Ermittlungen der Kripo Erding:Familienbande greift Payback-Punkte ab

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Die Zentralstelle Cybercrime Bayern der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg hat Anklage gegen fünf Beschuldigte erhoben. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

Ein Ehepaar und ein Sohn sollen neun Millionen Payback-Punkte im Wert von 90 000 Euro im Darknet gestohlen und an sich selbst ausgezahlt haben. Eine Tochter und ihr Mann werden wegen Beihilfe angeklagt.

Von Florian Tempel, Erding

Vor drei Jahren hatten Beamte der Kripo Erding einen heute 47 Jahre alten Mann und seine drei Jahre ältere Frau unter dem Verdacht des Payback-Punkte-Betrugs im großen Stil festgenommen. Die beiden wurden Anfang Januar 2021 von einem Fahnder-Team in Erding "auf frischer Tat gestellt", wie es damals im Polizeibericht hieß. Nach jahrelangen weiteren Ermittlungen zusammen mit einem spezialisierten Kommissariat des Polizeipräsidiums München hat die bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg angesiedelte Zentralstelle Cybercrime Bayern nun Anklage gegen das Ehepaar und drei weitere Familienangehörige erhoben. Insgesamt sollen Payback-Punkte im Gesamtwert von mehr als 90 000 Euro abgegriffen worden sein.

Laut der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg hat das Ehepaar, das zuletzt im baden-württembergischen Enzkreis gelebt hat, die Betrugsmasche zusammen dem 27-jährigen Sohn der Frau geplant und durchgezogen. Im Darknet habe sich das Trio zunächst die Zugangsdaten "zu einer Vielzahl an gehackten Payback-Konten verschafft". Danach ging es an festinstallierten Service-Terminals in verschiedenen Supermärkten und Discounter-Filialen weiter. Dazu reiste das Ehepaar mehrmals extra nach Erding. Der Gegenwert der abgegriffenen Payback-Punkte wurde letztlich an der Ladenkasse auf Bankkonten eingezahlt, die die Betrüger eigens zu diesem Zweck eingerichtet hatten. Nachdem mehrere solche betrügerische Datenabgriffen in Erding festgestellt worden waren, wandte sich der Betreiber des Rabattsystems gezielt an die hiesige Kripo.

Knapp 1900 Payback-Punkte-Sammler und Sammlerinnen sind geschädigt worden

Das Ehepaar soll den Ermittlungen nach von Juli 2020 bis zu seiner Festnahme im Januar 2021 mehr als 7,8 Millionen Payback-Punkte von 1672 Geschädigten im Gesamtwert von 78 417 Euro unberechtigt eingelöst haben. Ihr Sohn respektive Stiefsohn soll danach noch weiter gemacht haben. Ihm wird zur Last gelegt, im März 2021 in Filialen einer Drogeriekette und einer Gartenmarktkette weitere 1,2 Millionen Payback-Punkte von 213 Geschädigten "missbräuchlich für eigene Zwecke verwendet" zu haben.

Dem mehrfach vorbestraften 27-Jährigen, der sich aktuell in anderer Sache in Haft befindet, werden in der Anklageschrift 399 Fälle des gewerbsmäßigen Computerbetrugs zur Last gelegt. Bei seinem Stiefvater und seiner Mutter sind es je 274 Fälle. Das Gesetz sieht für jeden Fall eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren vor. Der Prozess wird in Landshut stattfinden.

Als Nebentäter sind die 28-jährige Schwester des inhaftierten mutmaßlichen Haupttäters und ihr ebenfalls 28-jähriger Ehemann aus dem Landkreis Berchtesgadener Land ermittelt worden. Sie sollen ihren Verwandten Bankkonten zur Verfügung gestellt haben, auf denen der Gegenwert Payback-Punkte gutgeschrieben werden konnte. Sie müssen sich deshalb wegen Beihilfe zum Computerbetrug verantworten. Auch die 28-jährige Frau ist laut Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg bereits mehrfach strafrechtlich in Erscheinung getreten.

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