Bürgerbeteiligung bei der Energiewende bedeutet. Nachdem eine Gruppe von sieben Initiatoren die Gründung einer Genossenschaft für die regionale Stromproduktion angestoßen hat, machen mittlerweile 60 Aktive in einem halben Dutzend Arbeitskreisen mit.

Von Florian Tempel, Isen

Die Idee einer genossenschaftlich aufgestellten Bürger-Energie Isental kommt bei den Bürgern in den vier Gemeinden Isen, Buch, Lengdorf und Sankt Wolfgang offenbar sehr gut an. Zu siebt ging es im Sommer los, mittlerweile beteiligten sich etwa 60 Leute aktiv an der Planung und dem Aufbau einer Genossenschaft zur regionalen Stromerzeugung, sagt Heiko Koxholt, der Vorsitzende des Gründungsvereins. Weitere 60 Personen unterstützten das Projekt als fördernde Mitglieder. Das ist das erste Fazit wenige Monate nach dem Startschuss: Bürgerbeteiligung bei der Energiewende funktioniert und bedeutet weit mehr, als mit privaten Geldeinlagen am Bau von Photovoltaik- oder Windkraftanlagen zu partizipieren. "Die Leute haben darauf gewartet", sagt Koxholt, "das hat schon bei ganz vielen geschlummert."

Dass so viele Menschen bei der Bürger-Energie Isental mitmachen wollen, "das überrascht uns auch", sagt Heiko Koxholt, der mit sechs Bekannten zusammen die Initialzündung gegeben hat. Den Leuten, die nicht nur zu den Informationsabenden, sondern nun auch zu den Arbeitstreffen kommen, ging es wohl genauso wie den sieben Initiatoren. Sie interessieren sich ganz einfach für das Thema, weil sie die technische und die organisatorische Ebene der Energieproduktion spannend finden. Das ist nicht verwunderlich, sagt Koxholt, weil viele in ihrem privaten Bereich, bei eigenen Gebäuden oder Betrieben Erfahrungen sammeln. Viele teilen zudem die Überzeugung, dass man die Realisierung der Energiewende nicht nur großen Konzernen überlassen sollte, sondern dass das auf überschaubarer regionaler und lokaler Ebene passieren sollte.

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Nachdem in Isen, Sankt Wolfgang, Buch und Lengdorf gut besuchte Informationsabende stattgefunden haben, kommt man inzwischen regelmäßig zu Arbeitskreistreffen zusammen, wie Koxholt sagt. An diesem Samstag fand bereits das vierte Aktiventreffen statt. Es gibt aktuell sechs thematisch aufgeteilte Arbeitskreise zu Verwaltung und Organisation, Öffentlichkeitsarbeit, Sonnenenergie, Windkraft, Biogas und Spezialtechnologien sowie Netzinfrastruktur. Koxholt ist begeistert, wie viel und wie unterschiedliche fachliche Expertise die Aktiven mitbringen. "Da sind Fachleute aus allen möglichen technischen Bereichen dabei, aber auch viele andere Experten auf ganz anderen Gebieten." Es sei eine tolle Erfahrung, dass in einer überschaubaren Region von nur vier Gemeinden so viel Wissen, Können und Wollen vorhanden sei. Aktuell entstehe mit viel Schwung "ein Kollektiv", in dem "jeder etwas beitragen kann". Und selbst diejenigen, die keine Spezialkenntnisse mitbrächten, seien willkommen. "Das hilft uns, auf dem Boden zu bleiben und uns nicht zu verzetteln."

Ein erstes ganz konkretes Vorhaben, das eifrig vorangetrieben wird, ist die Realisierung eines "Gründungsprojekts", sagt Koxholt. Man sei daran, eine Photovoltaikanlage für die Eigenversorgung eines kommunalen Abnehmers zu konzipieren. Bis zum Sommer soll das geschafft sein. Das ist zwar nur ein relativ kleines Projekt. Doch damit wird der Grundstein für eine Gesellschaft gelegt, mit der die angestrebte, noch zu gründende Genossenschaft "in die wirtschaftliche Tätigkeit einsteigen kann".

Der Knackpunkt ist der Ausbau des bestehenden Stromnetzes

Das große Ziel ist der Bau von mindestens einer, eher mehreren Windkraftanlagen, da diese große Mengen Strom liefern. Die Initiatoren der Bürger-Energie Isental haben mehrere potenzielle Standorte im Blick. Der Regionale Planungsverband hat unlängst alle diese Standorte als grundsätzlich geeignete Vorranggebiete für Windkraftanlagen bestätigt.

Ein ganz wichtiger Punkt ist dabei, ob und wie die Netzinfrastruktur ausgebaut werden kann, um große Windkraftanlagen ans Netz anschließen zu können. "Das ist der Knackpunkt in unserer Region", sagt Koxholt. Die Initiatoren der Bürger-Energie Isental haben bereits erste Gespräche mit dem Netzbetreiber Bayernwerk geführt, der das regionale Stromnetz von den Kraftwerken Haag übernehmen wird. Im Januar wird man sich wieder treffen, um auszuloten, wie das Netz auch im Sinne der Bürger-Energie Isental ausgebaut werden kann.

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