Fraunberg:Symphonische Konzerte in Wirtshaussälen

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Die Mischung macht's: das Orchester Fraunberg und seine musikalische Leiterin Uta auf dem Hövel (Mitte). (Foto: Orchester Fraunberg)

Das Gemeindeorchester Fraunberg feiert sein 20-jähriges Bestehen mit drei Konzerten. Zum Auftakt spielt man im Gasthaus Rauch in Grucking, im Herbst dann im Gasthaus Strasser in Oberbierbach und im Dezember im Bürgersaal.

Von Florian Tempel, Fraunberg

"Wir sind ein klassisches Symphonieorchester", sagt Ute auf dem Hövel ganz unprätentiös, dabei ist es doch etwas ziemlich Besonderes. Ist das nicht fantastisch? Ein Symphonieorchester in einer 4000-Einwohner-Gemeinde mitten im Landkreis Erding. Der Bürgermeister hier ist Landwirt, es gibt ein altes Schloss und eine Wallfahrtskirche, westlich der Strogen reihen sich die Äcker flach aneinander und östlich des Flüsschens gehen die Hügel sanft rauf und runter. Man ist hier unzweifelhaft auf dem Land. Es gibt in der Gemeinde drei Freiwillige Feuerwehren, sechs Schützenvereine und drei Gartenbauvereine.

Das Gemeindeorchester Fraunberg wurde vor 20 Jahren gegründet und deshalb gilt es in diesem Jahr ein Jubiläum zu feiern. Das Orchester bleibt am Boden, hier wird nicht übertrieben auf den Putz gehauen - es wird heuer drei statt der sonst üblichen zwei Konzerte geben. Die Aufführungsorte sind so ländlich, wie es in Fraunberg eben ist, und auch sie passen und gehören zum Konzept. In zwei Wochen tritt das Gemeindeorchester im Saal des Gasthauses Rauch in Grucking auf und Ende September spielt man im Saal im Gasthaus Strasser in Oberbierbach. Die Wirte wollen keine Saalmiete vom Orchester, das ist Ehrensache. Mitte Dezember, zum Abschluss des Jubiläumsjahrs, steht noch ein Konzert im Bürgersaal in Fraunberg an, wo die etwa 30 Musikerinnen und Musiker jeden Donnerstagabend proben.

"Jeder, der ein klassisches Orchesterinstrument spielt, kann bei uns mitspielen"

Ute auf dem Hövel, die musikalische Leiterin und Dirigentin des Orchesters, hebt nicht das ländliche Drumherum hervor, sondern betont einen anderen Aspekt: "Das Besondere ist, dass jeder, der ein klassisches Orchesterinstrument spielt, bei uns vorbeikommen kann und einfach mitspielen darf." Man muss kein Vorspiel absolvieren, sondern kann sofort einsteigen. "Das mache ich ganz bewusst so", sagt Ute auf dem Hövel. Sie liegt damit nicht nur im Trend des niederschwelligen Angebots, wie man das so nennt, sondern sie hat damit Erfolg. Das Orchester ist in den elf Jahren unter ihrer Leitung beträchtlich gewachsen. Aktuell hat es eine schöne Mischung aus Streichern, Holz- und Blechblasinstrumenten, Schlagwerk und einer Harfenistin, es sind viele Frauen, aber auch einige Männer, und vor allem Menschen in jedem Alter. Das jüngste Mitglied ist 15, das älteste schon 80 Jahre. Diese Diversität trägt zu einer "sehr netten, kollegialen Stimmung im Orchester" bei, sagt Ute auf dem Hövel.

Die musikalische Leiterin war von 2004 bis zum vergangenen Sommer Musiklehrerin an der Kreismusikschule Erding für Violine und Viola. Davor war sie 15 Jahre lang Bratschistin am Staatstheater Kassel. Außerdem war sie Gründerin und jahrelanges Mitglied des Spohr-Quartetts. Ihr Vorgänger und erster Dirigent des Fraunberger Gemeindeorchesters war der 2016 verstorbene Helmut Ellebrecht.

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Für das erste Jubiläums-Konzert hat Ute auf dem Hövel ein schönes Programm zusammengestellt. Los geht es natürlich mit einer Ouvertüre, in diesem Fall aber nicht zu einer Oper, sondern zum Schauspiel "Coriolan", für das Ludwig van Beethoven das musikalische Vorspiel komponierte. Danach erklingt mit einer Sinfonie von Johann Stamitz ein Stück, dass das Orchester in den 20 Jahren seines Bestehens schon mehr als einmal gespielt hat, "und das alle sehr mögen". Bei einem anschließenden Konzert von Antonio Vivaldi sind nur die Streicher im Einsatz. Die Solopartien werden von der neunjährigen Shirley Jian und dem elfjährigen Jakob Tongson gespielt. Nach der Pause gibt es die Ouvertüre zu Willibald Glucks Oper "Iphigenie auf Aulis", das erste Stück, das Ute auf dem Hövel mit dem Orchester erarbeitet hatte. Zum Abschluss erklingt George Bizets "L'Arlésienne"

Gemeindeorchester Fraunberg, Samstag, 24. Februar, 18 Uhr, Gasthaus Rauch, Grucking. Reservierungen bei Anni Gfirtner unter Telefon 08084/2081, Eintritt frei, Spenden erbeten.

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