Vor einem Jahr wurde in Loipfing nach einer längeren Pause wieder einmal eine tolle Ausstellung gezeigt. Unter dem Titel "Arto Phanessi - Mondgedichte und -bilder" waren gänzlich unerwartete Fundstücke zu sehen. Im Nachlass des Hofkunst-Mitbegründers Peter Kleinschmidt fanden sich handgebundene Zeichnungen und Gedichte, die der 2020 Verstorbene als junger Mann selbst verfasst und gefertigt hatte.
Wolfgang Schierl schaute sich das an und war derart begeistert, dass er zusammen mit Petra Haller eine bibliophile Veröffentlichung des kleinen Gedicht-Zyklus realisiert hat. Die sechs Mondgedichte und die dazugehörigen Bilder sind in einer wunderbaren Loseblatt-Ausgabe in einer Miniauflage von 50 Stück erschienen.
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Der ehemalige Direktor der Otto-Falkenberg-Schule hatte sich mit seiner Frau Wiebke Anfang der 1990er Jahre in Loipfing niedergelassen und zusammen mit Petra und Claus Haller einen alten Hof nicht nur zu einem Lebens-, sondern auch Kulturort gemacht hat. Im umgebauten Kuhstall kam 1999 unter anderem Grabbes vermeintlich unspielbares Theaterstück "Der Cid" fast 200 Jahre nach seiner Entstehung zur Uraufführung.
Seine eigenen frühen Werke legte Peter Kleinschmidt indes als unbeachtlich oben auf einen Schrank und wollte nichts mehr von ihnen wissen. So war er, sagt Wiebke Kleinschmidt-Gröndahl. Er wollte als junger Mensch Pianist werden und hat komponiert. Doch als er sich für das Theater entschied, fasste er nie wieder ein Klavier an, das Kapitel war für immer abgeschlossen.
Vor drei Jahren starb Peter Kleinschmidt im Alter von 80 Jahren. Bei der Sichtung seines Nachlasses fanden sich die Gedichte, die er als 19-Jähriger unter dem Pseudonym Arto Phanessi - ein Anagramm von Aristophanes - verfasst hatte. Zu jedem schuf er eine farbige Illustration und fasste das Ganze in einer Mappe zusammen. Ein Künstlerbuch eines jungen Mannes, der seinem Alter entsprechend alles ausprobieren und alles können wollte.
Erstlingswerke sind nicht unbedingt die schlechtesten, ganz im Gegenteil sind sie oft ziemlich gut. Der Wartenberger Wolfgang Schierl war "sofort fasziniert", als er die Mondgedichte als Ausstellungsbesucher las und die Bilder dazu sah. Schierl ist ein Lyrik-Fan und er liebt schöne Bücher. Er produziert selbst in Handarbeit und in kleiner Auflage bibliophile Ausgaben. Auch die Mondgedichte von Peter Kleinschmidt hat er in althergebrachter Weise aus einzelnen Bleisatzlettern gesetzt und die einzelnen Seiten auf einer Handpresse gedruckt. Die Bilder sind in einem sehr gelungenen Digitaldruck vervielfältigt worden. Alles in allem, mit Vorwort und Impressum, sind es 16 Seiten, die lose in einer grünen Portfolio-Mappe in einem schönen Hochformat eingelegt sind und im Verlag Officin Albis erschienen.
Es sind nur sechs kurze Gedichte, aber es sind doch sehr verschiedene lyrische Texte. Der Mond ist eine Klammer, aber nur als lose verbindendes Element. Es ist Lyrik, die in ihre Entstehungszeit, das Jahr 1959, passt. Assoziativ, mit Anklängen an zeitgenössische und expressionistische Gedichte. Wolfgang Schierl ist absolut begeistert: "Für mich ist das ein literarisches Ereignis."
Ein Exemplar kostet 29 Euro und ist bei Hofkunst Loipfing, www.hofkunst.de , erhältlich.